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Ein Abend bei den Johannitern


Am 30. September 2015 hatte Elke – Sunny322 für uns einen Termin bei den Johannitern vereinbart. Sie arbeitet dort stundenweise im Menüservice; früher sagte man dazu „Essen auf Rädern“.

Neben den Johannitern gibt es noch weitere große Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Malteser Hilfsdienst, Paritätischer Wohlfahrtsverband etc.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. ist ein Werk des evangelischen Johanniterordens und wurde 1952 gegründet. Die JUH umfasst etwa 300 Regional-, Kreis- und Ortsverbänden.

Der Regionalverband Rheinhessen betreut von Mainz aus das Stadtgebiet und die Vororte, sowie die Kreise Mainz-Bingen und Alzey-Worms. Die Einsatzschwerpunkte liegen beim Fahrdienst für Behinderte, Krankentransporte, Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Soziale Dienste wie z.B. die Haushaltsassistenz und Hausnotruf, dem Menüservice und der Erste-Hilfe-Ausbildung.

Seit mehr als 15 Jahren gibt es darüber hinaus die Ambulante Kinderkrankenpflege. Ausgebildete Kinderkrankenschwestern unterstützen die Familie bei der häuslichen Pflege nach Krankenhausaufenthalten und schwerstkranken Kindern.

Die Alarmleitstelle koordiniert drei Rettungshubschrauber. Die JUH besitzt auch ein Rettungsboot, das z.B. bei Konzerten auf der Nordmole auf dem Rhein im Einsatz ist.

Der Fuhrpark umfasst derzeit ca. 90 Fahrzeuge. Im Regionalverband arbeiten ca. 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und etwa 150 Ehrenamtliche im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJler).

Hier kannst Du mehr über den Regionalverband Rheinhessen der Johanniter lesen

16 Mitglieder und zwei Gäste hatten sich für die Veranstaltung angemeldet. Nachdem uns Elke einiges zu den Johannitern erzählt hatte, machte sie uns mit den Referenten des Abends bekannt. Frau Burkart ist Leiterin des Menüservices, Frau Lück leitet den Hausnotruf und Herr Horn wollte unsere verschütteten Erste-Hilfe-Kenntnisse wieder auffrischen.

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Die Bilder werden scharf, wenn Du sie anklickst

Andrea Burkart ist seit 6 Jahren im Menüservice tätig und trägt als Leiterin dafür Sorge, dass die Bestellungen und die Auslieferungen reibungslos über die Bühne gehen.
Die Menüs werden bei „apetito“ hergestellt, einem Anbieter für Tiefkühlmenüs. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Rheine/Nordrhein-Westfalen.

Der Menüservice hilft nicht nur Alten, Kranken und Behinderten, sondern auch all jenen, die eine Mahlzeit ohne Einkaufen und Zubereiten genießen wollen. Unter ca. 200 Menüs kann aus einem Katalog ausgewählt werden. Es gibt auch die Möglichkeit der besonderen Kostform, sei es für Diabetiker, Dialyse-Patienten, Vegetarier oder Menschen mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten.

Die Menüs werden entweder als Heiß- oder Kaltlieferung zugestellt.

Die Kaltlieferung (ein Wochenkarton mit sieben oder mehr Tiefkühlmenüs) wird einmal wöchentlich mit -20° angeliefert und von den Kunden im Backofen oder in der Mikrowelle 15 Minuten erwärmt.

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Die heißen Menüs werden bei der JUH im Ofen erhitzt und angeliefert; für Kranke und Demente oftmals verbunden mit dem Pflegedienst, der das Essen anreicht.
Die Vorlaufzeit bei der Bestellung beträgt eine Woche. Natürlich sind auch kurzfristige Bestellungen möglich, allerdings ist es dann eher ein „Überraschungsessen“. Geliefert wird, was zur Verfügung steht.
Andrea Burkart erzählt, dass besonders alleinstehende Männer diese Art der Menüs gerne wählen und sich überraschen lassen. Wir mutmaßen, dass die Männer das vielleicht so gewöhnt waren: sie essen das, was bei ihren Frauen auf den Tisch kam !

