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JUWI - 100 % erneuerbare Energien

Nach der Reaktorkatastrophe in Japan ist der Ruf nach erneuerbaren Energien lauter als je zuvor, in Deutschland wird vehement der baldige Atomausstieg gefordert. Alternative Energien wie Windkraft, Solarenergie oder Biomasse rücken stärker in den Fokus als bisher.

Vor den Toren von Mainz, im rheinhessischen Wörrstadt, hat die juwi Holding AG ihren Sitz, ein Projektentwicklungsunternehmen für die Planung und Ausführung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Zum Geschäftsfeld gehören heute neben dem ursprünglichen Schwerpunkt, der Projektentwicklung von Windparks, alle Formen der erneuerbaren Energie, insbesondere Solar- und Bioenergie. Auch in den Bereichen Wasserkraft sowie Geothermie ist ein Engagement geplant.

Im Rahmen der Kampagne „100 Prozent erneuerbar“ will juwi für eine Stromversorgung werben, die zu 100% aus regenerativen Energieträgern gespeist wird. Die Machbarkeit will juwi mit Studien, Szenarien und auch in konkreten Projekten demonstrieren: Bis 2017 soll die Stromversorgung in der Verbandsgemeinde Wörrstadt zu 100% durch erneuerbare Energien erfolgen, bis 2020 im gesamten Landkreis Alzey-Worms.

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Die beiden Bürogebäude von juwi in Wörrstadt - in diesem Jahr wird ein drittes hinzukommen.

Zu einer Führung in diesem Unternehmen hatte Rose56 am 6. Mai die Regionalgruppe Mainz angemeldet. Kurz vor 15 Uhr treffen 23 Mitglieder auf dem Besucherparkplatz ein.

Pünktlich werden wir von Simone Schmitt, einer jungen Architektin, abgeholt, die uns die nächsten 2,5 Stunden begleiten und uns Interessantes über juwi erzählen wird.

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Vor der Führung haben wir noch Zeit für einen kurzen Plausch

An einem Modell im Bürogebäude gibt sie uns einen ersten Überblick:
Gegründet wurde die juwi-Gruppe 1996. Der Name juwi setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Firmengründer Fred Jung und Matthias Willenbacher zusammen. Von einem Zwei-Mann-Büro wuchs das Unternehmen zu einer weltweit tätigen Gruppe mit mehr als 1000 Mitarbeitern und 900 Millionen Euro Umsatz (im Jahr 2010). Dabei deckt juwi alle Bereiche der Projektentwicklung ab: Von der Planung und Projektierung über die Finanzierung und die Bauüberwachung und -organisation bis hin zur Betriebsführung. 2010 hat juwi erstmals mehr Umsatz im Ausland als in Deutschland erwirtschaftet.

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Im Gebäude darf nicht fotografiert werden, um die Mitarbeiter nicht zu stören.

Die Büros, so erzählt uns Simone Schmitt, sind auf ein Minimum an Größe beschränkt. Es gibt kaum Einzelbüros, auch die Abteilungsleiter sitzen in den meist Zweier- und Vierer-Büros. Alle Mitarbeiter haben Laptops, da diese energiesparender sind als PCs. Bei juwi herrscht eine flache Hierarchie; alle duzen sich bis hoch zum Vorstand. Das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren. Von den über 10.000 Bewerbungen im Jahr 2010 wurden 300 neue Mitarbeiter eingestellt. Mittlerweile arbeiten 750 in Wörrstadt. Weltweit sind es 1000 Mitarbeiter. Das Unternehmen schätzt, bis 2012 über 1500 Mitarbeiter zu haben. Gebraucht werden in erster Linie Ingenieure (Techniker), aber auch Geographen, Juristen, BWLer und VWLer und Mitarbeiter für die Verwaltung. Für den Bereich in der Verwaltung wird auch ausgebildet. 2011 wurde auch die Küche, die vorher von einem Caterer betrieben wurde, in Eigenregie übernommen. Juwi wollte auch hier Arbeitsplätze schaffen und seine Mitarbeiter mit regionalen Produkten versorgen.

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Blick hinunter auf die Mensa und die Terrasse, wo bei schönem Wetter sich die Mitarbeiter treffen und Besprechungen abgehalten werden.

