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Auf Carl Zuckmayers Spuren in Nackenheim

Zum Weinstammtisch im August hatte Marita (knuddeline56) nach Nackenheim, der Heimatstadt des großen deutschen Dichters Carl Zuckmayer eingeladen.
Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich adler4711, fidelis45, Freiin, Hillibaby, Kobold1952, Irrwisch, Margret551, Rose56, Siama24 und wullewatz am Mainzer Bahnhof.
Da noch immer an den Gleisen zwischen Mainz und Worms gearbeitet wird, mußten wir uns wieder dem „Schienenersatzverkehr“ anvertrauen – und der hatte es an diesem Tag in sich: An der Bushaltestelle drängte sich ein Pulk von Menschen. Wie wir schnell erfuhren, wollte eine Gruppe von 36 Senioren ebenfalls nach Nackenheim, um dort zu einer Weinbergsrundfahrt abgeholt zu werden. Zusammen mit den anderen Fahrgästen zwängten sich alle in den Bus und kaum einer war bereit, in den zweiten Bus, der wenig später kommen sollte, einzusteigen. Mit etlicher Verzögerung ging es endlich los und es wurde eine „heiße Fahrt“.

Bahnhof_Kobold1952
Am Mainzer Bahnhof: Irrwisch, adler4711, Siama24, Freiin, Hillibaby

Pfarrkirche Nackenheim_fidelis45
Pfarrkirche St. Gereon

Wir waren heilfroh, als wir in Nackenheim aussteigen konnten, wo uns knuddeline56 in Empfang nahm. Wenig später stieß auch unser neues Mitglied Laubhilde zu uns, die mit dem Fahrrad von Laubenheim nach Nackenheim gekommen war.

Knuddeline56 zeigte uns zuerst die Sehenswürdigkeiten Nackenheims. Auf einem markanten Hügel im Ort thront die Katholische Pfarrkirche St. Gereon.

Bereits 580 n. Chr. wurde nach Gründung der Frankensiedlung „Nackheim“ eine kleine Kapelle errichtet. Durch königliche Schenkung kam sie in den Besitz des Bistums Köln. Im 8. Jahrhundert wurden Dorf und Kirche vom Bischof dem Kölner St. Gereonstift übereignet. Das Stift veranlasste einen romanischen Neubau. Sein Patron – St. Gereon – wurde auf die Kirche übertragen.
Nach Übergabe der Besitzrechte an das Mainzer St. Stephansstift 1258 wurde mit dem Bau einer gotischen Kirche begonnen und vor 1341 fertiggestellt. Hiervon sind noch Maßwerkteile eines Fensters im Vorraum zu sehen. Es war die Grabkirche der Rittergeschlechter „von Nackheim“.
1716 wurde nach dem Abbruch der gotischen Kirche mit dem Neubau der jetzigen Barockkirche begonnen. Sie wurde 1731 eingeweiht. 1901 kam ein Anbau nach Westen und 1911 der Glockenturm hinzu.

St. Gereon_fidelis45
Das Wahrzeichen Nackenheims, die Pfarrkirche St. Gereon

Danach gingen wir weiter zum Rathaus. Nackenheim gehört zur Verbandsgemeinde Bodenheim. Das Rathaus wurde 1751 auf dem Grundstück des St. Stefans-Stiftes von Mainz erbaut. Das Gebäude wurde anfangs von dem Ortsgericht und einer einklassigen Pfarrschule genutzt. 1792 war in dem Gebäude die Kommandostelle der französischen Armee untergebracht. 1822 wurde durch das Großherzogtum Hessen eine eigene Bürgermeisterei im Rathaus eingesetzt.

Rathaus Nackenheim_Irrwisch
Das Rathaus in Nackenheim

Über dem Rathausportal mit Ortswappen und der Jahreszahl 1751 war eine Nische, in der vermutlich einmal die Statue des Ortspatrons St. Stephan stand. Seit der französischen Revolution war die Nische leer. Erst 1931 wurde eine Madonnenfigur „Friedenskönigin Maria“ zur „Danksagung für die Rheinlandbefreiung“ aufgestellt. Unter der Naziherrschaft mußte die Figur entfernt werden, bis sie 1945 nach Kriegsende wieder ihren Platz einnehmen konnte.
1937 wurde das Rathaus renoviert und umgestaltet.