Das neueste „Kind“ der Johanniter ist ein Frischemobil, das derzeit nur im Gebiet Rüsselsheim/Raunheim unterwegs ist und momentan etwa 20 Kunden beliefert.

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Zusätzlich zum Menüservice bieten die Johanniter in Zusammenarbeit mit dem Proviant-Magazin in Mainz frisch gekochte Menüs an, die auf Porzellantellern heiß geliefert werden. Das hat natürlich seinen Preis und kostet pro Menü ca. 12 €.
Die Mahlzeiten von apetito kosten pro Portion als Heißlieferung 7,69 €; als kleine Portion 6,89 € und als Kaltlieferung 5,69 €, bzw. kleine Portion 5,19 €.
Das Besondere daran ist, dass das Auto einen Herd an Bord hat, in dem die Menüs auf dem Weg zum Kunden erhitzt und damit wie frisch gekocht angeliefert werden.
Unser Mitglied Elke – Sunny322 fährt dieses Frischemobil, und sie zeigt es uns später vorm Nachhausegehen.

Hier kannst Du mehr über den Menüservice lesen

und hier im Menükatalog blättern
Das klappt nur, wenn Du den Flash-Player installiert hast!

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Als nächstes zeigt uns die Leiterin des Hausnotrufs, wie ein Notruf-Gerät funktioniert.

Michèle Lück ist seit fast 8 Jahren für den Hausnotruf zuständig.

Derzeit nutzen ca. 1.050 Teilnehmer den Johanniter-Hausnotruf, etwa 900 Personen haben den Schlüssel bei den Johannitern hinterlegt. Besonders für Alleinstehende ist es im Alter, bei Krankheit oder einer Behinderung wichtig, dass im Notfall Hilfe gerufen werden kann. Die Notrufzentrale ist rund um die Uhr mit 5 Personen besetzt. Sie sitzt in Gießen, ist aber per Telefon mit Mainz bzw. den anderen Regionalverbänden verbunden, so dass schnelle Hilfe in jedem Fall gewährleistet ist.

Der Hausnotruf besteht aus einer Basisstation und einem mobilen Funksender, der entweder wie eine Uhr am Arm oder an einer Halskette getragen werden kann. Er ist wasserdicht und funktioniert damit auch unter der Dusche, im Bad, Garten oder Keller. Die Reichweite beträgt 100 m.

Hier kannst Du mehr über den Hausnotruf lesen

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In einem Notfall, d.h. wenn der Knopf gedrückt wird, überträgt der Sender das Signal an die Basisstation. Kurze Zeit später melden sich die Johanniter, fragen nach dem Problem und schicken sofort die Hilfe. Das kann durch Verständigung von Angehörigen oder Nachbarn erfolgen oder durch Benachrichtigung des Rettungsdienstes und ggfs. des Notarztes.
Da die Daten bei der Notrufzentrale hinterlegt sind, ist es dort auch sofort ersichtlich, wer den Alarm ausgelöst hat. Dies ist wichtig für den Fall, dass der Hilfesuchende nicht mehr sprechen kann.

Zusätzliche Sicherheit gibt die „Tagestaste“. Wenn gewünscht, wird sie einmal am Tag gedrückt. Erfolgt dieser Alarm nicht, wird von der Zentrale angerufen und sich vergewissert, ob alles in Ordnung ist. Auch eine Taste für die Abwesenheitsmeldung, z.B. bei Urlaub, befindet sich an der Basisstation.

Wir wollen natürlich wissen, was der Service kostet.
Das Basispaket ist bereits ab 18,36 € monatlich erhältlich. Bei einer Pflegestufe übernimmt die Pflegekasse diesen Betrag. Das Komfortpaket, ein Rundumschutz, kostet 35 € monatlich. Es beinhaltet auch die Einsätze und die Verwahrung des Schlüssels. Zudem gibt es noch ein Service plus-Paket für 49,80 €, das auch u.a. einen Weckdienst beinhaltet.

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Erste Hilfe war für uns das zentrale Thema des Abends.

Norbert Horn ist Ausbildungsleiter bei den Johannitern. Er bildet nicht nur die Rettungssanitäter aus, sondern hält auch Kurse für die Bevölkerung, Schulen etc.
An diesem Abend will er unsere Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen und fragt als erstes, was wir bei einem Notfall tun müssen.

