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Führung durch Undenheim im Juni 2009
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2003 wurde Undenheim zum „schönsten Dorf Rheinhessens“ gewählt. Wer durch das langgestreckte Straßendorf fährt, das an der B 420 zwischen Nierstein und Wörrstadt liegt, kann dies kaum glauben. Dass die kleine, ca. 2.600 Einwohner zählende Gemeinde jedoch manch kostbares Kleinod birgt, konnten wir am 24. Juni entdecken.
Unser Mitglied lauternfan_53 (Erwin) hatte den Nachmittag in Undenheim bestens organisiert. Und so trafen sich 14 gutgelaunte Mitglieder der Regionalgruppe Mainz am 24. Juni 2009 um 15 Uhr auf dem zentral gelegenen Platz vor dem alten Rathaus und wurden von dem Heimat- und Familienforscher Walter Schwamb aus Köngernheim begrüßt.
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Sogar die örtliche Zeitung hatte berichtet, dass am Nachmittag eine Führung des Heimat- und Kulturvereins Undenheim stattfindet. Wir staunten nicht schlecht, als sich einige Undenheimer unserer kleinen Truppe anschlossen. Sie machten ihre Sache jedoch gut, denn jeder hatte noch den Erzählungen von Walter Schwamb etwas anzufügen.
Zuerst besuchten wir das vom Verein liebevoll restaurierte Heimatmuseum. In dem umgebauten alten Gemäuer, das früher als Kuhstall und Scheune diente, pflegt der Heimat- und Kulturverein altes Brauchtum, Volks- und Heimatkunde, und organisiert Kunstausstellungen und Konzerte. Wir staunten nicht schlecht, als Walter Schwamb uns in den früheren Kuhstall mit Kreuzgewölbe führte, der heute als Standesamt dient. Ein wirklich sehenswertes, stilvolles Ambiente.
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Im Foyer des Heimatmuseums befinden sich zahlreiche Funde von Gebäuden und Grenzsteinen, die die historische Herkunft von Undenheim dokumentieren.
Wir konnten einen mittelalterlichen Türsturz bewundern und Dämonensteine (sog. „Fratzensteine“), die vor einiger Zeit in dem Giebel eines Gehöftes aus dem späten 18. Jh. gefunden wurden. Herr Schwamb erklärte uns die Bedeutung der Grenzsteine, die allesamt Zeichen tragen.
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So konnte ermittelt werden, dass z.B. der Grenzstein mit dem Zeichen SAV von einem Zehntherr St. Alban aus Undenheim (das V steht für ein U) aus dem Jahre 1733 stammt; ein weiterer Stein mit Muschel stammt von einem Jakobsherrn in Schornsheim; ein Stein mit den Zeichen HvD von den Herren von Dienheim (mit einem Löwen im Wappen). Wir sahen eine Wappentafel von dem alten Geschlecht derer von Wagenknecht, einen Stein mit einer Klaue, die sich auch im Undenheimer Ortswappen wiederfindet und einen Wappenstein von Hermann v. Schömbs und viele mehr.
Interessant, welche Geschichten diese Steine erzählen.
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Walter Schwamb erzählte uns auch etwas über die Geschichte von Undenheim.
Bereits in den Jahren 767 und 768 wird Undenheim in den Lorscher Schenkungen erwähnt und hieß Undenheim oder Undinheim. Bereits die Kelten, Römer und Franken waren im Ort ansässig.
Später gehörte der Ort den Herren von Bolanden und den Herren von Hohenfels. Lange war der Ort im Besitz der Kurpfalz, ehe er später zu Rheinhessen kam.
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Als nächstes besuchten wir die evangelische Kirche, die 1780 erbaut wurde.
Sie war damals bereits eine lutherische Kirche. Die Katholiken waren in der Minderzahl. Eine Vorgängerkirche gab es bereits 1413. Das Gemälde hinter dem Altar stammt aus dem Jahr 1926. In die Empore sind etliche Tafeln eingelassen, die eine große Anzahl von Namen der im 2. Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Undenheim tragen.
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Weiter ging es zum St. Albanshof, dem größten Gehöft in Undenheim, der aus dem Jahr 1131 stammt. Der Zehnthof gelangte im 12. Jahrhundert in den Besitz des Mainzer Klosters St. Alban. Heute beherbergt der alte Fronhof eine gemütliche Gutsschänke, die sich im ausgebauten Kuhstall mit Kreuzgewölbe befindet.
