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Ausflug nach Idstein am 11. August 2023
Idstein! Hä? Ei saach bloos du kennsd die wunnerschee Fachwerkstadt im unnere Taunus net? Ei, dann mache mer doch aafach emo do hie. (Mainzer, seid nachsichtig, das hat ein Wiesbadener geschrieben !)
Gesagt, geplant, getan. So kam eine große Gruppe Mainzer am Wiesbadener Hauptbahnhof an, zu denen dann noch einige von der "ebsch Seit" stießen und es ging dann gemeinsam mit einem Bus bis in das Zentrum von Idstein.
Eine Woche vorher noch hätten nur Leute mitfahren können, die zumindest den Freischwimmer hatten, diesmal wurden wir mit dem schönsten Wetter belohnt, leider nur einen Tick zu viel Wärme. Vom Busbahnhof aus verteilten wir uns in die vielen kleinen Cafés mit Außenbewirtschaftung. Die boten sich praktisch an jeder Ecke der wunderschönen Altstadt an und jeder fand das Plätzchen, von dem aus man dann die vorbei flanierenden betrachten konnte. Doch wer hat wen betrachtet, die uns oder wir die? Egal.
Pünktlich um 14:00 Uhr kam dann unsere Fremdenführerin und erzählte dann so einiges über Stadt und teilweise einzelne Häuser. Die Geschichte kam dabei nicht zu kurz und wir erfuhren, dass Idstein im Taunus die älteste Stadt war mit Stadtrechten, d. h., man durfte Mauern um die Stadt bauen mit Toren. In der damaligen Zeit war das ein Vorteil und ein Sicherheitsgewinn. Am König Adolf Platz liefen wir dann die Treppen hoch durch einen Torbogen Richtung Schloss und bekamen die Geschichte des Schlosses und des daneben stehenden Hexenturms erzählt, wobei der Hexenturm nichts mit Hexen zu tun hatte, sondern ein Ausguckposten war. Die vor dem Schloss dort ehemals stehende Burg war zwar hoch auf dem Felsen, doch hohe Bäume verwehrten den Blick ins Land, mit ein Grund für den Turm.
Wenn man alles in diesem Bericht erwähnte, was wir so im Laufe der Führung erfuhren, dann würde dessen Länge ausufern. Deswegen nur noch kurz erwähnt und auch erwähnenswert, der Höerhof in der Obergasse, ein Ensemble mehrerer Gebäude im fränkischen Fachwerkstil. Heute ist es ein vier Sterne Restaurant und Hotel.
Ein krönender Abschluss war die Besichtigung der Unionskirche, ein äußerlich unscheinbarer Bau, aber wenn man einmal drin war, dann gingen doch die Augen auf, Bilder an den Wänden, den Emporen und an der Decke, alle mit großer Präzision gemalt, zum Teil von Malern der Rubensschule. Für die Bürger der damaligen Zeit, sie waren ja nicht alles Schreibens und Lesens kundig, wurden dann Geschichten aus der Bibel in Bildern gezeigt, und man konnte den Bauern erklären, was die Bibel meinte.
Nachdem sich die Fremdenführerin verabschiedet hatte ging es in das genau gegenüberliegende Restaurant, in dem es dann keine geistige Nahrung gab, sondern irdische. So ging dann der Besuch langsam zu Ende und wir zum Busbahnhof, von wo uns der Bus dann wieder zum Wiesbadener Bahnhof brachte und wir uns verabschiedeten. Im Nachhinein, ein gelungener Ausflug.
Autor: Gerd / Topolieschen
Danke, Gerd, für den schönen Bericht, die gute Idee, uns nach Idstein einzuladen, und die Arbeit, die Du im Vorfeld hattest!
Hier noch einige Impressionen des Tages. Die Bilder der fleißigen Fotografen (vielen Dank!) habe ich im Album zusammengefasst - hier kommst Du hin
Bei bestem Reisewetter und guter Laune treffen wir uns am Mainzer Hauptbahnhof. Der Zug ist pünktlich und ein Teil unserer hessischen Freunde erwarten uns im Wiesbadener Bahnhof. Gerd bringt uns zum Busbahnhof und in 50 Minuten sind wir mit der Linie 271 am Busbahnhof in Idstein, mitten in der Altstadt.
Dort haben wir eine Stunde Zeit und stärken uns mit Eiskaffee, Kuchen und Kaffee und Sprudel.
Die Führung mit Frau Wolf um 14 Uhr beginnt bei der Tourist-Info am Killingerhaus
Frau Wolf erzählt uns von der Geschichte Idsteins und den zahlreichen Fachwerkhäusern, die zwischen 1410 bis Mitte des 18. Jhs. erbaut wurden und sich durch ihren reichen Schmuck auszeichnen. Sie erläutert auch den Unterschied zwischen hessischem Fachwerk (geradlinig-geometrisch und wenigen Schmuckelementen) und fränkischem Fachwerk (geschweifte Hölzer und reichem Schmuck).
Das Idsteiner Rathaus aus dem Jahr 1698.
Durch das Kanzleitor, das 1497 in der Regierungszeit des Grafen Philipp von Nassau-Idstein als gräfliche Kanzlei errichtet wurde, gehen wir in den herrschaftlichen Bezirk. Früher diente das Gebäude als Wacht- und Gefängnislokal, Folterkammer, Getreidespeicher und Wohnung für Bedienstete.
Der Schlossgarten wurde bereits im Jahr 1566 angelegt. Graf Johannes förderte ab ca. 1650 die Anlage durch den Bau künstlicher Grotten, den Ankauf exotischer und kostbarer Pflanzen und durch fachmännische Pflege der Beete. Er beauftragte Maler mit der Anfertigung von farbenprächtigen Ansichten des Gartens und der Blumen. Heute ist der Garten städtische Grünanlage, gestaltet nach historischem Vorbild.
