Niederwald-Tour an einem Spätsommertag 2013
Das Wetter hätte kaum besser sein können. Ein Glück, dass wir unsere Tour von der Vorwoche auf den 24. September verlegt haben. Zu Beginn des Herbstes lacht die Altweibersonne und angenehme Temperaturen empfangen uns, als wir um 14 Uhr in Bingen aus dem Zug steigen.
Da ich mich in der Abfahrtzeit der Personenfähre geirrt habe – oder sie war wegen der Verlegung der neuen Anlegestelle geändert worden – haben wir Zeit, in der Vinothek am Rheinufer noch gemütlich eine Tasse Kaffee zu trinken. Die ungewöhnliche Form der Tassen, die einem Schiff ähneln, erschwert das Trinken, aber sie werden leer.
Dank des Tipps von Ufu-Astrid lösen wir schon in Bingen unser Rundticket und brauchen für die Personenfähre nicht extra zu bezahlen. Sie bringt uns um 15 Uhr nach Rüdesheim, wo uns Pinova-Sieglinde am Fähranleger erwartet. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir die Seilbahn.
Die Fahrt zum Niederwald-Denkmal ist immer wieder ein Erlebnis. Seit 1954 schweben die Kabinen fast lautlos über den Rebhängen nach oben. Nach 10 Minuten – eigentlich viel zu schnell – ist die Bergstation erreicht und schnellen Schrittes streben wir dem Niederwald-Denkmal zu.
Das Denkmal erinnert an den Sieg über Frankreich im Jahr 1870/71.
Kaiser Wilhelm I. legte am 16. September 1877 den Grundstein. Auf dem Sockel ist zu lesen: „Zum Andenken an die einmuethige Siegreiche Erhebung des Deutschen Volkes und an die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 1870 – 1871.“ Nach sechs Jahren Bauzeit wurde das Denkmal 1883 eingeweiht.
Auf dem Denkmal steht die 12,5 Meter hohe Germania. Mit der rechten Hand hält sie die deutsche Kaiserkrone, die linke Hand ein gesenktes Schwert. Während Krone und Schwert mit Lorbeer umkränzt sind – als Symbol des Sieges und ein Zeichen der Macht – trägt das Haupt der Germania Eichenlaub.
Verbunden mit der Germania ist das Lied „Die Wacht am Rhein“, das von Max Schneckenburger um 1870 gedichtet wurde. Wenn Du auf die Germania klickst, kannst Du es hören (sogar mit Text) und hier kannst Du mehr Infos zum Niederwald-Denkmal lesen.
Das obligatorische Gruppenfoto auf den Stufen des Denkmals durfte natürlich nicht fehlen.
Und endlich waren wir hier auch vereint, denn Urmel-Ursula hatte uns doch noch eingeholt. Zu elft gehen wir weiter Richtung Assmannshausen und schwenken nach kurzer Zeit auf den Rheinsteig, der unterhalb des bequemen Waldwegs verläuft, immer wieder auch aus dem Wald heraustritt und zauberhafte Ausblicke auf die steilen Rebhänge, die Nahemündung, die Ruine Ehrenfels, den Mäuseturm und das Rheintal bietet.
Nach einer Weile erwartet uns eine Überraschung: ein Weinkeller an dem Rastplatz Laadhütt. Was verbirgt sich dahinter - das müssen wir unbedingt herausfinden.
Der Personalausweis wird elektronisch gelesen, danach kann die Klappe zum Weinkeller geöffnet werden. Gut temperiert werden verschiedene Weinsorten dort gelagert. Wir entscheiden uns für einen Rüdesheimer Weißherbst trocken, die Flasche zu 8,50 €. Das Geld wird in die Kasse geworfen, frische Gläschen stehen bereit – der Wein mundet. So lässt es sich gut wandern und beschwingt nehmen wir den steilen Anstieg zur Ruine Rossel.
Graf von Ostein wollte mit Eremitage, Rossel, Rittersaal und Zauberhöhle zu Ende des 18. Jahrhunderts den schönsten Naturpark am Rhein anlegen.
Während eine kleine Gruppe weiter wandert, erkunden die anderen die Zauberhöhle und nehmen anschließend eine Abkürzung zum Jagdschloss. So ist es nicht verwunderlich, dass wir uns dort verfehlen – die einen laufen links vom Jagdschloss, die anderen rechts – und wir warten aufeinander. Nach erfolgreichem Handyanruf treffen wir an der Seilbahn wieder zusammen, nur thbo-Therese und Urmel-Ursula fehlen. Die beiden haben gedacht, wir sind schon alle in Assmannshausen und nehmen die Seilbahn nach unten.
Wir anderen Neun fahren gemeinsam mit dem Sessellift ins Tal. Marchen-Marlies mag gar nicht hinsehen, als es steil nach Assmannshausen hinunter geht. Sie verpasst traumhafte Ausblicke auf die Rotweinstadt und die bekannte Weinbergslage „Assmannshäuser Höllenberg“.
Der Name hat übrigens nichts mit dem Teufel zu tun, sondern bezeichnet „Halden“, also steile Hänge. Hier wächst auf dem steilen, wärmespeichernden Schieferboden einer der besten Rotweine, der Spätburgunder.
Nachdem wir uns alle wiedergefunden haben, bleibt noch etwas Zeit für eine Erfrischung im Hotel Anker. Ein Gang ins Restaurant lohnt sich, wie die Homepage beweist. Das gesamte Restaurant ähnelt einem Museum der besonderen Art. Kein Eckchen ist frei von Antiquitäten, die an Wein und Winzer, Fisch und Fluß, Mönch und Ritter erinnern. Einer nach dem anderen von uns verschwindet nach drinnen – man muß es einfach gesehen haben.
Viel zu schnell vergeht die Zeit und das Schiff ruft. Nach einem 3minütigen Fußweg durch die Straßenunterführung sind wir pünktlich um 18.15 an Brücke 3, wo die „Ehrenfels“ gerade angelegt hat. Auf dem Oberdeck finden wir noch genügend Platz und können den Blick vom Schiff auf das Ufer und seine Rebhänge genießen. 30 Minuten später legen wir in Bingen an, wo wir uns von Azzurro und Ufu verabschieden. Die anderen erwartet im Restaurant " Zum Geschwollenen Herz " in der Vorstadt von Bingen, reservierte Plätze in der oberen Etage. Hier lassen wir es uns gut gehen und es schmeckt vorzüglich.
Kurz vor 21 Uhr fahren wir mit dem Zug zurück nach Mainz. Eine schöne Tour an einem wunderbaren Spätsommertag geht zu Ende.
Hier kannst Du den Ausflug anhand der Fotos von fidelis45-Dieter miterleben. Ich habe einige von ihnen betitelt.
(eingestellt am 25.9.13)
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