Büste Zuckmayer_fidelis45
Büste von Carl Zuckmayer

Auch die Büste von Carl Zuckmayer findet sich an der Fassade des Rathauses.
Finanziert wurde das Kunstwerk der Künstlerin Ursula Bertram im wesentlichen aus Erlösen, die die Junge Union aus dem Weinverkauf beim nackenheimer Weinfest erwirtschaftet hatte. Die feierliche Enthüllung erfolgte in Anwesenheit seiner Witwe, Alice Herdan-Zuckmayer und war verbunden mit einer Aufführung des "Fröhlichen Weinbergs" durch das Ensemble der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft stilgerecht und beziehungsvoll im Garten des Weingutes Gunderloch.

Weingut Gunderloch_fidelis45
Seit 1972 wird der "Fröhliche Weinberg" während der Sommermonate im Garten des Weinguts Gunderloch aufgeführt.

An schönen alten Fachwerkhäusern vorbei führte uns knuddeline56 in die Weinberge. Doch zuvor entdeckten wir ein Eiscafé: Stärkung war angesagt! Irrwisch hat die Eisschlecker in Einzelbildern festgehalten – nach dem Motto: wer hat die schönste Zunge?

die Eisschlecker
Wetten, daß es schmeckt???

Auf dem Weg zum Weinlehrpfad kamen wir an den traditionsreichen Vereinigten Kapselfabriken vorbei, die leider seit diesem Jahr insolvent sind - mit ungewisser Zukunft.
1868 wurden sie gegründet und anfangs Kellereimaschinen für den Weinbau und Flaschenzierkapseln aus Stanniol hergestellt. 1882 übernahm die Familie Zuckmayer den Betrieb. Carl Zuckmayer, der große Sohn der Stadt Nackenheim, wurde in der Kapselfabrik geboren. In seinem Stück „Der fröhliche Weinberg“ hat er seiner Heimat ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Dabei war die Beziehung zu den Menschen seiner Heimat jahrzehntelang gestört. Auslöser hierfür war die Uraufführung seines Werkes „Der fröhliche Weinberg“ am 22. Dezember 1925 in Berlin. Während die Theaterkritik ihn feierte, protestierten die Nackenheimer. Besonders betroffen war der honorige alte Weingutsbesitzer Carl Gunderloch, dessen einprägsamer Name in diesem Lustspiel verwendet worden war – obwohl Zuckmayer die Namensvetterschaft keineswegs beabsichtigt hatte.

Weinberg_Kobold1952
Der fröhliche Weinberg?

Jedenfalls erlebte Mainz bei der Aufführung des Fröhlichen Weinbergs am 10. März 1926 eine machtvolle Demonstration mit Dreschflegeln, Mistgabeln und dem größten Polizeieinsatz seit dem Besuch des Zaren. Den protestierenden Nackenheimer gelangt es sogar, mehrere Stinkbomben im Zuschauerraum des Theaters zu werfen. Die Darstellung ihrer Gemeinde und ihrer ländlichen Umgebung in der Form von derben Gestalten, die unmoralisches im Schilde führten, gefiel ihnen nicht.
1952 ehrte Nackenheim Zuckmayer mit der Ehrenbürgerschaft. Auch die Nachkommen des Weingutbesitzers Gunderloch versöhnten sich mit dem Dichter. Heute ist der „Fröhliche Weinberg“ zum Markenzeichen Nackenheims geworden. Seit 1972 wird er von der Carl Zuckmayer-Gesellschaft während der Sommermonate im Garten des Weinguts Gunderloch aufgeführt.

Hof im Weingut Gunderloch_fidelis45
Der Hof im Weingut Gunderloch

Von nun an gings bergauf – zur Rundtour auf dem Nackenheimer Weinlehrpfad. Zu Beginn steht eine große Übersichtstafel, die den Wanderer begrüßt und den Verlauf des Lehrpfads durch die Nackenheimer Gemarkung zeigt.

Weinlehrpfad Nackenheim_fidelis45
Hinweisschild auf den Nackenheimer Weinlehrpfad

Die Steinfigur des Buttenmännje weist uns den Weg durch die Nackenheimer Weinberge. Die Abbildung ist einem Trinkgefäß aus dem Jahre 1517 nachempfunden.

20 Tafeln informieren über die Herkunft der alten Flurbezeichnungen und die örtlich angebauten Rebsorten. Ergänzt werden die Informationen durch Zitate aus den Werken Zuckmayers.

Auffällig ist der Rotschieferboden, der den dort angebauten Weinen ihre besondere Charakteristik verleiht. Die Nackenheimer Rebfläche gehört zum Bereich Nierstein und teilt sich in drei Einzellagen: Schmittskappelchen (Großlage Gutes Domtal), Engelsberg und Rothenberg (beide Großlage Spiegelberg). Der Nackenheimer Rothenberg, am Nordrand des Roten Hangs gelegen, gehört zu den absoluten Spitzenlagen in Deutschland.