Danach kamen wir an einen weiteren historischen Punkt Undenheims, der Goldmühle, die aus dem Jahr 1313 stammt. Hier fließen Goldbach und Nordelsbach zusammen. Walter Schwamb erzählte uns die Geschichte des Dorfes Nordelsheim, das ca. 10 Gehminuten oberhalb des Eisweihers am Nordelsheimer Bach lag. Nach alten Chroniken wurde Nordelsheim 1516 infolge eines starken Unwetters vollständig zerstört. Die überlebenden Bewohner verließen den Ort und siedelten sich in Undenheim an.
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An einem der alten Fachwerkhäuser blieben wir stehen und Herr Schwamb zeigte uns die Kopien der Dämonensteine, die am ehemaligen Schultheis Schwind-Haus wieder angebracht wurden. Die Originale hatten wir zuvor im Heimatmuseum gesehen.
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Auf einer Anhöhe liegt die Katholische Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt. Sie ist von Resten einer mächtigen Wehrmauer umgeben und diente insbesondere während der napoleonischen Kriege als Zufluchtsort vor den Franzosen.
Der spätgotische Bau überrascht durch den hohen und schlanken Chor mit neugotischem Hochaltar aus den Jahren 1440 - 1460, und an den im 18. Jahrhundert ein einfaches Langhaus angefügt wurde. Während die Kirche nach dem 30jährigen Krieg reformiert wurde, fiel sie 1705 durch die Kirchenteilung an die Katholiken.
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Umgeben ist die Kirche von einem parkähnlichen Gelände des alten Friedhofs, an das sich der neue Friedhof anschließt. Auffällig ist das Denkmal zu Ehren der im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallenen Undenheimer, das stark restaurierungsbedürftig ist.
Vorbei am alten katholischen Schulhaus gelangen wir zu einem weiteren Gehöft, in dem vor etlichen Jahren vangionische Brandgräber aus der Keltenzeit gefunden wurden. Sie befinden sich heute im Römisch-Germanischen-Zentralmuseum in Mainz.
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Zum Ende der Führung zeigt uns Walter Schwamb noch das älteste Fachwerkhaus Undenheims aus dem Jahre 1702. Das Wappen an der Hauswand kündet davon, dass hier der Gemeindeschmied zu Hause war. Heute gehört das Haus Hermann Busch, der das alte Haus liebevoll saniert hat.
Wir gehen durch die Staatsrat-Schwamb-Straße. Ludwig Schwamb ist der wohl bekannteste Sohn Undenheims. Er wurde 1890 hier geboren und starb 1945 in Berlin-Plötzensee. Er war Jurist und sozialdemokratischer Politiker. Als Mitglied des „Kreisauer Kreises“ kämpfte er gegen die Nazi-Diktatur und war am fehlgeschlagenen Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 beteiligt. 1945 wurde er zum Tode verurteilt und im Gefängnis Berlin-Plötzensee erhängt. Nach ihm ist nicht nur die Straße, sondern auch mehrere Plätze und Schulen benannt.
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Nach soviel interessanter Geschichte und Geschichten kehren wir in die Weinstube bei „Tante Anna“ ein.
Schnell werden im Gutshof ein paar Tische zusammengeschoben und Stühle gerückt und schon wird uns ein edles Tröpfchen Wein und kühle Erfrischungsgetränke kredenzt.
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„Tante Anna“ hat eigens für uns geöffnet – Erwin sei Dank! Auch die Speisekarte wurde extra für uns geschrieben.
Das Essen schmeckt köstlich: egal, ob es der frische Sommersalat ist, der aussieht und schmeckt, wie früher bei Muttern und frisch aus dem Garten geerntet ist, oder die russischen Eier oder das Zwiebel-Hacksteak oder das leckere Schnitzel mit Salatgarnitur … und das alles zu zivilen rheinhessischen Preisen.
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Ein Besuch am Wochenende (samstags und sonntags ist die Weinstube ab 17 Uhr geöffnet) lohnt sich – und dann natürlich auch ein Rundgang durch den kleinen liebenswerten Ort, der jetzt, wo wir ihn kennen gelernt haben, eigentlich so gar nichts mehr mit einem Straßendorf zu tun hat.
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(eingestellt am 25. Juni 2009)
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