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Ausgesetzt - Zurückgelassen

Das sind Worte und Gefühle, die sich tief bei mir eingeprägt haben.

Das 1. Mal als Kind zurückgelassen, nachts im Park bei Gewitter. So sollte ich lernen, meine Angst zu beherrschen. Das 2. Mal in meiner Ehe. Wir waren mit dem Auto kurz vor Wuppertal, da ging nichts mehr. Wir brauchten eine Werkstatt. Es war bereits Abend, mein Mann ging bis zur Stadt, ließ mich und meine 2-jährige Tochter im Auto. Er kam nicht zurück, es wurde immer später, ich blieb in der Nacht allein und fühlte mich elend und ausgesetzt. Am nächsten Morgen kam er, gut gelaunt mit einem Werkstattwagen und sagte: „Gestern Abend war alles zu, ich habe in einer kleinen Pension übernachtet, für uns beide und das Kind hätte das Geld nicht gereicht.“ Schweigend und fassungslos wartete ich, bis die Reparatur fertig war, dann fuhren wir weiter. Über diese Ehe gibt es nichts mehr zu sagen, fünf Jahre später hatte ich die Kraft, mich zu trennen.

Jahre vergingen, ich machte 1995 für 2 Wochen allein Urlaub auf Kreta. Es war eine herrliche Zeit. Ich meldete mich zu einer Bootsfahrt an, die Fahrt sollte mit Angeln verbunden sein und auf einer unbewohnten Insel war ein Picknick geplant. Es war eine wunderschöne Fahrt, freundliche Mitfahrer, ich hatte zwar nichts gefangen, aber diesen Ausflug sehr genossen. Der Fischer hatte Salate vorbereitet, die gefangenen Fische wurden gegrillt und die Stimmung war bei herrlichem Wetter ausgelassen und fröhlich.
Kurz vor der Rückfahrt musste ich nochmal, da es bis rüber nach Kreta ca. eine Stunde dauern sollte. Es gab einen Sandstrand, dahinter steinige Berge. Während ich mir ein nicht einsichtiges Plätzchen hinter dem Felsen suchte und vorher Bescheid sagte, wurde alles zusammen gepackt und ins Boot verladen.

Es hatte wohl länger gedauert und ich wurde einfach vergessen, das Boot war schon so weit draußen, dass man mein Rufen nicht mehr hörte. Da stand ich, fassungslos auf einer einsamen Insel mitten im Meer, es dämmerte bereits und Angst kroch in mir hoch. Ich stellte mir vor, die Nacht allein dort zu bleiben, es würde stockfinster werden und ich hatte keine Ahnung, welche Tiere auf diesem Fleckchen Erde lebten. Panikanflüge kamen und gingen, ich versuchte, mich zu beruhigen und schließlich begann ich, laut zu singen und Gedichte zu rezitieren, weil ich die Stille und das Rauschen des Meeres kaum ertragen konnte. Ich suchte mir einen erreichbaren Platz auf einem Felsvorsprung , falls das Wasser in der Nacht steigen würde und schaute angestrengt in Richtung Kreta.

Nach ca. 3 Stunden sah ich ein Licht in der stärker werdenden Dunkelheit, es musste ein Boot sein, das langsam näher kam. Ich schrie und winkte wild, man hatte mich tatsächlich vermisst. Viele Steine vielen von mir ab und plumpsten ins Meer. Als der alte Fischer mit einem anderen Griechen auf mich zu kam, fiel ich ihnen in die Arme und heulte, wie ein Schlosshund.
Am Hafen auf Kreta stand johlend fast vollzählig die ganze Gruppe und luden mich zum Essen ein. Ein unvergessliches Abenteuer.

Einsame griechische Insel

Autor: Feierabend-Mitglied

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