Doch lassen wir die beiden juwi-Gründer in einem kleinen Film selbst zu Wort kommen - klicke hier :

Von der Dachterrasse haben wir nicht nur einen Blick auf die Umgebung und das zweite Bürogebäude, sondern auch auf die Mensa und den großen Teich, in dem, so erzählt uns Simone Schmitt, sogar geschwommen werden kann.

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Blick Richtung Wörrstadt

Weiter geht’s in die Technikräume im Keller. Hier erklärt uns unsere Führerin das intelligente Luft-Wärme-Management und warum es im Gebäude keine Klimaanlage gibt: Die von den Mitarbeitern abgegebene Körperwärme wird aus den Räumen abgesaugt und über Wärmetauscher an Wasser abgegeben, das durch die hinter den Wänden verlegten Metallrohre fließt und die Räume auf 20 ± 2 °C beheizen kann, außerdem erwärmt es benötigtes Warmwasser. Im Sommer dagegen fließt kaltes Wasser durch die Rohrleitungen, das dem 124.000 l fassenden Wasserbehälter für die Sprinkler-Anlage entnommen wird. Dieser Behälter wird immer wieder mit frischem Wasser durchflossen, um ein Faulen zu verhindern.
Über die Raumlufttechnik kannst Du Dich hier informieren.

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Simone Schmitt erklärt uns, warum die Bürogebäude ohne Klimaanlage auskommen.

Hier unten sehen wir auch eine Fettabscheidungsanlage für das Küchen-Abwasser, später werden diese Bestandteile sowie die Fäkalien der Vakuum-Toiletten einer 2011 zu erstellenden Biogas-Anlage zugeführt. Im letzteren Fall geht es doch nicht ganz ohne Wasser, aber der Verbrauch wurde auf 1/8 reduziert, hierzu wird Regenwasser verwendet.

Seit dem vergangenen Jahr werden die Abfallstoffe aus der Biogäranlage in einem neuen Verfahren als Grundlage für einen speziellen Humus weiter verwendet. Diesen kannten bereits die Indianer aus dem Amazonas-Becken, die sog. Terra Preta. Mit dieser schwarzen Erde aus Bioabfällen und speziellen Mikroorganismen wird die vorhandene Bodenfruchtbarkeit erheblich verbessert und bleibt auch langfristig erhalten. Terra Preta ist kein Dünger im herkömmlichen Sinn, vielmehr bleibt er durch die Mikroorganismen dauerhaft wirksam und lässt auch nicht in seiner Wirkung nach. Die Erträge können auf das Fünffache steigen. Terra Preta wird derzeit in der weltweit ersten Produktionsanlage am Hengstbacherhof im Donnersbergkreis hergestellt und ist unter dem Namen Palaterra seit diesem Jahr erhältlich.

Im nächsten Raum reihen sich knapp hundert Akkus aneinander. Sie vermögen, unabhängig vom öffentlichen Stromnetz eine autonome Stromversorgung über 5 Tage aufrechtzuerhalten, besonders bei einer schwankenden Versorgung durch die hauseigenen alternativen Energie-Lieferanten (Photovoltaik und Windräder). Dieser Strom muss für die Sprinkler-Anlage und die Notaggregate vorgehalten werden.

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Führung durch die Technikräume bei juwi

In einem der nächsten Räume steht eine Wasserfilter- und Enthärtungs-Anlage, da die Wasserhärte des angelieferten Frischwassers zu hoch liegt. Schließlich soll auch der kostenlose Kaffee und Tee den Mitarbeiter schmecken. In den Teeküchen stehen übrigens, so erfahren wir von Simone Schmitt, lediglich eine Kaffeemaschine und ein Wasserkocher, kein Kühlschrank und keine Spülmaschine. Das Geschirr wird zentral gespült. Das Wasser, das aus der Wasseraufbereitungsanlage kommt, ist so gut, daß der Geschirrspüler ohne Spülmittel auskommt. Das Geschirr wird ausschließlich durch den hohen Wasserdruck gereinigt. Die Spülmaschinen sind Sonderanfertigungen aus Metall, die dem starken Druck standhalten. Auch die Backöfen in der Küche haben eine 3-fach Verglasung, der Kühlschrank eine 30cm Dämmung und die Dunstabzugshaube funktioniert mit Wärmetauscher. All das spart zusätzlich Energie.

