Ludwigsburger Heimlichkeiten
Am 28. März 2015 trafen wir uns gegen 12:45 Uhr im MIK, um an der Stadtführung Ludwigsburger Heimlichkeiten teilzunehmen, ein Stadtspaziergang mit Frau Sabine Deutscher durch ursprüngliche Straßen, über kleine Treppchen, mit dem Blick in Gärten und Hinterhöfe.
2 kranke Mitglieder konnten leider nicht, wie vorgesehen, dabei sein. An dieser Stelle wünschen wir gute Besserung.
Frau Deutscher erläuterte uns anhand eines Modells im MIK die ersten Straßen und Gebäude, die in Ludwigsburg ab dem Jahr 1709 entstanden sind, nachdem Herzog Eberhard Ludwig (1676 - 1733) sich entschloss, dem 1704 begonnenen Bau des Schlosses eine Stadt anzugliedern. Einzelheiten zur Stadtgründung und -Entwicklung kann man hier nachlesen.
Unser erster Weg führte uns in den Hinterhof der Post Cantz, wo ursprünglich die Pferde untergestellt wurden und der Postkutscher eine Schlafkammer hatte.
Weiter ging es in einen zweiten Innenhof, wo eine Holzkonstruktion zu sehen ist. Auf Geheiß des Herzogs wurden diese Toiletten (Plumpsklos) gebaut.
Dann ging es durch die Alte Gasse zurück zur Eberhardstraße, vormals die Straße der Bäcker. Dort konnten wir ein typisches altes Ladengeschäft bestaunen, wie sie bereits im 18. Jahrhundert entstanden sind.
Wir gingen weiter die Eberhardstraße entlang und kamen in einen neuen Innenhof.
Am Kaffeeberg, vormals die Straße der Metzger, erzählte Frau Deutscher von einer Metzgersfrau, die 4 Ehemänner überlebt haben soll. Dies könnte evtl. darauf zurückzuführen sein, dass Fleisch und Wurstwaren in erster Linie von den Männern verzehrt wurden und zu dieser Zeit nicht bekannt war, dass sich z. B. in der Leberwurst das Gift Botulinum während der Lagerung entwickeln kann. Erst Justinus Kerner (* 18. September 1786 in Ludwigsburg; † 21. Februar 1862 in Weinsberg, Dichter, Arzt und medizinischer Schriftsteller) hat mit seiner 1822 erschienenen klinischen Beschreibung der bakteriellen Lebensmittelvergiftung Botulismus
"Das Fettgift oder die Fettsäure und ihre Wirkungen auf den thierieschen Organismus. Ein Beytrag zur Untersuchung des in verdorbenen Würsten giftig wirkenden Stoffes."
erstmals darauf hingewiesen.
Weiter ging es den Kaffeeberg hinauf zum Holzmarkt. Hier wurde der Höhenunterschied zwischen Schloss und der Stadt sichtbar. Es ging natürlich nicht an, dass das Volk höher angesiedelt war als der Herzog. Daher ließ Eberhard Ludwig anstelle eines Wetterhahns die Initialen EL auf den Türmen der Stadtkirche anbringen. Damit war die Hierarchie wieder hergestellt.
Dann ging es vorbei an einer Bausünde der 1970er Jahre, dem "Marstall Center", das z. Zt. renoviert wird, in die untere Stadt, die Bauhofstraße, die großteils im Originalzustand erhalten werden konnte. In der unteren Stadt waren hauptsächlich Handwerker angesiedelt.
Unser Weg führte vorbei an einem alten Gasthaus, in dem schon der Dichter Eduard Mörike (* 8. September 1804 in Ludwigsburg, Herzogtum Württemberg; † 4. Juni 1875 in Stuttgart, Königreich Württemberg) öfters verkehrte. Er hatte sich in die Bedienung Maria Meyer, einer geheimnisvollen Schönheit, verguckt.
Am Schützenplatz ging es die Stufen hinauf, vorbei am jetzigen Kino Luna, ebenfalls ein altes Gebäude. In der oberen Reithausstraße konnten wir die Villa Baumgärtner bestaunen.
Unsere letzte Station war wieder ein Innenhof.
Durch den Naturkostladen Rapunzel gelangten wir auf die Lindenstraße, von wo aus wir den Rückweg zum MIK antraten, um dort bei Kaffee, Brezeln und Kuchen den Nachmittag ausklingen zu lassen.
Alles in allem war es ein gelungener Spaziergang. Das Wetter spielte auch mit. Es war ein sonniger Nachmittag. Frau Deutscher hat uns mit vielen Geschichten und Anekdoten rund um die Ludwigsburger Stadtgründung unterhalten.
Wir konnten zwei Mitglieder aus den Nachbargruppen Stuttgart (Madia48) und Bad Cannstatt (Sonntagskind9) begrüßen.
Wer möchte, kann sich die Bilder von Volker hier herunterladen. Einen Stadtplan, in dem Volker unseren Rundgang eingezeichnet hat, gibt's hier.
2 Kommentar(e):
Ebe_Paul schrieb am 14.04.2015:
Nun hatte ich wieder ein freudiges Erlebnis von alt Ludwigsburg, das ich nur als Kind und dann nur in den Schulferien erleben durfte und als Jugendlicher nach 1945 Großmutter lebte noch alleine dort als die US- Armee da war. Als die Ära wo Großvater noch im Schlossgarten wohnte als Anlagenaufseher zu Ende ging, wohnten sie an der Vorderen Schlossstrasse 5, das Schloss im Blick und für mich ein herrlicher Hinterhof mit Stall und noch andere Gebäuden, Großvater dahinten eine große Abstellkammer (vormals für Kutscher u. Stallburschen) hatte. Der zweiflügelige Eingang mitten durchs Haus, der Boden mit Hirnholzpflaster wegen den Pferden selbe es nicht mehr gab. Onkel Eugen mit seiner Familie am Kaffeeberg, Tante Riekele am Marktplatz hoch unterm Dach, dort immer sehr Interessantes zu beobachten gab. Das Bild vom Kaffeeberg sind noch die Alte Zeilen mit dem Blick zum Schloss. Dann folgte der Schreck in mir, dahinter der Riesen- Klotz der Klinik. Die Freude ist dahin, war dieses Jahr schon zwei mal stationär in einem solchen Klotz der Schmerzen, Leiden und mit etwas gutgläubige Hoffnung, solch ein Ding wir auch haben. Vor solchen Kliniken habe ich immer ein flaues Gefühl im Magen und ein Mords- Bammel, da höre ich schon im Geste wie sie die Messer wetzen. So hat das Leben eben zwei Seiten. Gruss vom Oberen- Neckartal Ebbe▪
tanate schrieb am 07.04.2015:
Schade, dass ich nicht dabei sein konnte. Zu der Zeit musste ich einen Krankenbesuch erledigen, der mir wichtiger war. Aber vielleicht kommt irgendwann wieder mal eine Stadtführung, an der ich teilnehmen kann.
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