Das zwischen 1614 und 1634 errichtete Residenzschloss im Renaissancestil wurde, nachdem die herrschaftliche Linie Nassau-Idstein 1721 erlosch, als nassauisches Zentralarchiv, Genesungsheim, Reservelazarett, Kaserne, Landschulheim und Lehrerbildungsanstalt genutzt. Seit 1946 dient es als Pestalozzi-Aufbauschule/Gymnasium.
Der Hexenturm ist das älteste erhaltene Bauwerk Idsteins und das Wahrzeichen der Stadt. Er entstand in einzelnen Bauphasen um 1170, um 1240 und um 1500. Nach mehreren kleineren Um- und Anbauten im 18. Jahrhundert erhielt er 1810 sein heutiges Aussehen.
Südlich des Hexenturmes steht ein länglicher Bautrakt, dessen markanter nördlicher Bau mit dem achteckigen Treppenturm und dem Fachwerkgiebel das „Alte Amtsgericht“ war. Es wurde 1588 unter Graf Johann Ludwig I. als „newe Cantzley“ erbaut. Zum Gebäude gehörte die Amtsschreiberei mit Registratur und das Rechnungsamt, die später in das Torbogengebäude („Alte Kanzlei“) verlagert wurde. Als Nassau 1866 preußisch wurde, diente das Gebäude bis 1938 als Amtsgericht. Später bürgerte sich der Name „Altes Amtsgericht“ ein. 1990 bis 1992 saniert, wird es als Stadtarchiv genutzt und beherbergt Büroräume und einen Sitzungssaal im Dachgeschoss. (Quelle: Wikipedia)
Vorbei an der Gebäudegruppe der ehemaligen Burganlage kommen wir zum Schiefen Haus aus dem Jahr 1727. In die Schieflage geriet das ungewöhnlich hohe Fachwerkhaus durch Konstruktionsmängel, wie uns Frau Wolf erzählte.
Durch die Obergasse kommen wir zur Kaffeegasse. Unterwegs erklärt uns Frau Wolf anhand der verschiedenen Köpfe an den Fachwerkhäusern den Unterschied zwischen Neid- und Schreckköpfen. Die Neidköpfe sind Schutzzeichen zwischen Neid und Missgunst. Dem Betrachter werden die Zungen herausgestreckt. Der Kopf soll auch zur Abwehr von Hass und bösen Blicken dienen.
Dagegen soll der Schreckkopf Dämonen und Geister abwehren. Deshalb sind die Köpfe meist als abschreckend und abstoßend dargestellt.
In der Kaffeegasse sehen wir das Haus des Steinbildhauers Sattler aus dem Jahr 1680. Das Fachwerkhaus im hessischen Stil stand ursprünglich in der Löhergasse und mußte dort der neuen Löherplatzbebauung weichen. Kurzerhand wurde es abgebaut und 1992 am Beginn der Kaffeegasse wieder aufgebaut. Die Brüstung ziert eine Brüstungstafel.
Unsere Stadtführung neigt sich dem Ende zu. In der Nähe der Unionskirche kommen wir zum historischen Gasthaus "Zum Schwanen". Das Haus wurde 1598 erbaut und ist schon seit 1700 als Wirtshaus bekannt. Auffallend ist das Fachwerkgebälk mit den sichtbaren Balkenköpfen.
Die Evangelische Unionskirche wurde 1340 auf einem romanischen Vorgängerbau als Stiftskirche St. Martin errichtet. Reste sind noch im Turm erhalten geblieben. Ab 1669 wurde sie zu einer Predigt- und Hofkirche umgestaltet.
Anläßlich der 100-Jahrfeier der Nassauischen Union wurde der Kirche 1917 der Name "Unionskirche" verliehe, um an die in Idstein verhandelte Kirchenunion zu erinnern. 1817 schlossen sich im damaligen Herzogtum Nassau die Lutheraner und Reformierten zur Evangelischen Kirche zusammen.
Äußerlich ein schlichter Kirchenbau, präsentiert sich die Kirche im Inneren als ein reines Schmuckkästchen, im feinsten Barock. Für Arkaden, Säulen, Altar, Kanzel, Grabmäler und dem Taufstein wurde Lahnmarmor verwendet. An der Decke sind 38 Leinwandgemälde nach biblischen Themen zu sehen. Ein wahres Kleinod.
Mehr zur Unionskirche kannst Du hier lesen
Wir verabschieden uns von Frau Wolf, die uns hervorragend auf dem Stadtrundgang begleitet und uns Idstein anschaulich und interessant nahegebracht hat. Gerd/Topolieschen hat für uns im Restaurant "Zeitlos" reserviert. Bei dem herrlichen Wetter finden wir genügend Plätze im Außenbereich und werden von einer freundlichen Servicekraft ausgezeichnet bedient.
Kurz nach 17 Uhr verabschieden wir uns voneinander. Einige bleiben noch in Idstein und schließen einen Bummel auf eigene Faust an.
Hierbei "begegnen" sie einem Idsteiner Original, dem "Harry von de Gass". Dem Straßenkehrer, Messdiener, Sänger und Kerbeborsch wurde 2008 ein von der Idsteiner Bevölkerung gespendete Denkmal gesetzt.
Wir anderen fahren mit dem Bus zurück nach Wiesbaden und wer vorne sitzt, bekommt im Bus durch die defekte Klimaanlage eine kühlende Dusche von oben. Unser Zug nach Mainz steht schon bereit und so sind wir gegen 20 Uhr wieder zu Hause.
(eingestellt am 13.8.23)
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