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Hinter allem steht der Gedanke: Wie sparen wir Energie

Die Firmenleitung sieht sich auch für das Wohl ihrer Mitarbeiter verantwortlich, denn diese tragen, so steht auf dem Aushang zu lesen, zum Erfolg der Firma bei. Es gibt ein großes sportliches Angebot, das uns im Fitneßraum gezeigt wird. An 17 modernen Geräte, von Kraftmaschinen bis zu Laufbändern, können sich die Mitarbeiter jederzeit sportlich betätigen. Aber auch der Freizeitsport, es gibt ein Fußball- und ein Beachvolleyballfeld auf dem Firmengelände, ist ein fester Programmteil. Für die Kinder der Angestellten gibt es hier einen firmeneigenen Hort und Kindergarten. 2011 stehen 45 Plätze zur Verfügung.

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Unglaublich - es gibt sogar einen Fitneßraum, in dem die Mitarbeiter jederzeit trainieren können

In der Nähe des Bürogebäudes besichtigen wir die Energiekabine. Auch diese ist mit 25 m² Photovoltaik auf dem Dach bestückt. Hier werden die Holzpellets gelagert und verheizt. Die Asche kommt in eine Mülltonne und wird als Dünger genutzt.

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Noch schnell einen Blick in die Energiekabine und dann geht's ins Gelände

Das Wetter hätte nicht besser sein können für die Besichtigung des Windparks. 2009 wurde hier eine Windparkanlage mit insgesamt fünf Windrädern (Jahresleistung rund 30 Millionen Kilowattstunden) und eine Solaranlage (Jahresleistung rund 5,6 Millionen Kilowattstunden) errichtet. Die Windparkanlage wurde 2011 um weitere fünf Windräder ergänzt.

Seit kurzem befindet sich hier ein Hochseilgarten. Mit diesem neuen touristischen Magnet will Juwi eine engere Verbindung zum Windpark schaffen und damit auch zu einer weiteren Akzeptanz der Windenergie beitragen. Die nunmehr zehn Enercon-Windkraftanlagen erzeugen zusammen 60 Millionen Kilowattstunden und decken damit den Strombedarf von etwa 15.000 Haushalten.

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Die neuste Attraktion: Ein Klettergarten inmitten der Windräder, in dem man, verbunden mit einem Sicherungssystem in fünf oder neun Meter Höhe auf 40 Kletter- und sieben Teamelementen klettern und balancieren und von einem Powerfan-Turm aus 30 m Höhe springen kann. 20 Meter geht es rasend schnell und die letzten Meter ganz sanft dem Boden entgegen. Der Powerfan ermöglicht einen schnellen, aber kontrollierten Fall, wobei der Ventilator vom Gewicht der fallenden Person angetrieben wird und keine externe Energiezufuhr braucht.

Die Stadt Wörrstadt profitiert in mehrfacher Hinsicht von juwi. Mittlerweile deckt die Stromerzeugung 30 % des Ortes. Alle öffentlichen Gebäude können mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Bis 2020 soll im Landkreis die gesamte Energie aus regenerativen Quellen bezogen werden.
Die Philosophie von juwi ist: lokale Versorgung, unabhängig von Stromversorgern. Jede Gemeinde soll sich selbst versorgen. Bereits jetzt ist das zu 100 % in Morbach im Hunsrück möglich.

Das Windrad mit der Bezeichnung E 82 hat gewaltige Ausmaße: Über einem Fundament von 3,50 m Tiefe, 22 m Durchmesser und einem Gewicht von 1800 t verbautem Beton erhebt sich ein Betonturm, der dann in einen Stahlturm übergeht. Das Gewicht des oberirdischen Turmteils beträgt noch einmal 1700 t. In 138 m Höhe befindet sich die Gondel mit dem Generator, der Nabe und dem Rotor mit seinen drei 80 m langen Flügeln.

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Da muss man den Kopf weit in den Nacken legen, um bis zur Spitze des Windrads schauen zu können.

