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Ausstellung in Ingelheim „Ein fränkischer Krieger“


Es war ein ganz besonderer Fund, auf den Archäologen im Gräberfeld III an der Rotweinstraße in Ingelheim stießen: Zwischen Gräbern, die bereits im Mittelalter geplündert wurden, entdeckten sie ein unberührtes Grab – das Grab 447 – mit den fast vollständig erhaltenen Überresten eines fränkischen Kriegers samt Grabbeigaben, der in der Merowingerzeit um 590 – 650 n. Chr. in Ingelheim gelebt hat. Ein Glücksfall für die Archäologen und Anthropologen der Kaiserpfalz-Forschungsstelle.

Noch bis zum 24. August ist die Ausstellung im kING zu sehen; eine Fortsetzung mit weiteren Erkenntnissen ist ab Herbst im Mainzer Landesmuseum geplant.

Für den 8. August hatte ich eine Seniorenführung mit der Ingelheimer Kultur und Marketing GmbH (IkUM) angemeldet. 15 Mitglieder hatten sich dafür angemeldet und wurden von der Kunsthistorikerin Susanne Krenzer-Mattes durch die Ausstellung begleitet.

Wir trafen uns kurz vor 14 Uhr im Foyer der Ingelheimer Kultur- und Kongresshalle (kING) und wurden dort schon von Frau Krenzer-Mattes erwartet. Wer wollte, konnte sich leichte Klapphocker mit in die Ausstellung nehmen; es wurden uns auch noch drei feste Stühle gebracht. Und das Beste: es durfte fotografiert und die Bilder von mir veröffentlicht werden. Danke dafür !

Im ersten Raum der Ausstellung erzählte uns die Gästeführerin etwas über die Besiedlung von Ingelheim, die bereits in der Jungsteinzeit (etwa 2.400 v. Chr.) begonnen hatte.
Vor der Eroberung durch die Römer war das Gebiet in Rheinhessen wahrscheinlich durch den keltischen Stamm der Treverer bewohnt.

Fast 5 Jahrhunderte lebten die Römer in dem Gebiet zwischen Mainz, Trier und Köln, bevor germanischen Stämme ab dem 3. Jh. über den Rhein vordrangen und die Herrschaft der Römer nach dem 4. Jh. beendeten.

Spätestens ab dem frühen Mittelalter – Mitte 5. Jh. bis 751 siedelten die Merowinger in Ingelheim, ehe sie von den Karolingern abgelöst wurden. Die Merowinger waren das älteste Königsgeschlecht der Franken. Chlodwig I. ließ sich um 500 n.Chr. christlich taufen. Ab dem 6. Jh. entstand in Ingelheim der große Königshof.

744 ist der erste Aufenthalt Karls d. Gr. in Ingelheim belegt. Zu dieser Zeit entstand neben dem Königshof die Kaiserpfalz. Die Ausmaße können wir in einem großen Modell und auf der Leinwand sehen. Sie diente für fast vier Jahrhunderte den mittelalterlichen Königen und Kaisern als Stützpunkt. Wichtige Besuche der Herrscher, Synoden und Hoftage fanden in der Kaiserpfalz statt.

Doch zurück zu den Merowingern, die in der Zeit zwischen den Römern und Karl d. Gr. in Ingelheim lebten und starben.

So zeigt uns Frau Krenzer-Mattes im nächsten Raum ein Geländerelief von Nieder-Ingelheim mit bekannten Bestattungsplätzen in Ingelheim und die Ausgrabung im Gräberfeld entlang der Rotweinstraße. Die älteste Datierung des Gräberfelds belegt, dass ab dem frühen 6. Jh. bestattet wurde. Die ersten Gräberfunde erfolgten 1934 – weitere Fundstätten waren in den 70er und 90er Jahre. 60 – 80 % der Gräber waren geplündert; oft wurden sie von den Familien selbst wenige Jahre nach der Bestattung geöffnet und die Grabbeilagen herausgeholt.

Um so spektakulärer war vor 2 Jahren der Fund des Grabes 447 mit dem vollständig erhaltenen Skelett und zahlreichen wertvollen Grabbeigaben, die zeigen, dass der Krieger, der im Alter von 40 – 50 Jahren gestorben war (das Durchschnittsalter war zur damaligen Zeit 45 Jahre) aus einem begüterten Haus gestammt haben muss. Er war in guter körperlicher Verfassung, 172,8 cm groß und 73,3 kg schwer. Die Oberschenkel verraten, dass er viel geritten ist, aber die langen Beinknochen verraten auch, dass er unter einer seltenen Krankheit (Pierre-Marie-Bamberger-Syndrom) gelitten hat und die Todesursache eine Krebserkrankung gewesen sein kann. Das Gebiss ist vollzählig, die Zähne in gutem Zustand.

Interessant für die Forscher sind vor allem die Grabbeigaben. Der Krieger trug zwei Schwerter; in der einen Hand eine sog. 75 cm lange Sparta und in der anderen Hand ein sog. Sax, ein Hiebschwert. Wie wertvoll diese Grabbeigaben sind, erklärt uns unsere Gästeführerin: Ein Schwert kostete damals soviel wie ein Pferd.

Daneben finden sich Lanzenspitze, Messer, Schildbuckel und persönliche Gegenstände, wie ein Knochenkamm und Schmuck. Die Grabbeigaben deuten auf heidnische Bräuche hin, obwohl viele Merowinger christlich getauft waren.

Beeindruckend ist das 1:1 nachempfundene Grab, wie es die Archäologen 2023 vorgefunden haben.

In einer Vitrine sehen wir noch Beigaben für Kinder- und Frauengräber und der zu dieser Zeit übliche Schmuck. Die Glaskunst wurde von den Römern übernommen. Knochenkamm und gefundene Gefäße finden sich ebenfalls in den Vitrinen.

Zum Abschluss der Führung sehen wir noch anhand einer Nachbildung die Grabungssituation mit Methoden und Werkzeugen der Archäologen.

Ein Gruppenfoto von uns 15 darf nicht fehlen. Vor der Rekonstruktion des Krieges in Lebensgröße als Hologramm stellen wir uns in Position.

Um einen Eindruck zu bekommen, wie der Krieger ausgesehen haben könnte, hat Sonja ein kleines Video gedreht, das zusammen mit den Bildern unserer Fotografen im Album zu sehen ist.

Klicke hier:

Vor der Führung hatten sich einige Mitglieder in der Peter&Silie zum gemeinsamen Mittagessen getroffen. Zum „süßen“ Abschluss besuchen wir ein Eiscafé. Ingelheim ist immer wieder einen Besuch wert. Die „Neue Mitte“ im Stadtzentrum, unweit des Bahnhofs und zahlreichen preisgünstigen Parkmöglichkeiten, liegt ideal. Viele kleine Geschäfte, Restaurants und Cafés laden zum Bummeln und Verweilen ein. Dazu noch Kultur und Kunst – was will man mehr ! Wir hatten wieder einen schönen, interessanten und abwechslungsreichen Tag.

Mein Dank geht an Frau Krenzer-Mattes für die lehrreiche Führung durch die Ausstellung. Vielleicht sehen wir uns bei einem Rundgang durch die Remigiuskirche oder einer anderen Führung in Ingelheim wieder.


(eingestellt am 9.8.25)

Autor: Feierabend-Mitglied

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