Pause_Kobold1952
Natürlich durfte auch eine Pause unterwegs nicht fehlen.

Auf dem Plateau bieten sich fantastische Ausblicke in den Taunus, nach Frankfurt, den Odenwald und das rheinhessische Hügelland.

Nackenheim_Kobold1952
Immer wieder bleiben wir stehen, um die herrlichen Ausblicke zu genießen
Trauben_Kobold1952
Und natürlich probieren wir auch die Trauben des neuen Jahrgangs 2009. Ein bißchen sauer sind sie noch - aber im September werden sie gelesen.

Bergkapelle_fidelis45
Die Bergkapelle auf dem Engelsberg

Nachdem wir ein Ehrenkreuz, das von Kriegsteilnehmern 1946 errichtet wurde hinter uns gelassen haben, emfängt uns auf dem Engelsberg die Bergkapelle. Es gibt kein schriftliches Zeugnis über Bau und Bestimmung der Kapelle auf der Koppel. Das schlichte Bauwerk aus dem Gestein der hiesigen Weinberge könnte im 16. Jh. errichtet worden sein als Feldkapelle und Schutzhütte für Wingertsleute. Eine alte Inschrift auf der Giebelseite unter einem Wandkreuz lautet: „Vor Blitz und Ungewitter, bewahre uns o Herr“. Im Volksmund wurde die Kapelle „Dreifaltigkeitskapelle“ genannt, weil seit 1869 fast hundert Jahre eine Holzplastik mit der Darstellung der Dreifaltigkeit bei der Krönung Mariens darin aufgestellt war. Die Plastik, die 1963 von einer Diebesbande vorübergehend seiner Marienfigur beraubt worden war, hängt wieder in der Kirche.

Nackenheim_Irrwisch
Gleich sind wir an der Bergkapelle

Hier erwarten uns Freiin, Irrwisch und Margret551, die nicht den ganzen Weg mitgewandert waren, sondern sich einen Eiskaffee gegönnt hatten und eine angenehme Überraschung mit zur Bergkapelle brachten: Knuddeline56 zauberte Wein und Gläser und sogar Spundekäs und Bretzelchen aus dem Rucksack.

Prost_fidelis45
Prost sagen Irrwisch und Siama24

Derart gestärkt schaffen wir beschwingt das letzte Stück des Weges.

Nachdem wir eine kleine Treppe bewältigt haben, sehen wir unter uns die neue Weinbergsterrasse des Hotels Zollhaus und die erste rheinhessische Picknick-Seilbahn, mit der Speisen und Getränke nach oben gezogen werden. Die Besucher erwartet über den Dächern von Nackenheim ein traumhafter Ausblick.

Weinbergsterrasse_fidelis45
Lukullische Genüsse mitten in den Weinbergen bietet das Hotel Zollhaus

Diese Ausblicke hatten wir an diesem Nachmittag ebenfalls und freuen uns auf die Straußwirtschaft Binz, bei der Knuddeline56 Plätze für uns reserviert hat. Nach einem kurzen Weg durch den Ort, vorbei am Weingut Gunderloch haben wir es geschafft.

Nackenheim_fidelis45
Bald sind wir da !

Im Schatten alter Bäume läßt es sich gut aushalten. Und da keiner von uns mit dem Auto gekommen war, können wir uns ohne Reue das eine oder andere gute Tröpfchen aus den "fröhlichen Nackenheimer Weinbergen" gönnen.

Ziel_fidelis45
Wir sind am Ziel im Weingut Binz
Abschluß_Kobold1952
Es geht uns gut !
Mittelpunkt_Kobold1952
Die Henne - pardon - die Irrwisch im Korb ... unsere Männer scharren sich um sie

Schnell ist es 20 Uhr und wir blasen zum Aufbruch. Bis zur Bushaltestelle sind es noch wenige Meter.

Margret und Kordula_fidelis45
Auf dem Weg zum Bus: Margret551 und Kobold1952

Wir verabschieden uns von Knuddeline56, die uns einen wunderbaren Nachmittag beschert hat. Vielen Dank, Marita!

Marita_Kobold1952
Wir sitzen im Bus - knuddeline56 winkt uns zum Abschied

Die Fotografen Irrwisch, Kobold1952 und fidelis45 waren wieder eifrig am Werk. Von ihnen stammen die eingestellten Fotos im Bericht.

Die Fotos von fidelis45 sind hier zu sehen

eingestellt am 16. August 2009

Autor: Feierabend-Mitglied

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