Erste und wichtigste Maßnahme: Einen Notruf absetzen.

Die Nummer 112 gilt europaweit. Damit erreichen wir die Rettungsdienste und die Feuerwehr. In Mainz kann auch die Nummer 19 222 (ggfs. in Verbindung mit der Vorwahl 06131) gewählt werden.

Bei einem Notruf braucht der Rettungswagen etwa 5 bis 10 Minuten. Bis zum Eintreffen muß Erste Hilfe geleistet werden.

Von der Rettungsleitstelle wird nach der Rückrufnummer, nach der Adresse und nach dem Vorgang gefragt (wer, wo, was), insbesondere, ob der Verletzte bewusstlos ist, ob er noch atmet, ob sein Herz noch schlägt. Das ist wichtig für die Entscheidung, ob ein Notarzt mitkommen muß. In Mainz – so hören wir erstaunt – gibt es nur 2 Notärzte !

Mehr über den Notruf

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Bei einem Autounfall muß die Warnweste angezogen werden, die man nicht im Kofferraum spazieren fahren sollte. Ist man im Ausland mit 2 oder mehr Personen im Auto unterwegs, müssen entsprechend mehr Warnwesten mitgeführt werden.
Das Warndreieck ist 200 m entfernt aufzustellen (4 Leitpfosten an der Autobahn). Am besten fordert man hierbei eine weitere Person direkt zur Hilfe auf (sofern man nicht alleine ist) und kümmert sich um den Verletzten.

Atmet der Betroffene noch? Die Sicherung der Atmung ist das A und O, sagt uns Norbert Horn. Ist keine Atmung mehr vorhanden, muß sofort mit der Brustkompression begonnen werden. Jede Minute ohne Wiederbelebungsmaßnahme reduziert die Überlebenswahrscheinlich um etwa 10 %.

meingold - Brigitte stellt sich als Unfallopfer zur Verfügung

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Die Herzdruckmassage (die Mitte des Brustkorbs wird fest eingedrückt) muß 100x pro Minute ausführt werden. (Es hilft, so Norbert Horn, zumindest in Gedanken Happy Birthday schnell zu singen oder Staying Alive von den Bee Gees). Es darf damit nicht aufgehört werden, bis Hilfe eintrifft, um den lebenswichtigen Blutkreislauf aufrecht zu erhalten.

Bei zusätzlicher Mund-zu-Mund-Beatmung gilt: 30x Brustkompression, 2x beatmen (Nase des Opfers zuhalten, in den Mund atmen). Wichtiger als die Beatmung ist auf alle Fälle aber die Herzdruckmassage.

Sollte das Notfallopfer das Bewusstsein verloren haben – aber noch atmen - muß als erstes auf die Zunge geachtet werden. In der Rückenlage rutscht die Zunge nach hinten, der Betroffene kann an Speichel oder Blut ersticken. Der Kopf wird nach hinten gebeugt (an Stirn und Hinterkopf anfassen).

Wenn das Opfer noch atmet, kann es danach in die stabile Seitenlage gebracht werden.
Norbert Horn zeigt uns, wie das geht.

Ist das Notfallopfer ein Motorradfahrer, sollte nach Überstrecken des Kopfes vorsichtig der Helm abgenommen werden.

Hat ein Unfallopfer einen hohen Blut- oder Flüssigkeitsverlust, kann auch eine Schocklage erforderlich sein. In dem Fall, sind die Beine anzuheben. Kippt aber jemand um und ist blaß im Gesicht, z.B. bei Herzproblemen, dürfen die Beine nicht angehoben werden.

Starke Blutungen sollen mit der Hand abgedrückt werden, danach erfolgt ein Druckverband mit dem Dreieckstuch oder einem Schal. Wenn alles nicht hilft, muß abgebunden und die Uhrzeit notiert werden, um die Länge des Abbindens kontrollieren zu können.

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Typische Anzeichen für einen Herzinfarkt sind allen bekannt: Übelkeit, Erbrechen, Vernichtungsschmerz, Todesangst. Insbesondere bei Frauen können die Symptome auch nicht so typisch hervortreten.

