Das Leben ist immer für uns
Das Leben ist "für" uns. "Immer".
Also zu unseren Gunsten. Auch, wenn wir uns nicht gut fühlen oder etwas Trauriges oder Schlimmes erleben. Ein Widerspruch? Schon. Und trotzdem ist es so. Weil jede, wirklich jede Erfahrung für etwas gut ist.
Und wenn das so ist, wenn wir alles so auffassen, als sei es zu unseren Gunsten, dann leben wir dieses tiefe Wissen, dass das Leben "für" uns ist und alles seinen Sinn hat. Wir nehmen an, was ist und sehen es als Lernerfahrung. Wir regen uns nicht mehr auf. Wir ärgern uns weniger. Wir beschweren uns nicht.
Mir gelingt diese Sicht auf die Dinge zunehmend besser. Ich hab die Eigenmacht und Verantwortung, mich dafür zu entscheiden, diese Sicht einzunehmen.
In den letzten Wochen und Monaten lese ich in vielen Foren über die Entwicklung der Menschheit zum Negativen. Sei es im Umgang mit der Natur, in zunehmender Gewaltbereitschaft, über die Oberflächlichkeit der Jugend, über die Flucht in Computerspiele, Drogen und Machtmissbrauch und immer werden dafür Schuldige gefunden, die wiederum bekämpft werden müssen. Und so geht diese Spirale immer weiter.
Ich habe durch mein Altwerden die Chance, die Entwicklung der letzten Jahrzehnte mit mehr Distanz zu betrachten.
Wann immer eine Gesellschaftsform sich als verkrustet und festgefahren zeigte gab es einen Umschwung in ein Extrem. Nach dem Krieg ging es um Aufbau, Wohlstand, Kinder liefen mit und wurden oft nach den alten, scheinbar bewährten Erziehungsmethoden erzogen. Daraus entwickelte sich die Kinderladenbewegung mit den Extremen von totaler Freiheit ohne Orientierung, und viele Erzieher schwammen auf dieser Welle mit, um ihre eigene verlorene Freiheit unreflektiert auszuleben. Mehr und mehr pendelte sich das ein und es entwickelten sich neue Ansätze von Erziehung, die auf Achtsamkeit, Förderung und Orientierung aufgebaut sind.
Auch die Hippie-Bewegung führte eine Entwicklung ins Extrem weiter durch freie Liebe, Drogen und neue Musik, ein befreiender Schlag aus verhassten Strukturen der immer Gestrigen. Auch hier brauchte es Zeit, bis es sich einpendelte.
Es ging weiter mit der Frauenbewegung, sie suchten sich eigene Räume, um geschützte Örtlichkeiten zu haben , der Unterdrückung zu entgehen und ein neues Selbstbewusstsein zu üben. An diesen Orten waren Männer ausgeschlossen. Auch dieses war eine Phase des Übergangs, um neue Rollen im Geschlechter- Miteinander zu finden. Es gibt weiterhin die Notwendigkeit der Verbesserungen, die wohl ohne Extreme schwerlich in Gang gekommen wären.
Und so zeigt es sich auch politisch, im zunehmenden Rechtsruck, in der Radikalisierung ganzer Bevölkerungsgruppen und in der Klima-Bewegung ein Ausdruck des verlorenen Vertrauens in die Gesellschaft und ins eigenen Sein.
Alles ist im Fluss und braucht lange Zeit, um sich strukturell zu manifestieren. Dabei spielen wir Alten eine wesentliche Rolle, wenn wir selbst zu Veränderungen bereit sind. Wir alle sind miteinander verbunden, diese Gewissheit kann uns helfen, dieses Bewusstsein in Gelassenheit, Vertrauen und Liebe an unser Umfeld weiter zu geben.
"Das Leben ist immer für uns!" Das Wissen hilft uns, es gibt auch heilende Energie weiter und beugt weiterer Zerstörung vor.
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