Der getriebelose Generator setzt sich bereits bei einer Windgeschwindigkeit von 3 m/s selbsttätig in Bewegung, es bedarf keines zusätzlichen „Anlassers“, die Leistungsabgabe beginnt ab 6 m/sec, das sind 12 Umdrehungen/min, ab 20 Umdrehungen/min wird die zulässige Höchstdrehzahl erreicht und bei höheren Windgeschwindigkeiten der Rotor bis zur Extremstellung ganz aus dem Wind gedreht. Ab einer Windstärke von 11 – 12 werden die Räder der neuen Generation abgeschaltet. Hierzu misst ein Anemometer oben an der Gondel die Windgeschwindigkeit, ebenso wird die Windrichtung ermittelt und ein Stellmotor dreht die Gondel mit den Flügeln in den Wind.

Simone Schmitt beantwortet die Frage, warum immer mal eins von mehreren Windrädern trotz ausreichenden Windes steht. Oft sind es Wartungsarbeiten, aber es kommt es auch vor, dass wegen eines Überangebotes an Strom einige Windräder einfach abgeschaltet werden müssen.

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Wir bekommen viele interessante Details über die Windräder zu hören

Inzwischen stehen wir im Turm und schauen hinauf, das Ende ist kaum wahrnehmbar. Drei dicke Kunststoffschläuche hängen in ihm und führen die Wärme des hier unten stehenden und laut brummenden Transformators nach oben ab. Ein Display gibt Auskunft über die Leistungsdaten. Auf dem Stromzähler lesen wir die derzeitige Windgeschwindigkeit und die geleisteten Kilowattstunden ab.

Ein Aufzug bringt die Techniker in 15 Minuten nach oben – über die Leiter braucht er 20 Minuten!

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Im Hintergrund ist der Aufzug zu sehen. Ruth versucht das Ende des Turms zu erkennen.
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Die kleinen, sauberen Elektro-Flitzer von juwi gehören zum Fuhrpark

Zum Abschluss der Führung besuchen wir noch das Clean Energy & Mobility Center. Leider sind alle Fahrzeuge zu Testzwecken unterwegs. Simone Schmitt erzählt uns, dass seit Oktober 2010 der Leiter der Abteilung „solare Mobilität“, Dr. Ronald Große, den bundesweit ersten personenbezogenen Elektro-Dienstwagen fährt. Mitte Januar 2011 haben weitere juwi-Mitarbeiter mit dem Mitsubishi i-MiEV ein Elektroauto als Dienstwagen erhalten. Das Ziel von juwi ist, den Fuhrpark von derzeit 168 Fahrzeugen komplett auf saubere Elektromobilität umzustellen, die zu 100 % aus erneuerbaren Energien gespeist wird. Unsere Frage, wie lange es dauert, bis ein Akku aufgeladen ist, beantwortet Simone Schmitt, dass für eine volle Akkuladung etwa 8 Stunden benötigt werden.

Auf dem Hof sind die Elektro-Autos zu sehen, die durch eine Photovoltaik-Anlage auf den beiden großen Schutzdächern der Autoabstellplätze aufgeladen werden. Die kleinen Flitzer sind regelmäßig im Einsatz. Ihre Sonderkarosserien sind auf Leichtbauweise getrimmt.

Hier kannst Du mehr darüber erfahren und Dir Filme, insbesondere auch über den ersten Elektro-Sportwagen „Tesla“ anschauen.

Damit ist unsere Führung beendet. Wir haben viele Anregungen bekommen und verstehen nun den Slogan und die Vision von juwi: 100% erneuerbare Energien.

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Das Auto der Zukunft? Jedenfalls fällt man mit solch einem Gefährt auf.

Zum Abschluss des informativen Nachmittags fahren wir ins nahegelegene Saulheim, wo wir im Weidenberger Hof von den Herren Kröhl sen. und jun. begrüßt werden. In der gemütlichen Gutsschenke sind 21 Plätze für uns reserviert und wir lassen es uns für die nächsten 3 Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit gut gehen.

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Ein Prosit auf den schönen Nachmittag.
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Die Fotos stammen von unseren Fotografen Karin (Karenage), Margret (Margret551), Dieter (fidelis45) und Günter (bakru26).

(eingestellt am 8. Mai 2011)

Autor: Feierabend-Mitglied

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