Hier gilt:
- Notruf 112 absetzen
- Oberkörper oder Kopf hochlagern
- Beengte Kleidung und Fenster öffnen
- Beruhigen bis Hilfe kommt

Gleiches gilt auch für den Schlaganfall.

Zum Schluß führt uns Norbert Horn einen Defibrillator vor.

Ein Defibrillator kann durch gezielte Stromstöße Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern und Kammerflattern (Fibrillation) oder ventrikuläre Tachykardien, Vorhofflimmern und Vorhofflattern (Kardioversion) beenden. Defibrillatoren werden auf Intensivstationen, in Operationssälen, in Notfallaufnahmen, sowie in Fahrzeugen des Rettungsdienstes bereitgehalten. Seit den 1990er-Jahren werden Defibrillatoren in Form von automatisierten externen Defibrillatoren auch zunehmend in öffentlich zugänglichen Gebäuden wie Bahnhöfen, Flughäfen und anderen Orten für eine Anwendung durch medizinische Laien bereitgestellt (Quelle: wikipedia.de)
Infos zu den automatisierten externen Defibrillatoren

In Mainz gibt es zur Zeit nur 7 öffentlich zugängliche Defi-Säulen; in Nieder-Olm 6. Für Mainz erscheint mir die Zahl doch sehr gering. In London gibt es, so Norbert Horn, 12.000 Defibrillatoren. Ich würde sagen, da bleibt in Mainz noch viel zu tun.
Infos zu den Defibrillatoren in Mainz

An einem Dummy demonstriert er uns, wie sowohl die Herzdruckmassage, als auch der Defibrillator eingesetzt wird. In 70 – 80 % der Fälle wird er bei Kammerflimmern eingesetzt und erzeugt einen sehr starken Stromstoß, der wie ein Herz-Reset wirkt, d.h. das Herz kommt wieder in seinen Takt.

Nachdem der Brustkorb freigemacht wurde, werden zwei Klebepads mit Elektroden nach Anleitung aufgeklebt. Eine Klebeelektrode kommt ans rechte Schlüsselbein, die andere links unterhalb des Brustkorbs. Der Defi wird eingeschaltet und eine Stimme aus dem Gerät gibt genaue Anweisungen, was zu tun ist. Es analysiert mittels EKG, ob ein Kammerflimmern vorliegt. Wenn das der Fall ist, wird ein Stromstoß abgeschickt. Vorher müssen alle weit genug zurücktreten.

Was aber tun, wenn der Herzstillstand zu Hause eintritt? Herr Horn sagt uns, dass es auch Defibrillatoren zu kaufen gibt. Die einfachste Ausführung kostet etwa 800 €.


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Wollen wir hoffen, dass wir nie einen brauchen werden oder, wenn doch, Ersthelfer zur Stelle sind, die sofort die 112 anrufen und danach mit einer Herzdruckmassage solange den Patienten am Leben halten, bis professionelle Hilfe eintrifft.

Mit einem herzlichen Applaus und einem guten Tropfen für den Feierabend verabschieden wir uns von den drei Referenten.

Nach diesen spannenden 150 Minuten entspannen wir uns bei einem Abendessen mit einer Auswahl der Menüs, die der Menüservice anbietet. Jeder darf sich das aussuchen, was er gerne essen möchte.
Elke reicht noch Versucherlis in Form von Grünkohl, Erbsensuppe und Kaiserschmarrn herum und wir finden alle, dass es lecker schmeckt.

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Wir bedanken uns bei den Damen und dem Herrn von den Johannitern für den interessanten und lehrreichen Abend. Von dem, was wir gehört haben, konnte jeder von uns etwas für sich mit nach Hause nehmen. Vielleicht setzt sich sogar der eine oder andere einen kompletten Auffrischungs-Erste Hilfe Kurs auf seine persönliche To-do-Liste.

Ich bedanke mich bei Elke - Sunny322 für die Idee und die Organisation und bei Günter - bakru26 für die Bilder des Abends.
Sie können hier angesehen werden

(eingestellt am 4.10.15)

Autor: Feierabend-Mitglied

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