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Die Kaiserpfalz in Ingelheim

Ingelheim, ca. 15 km westlich von Mainz am Rhein gelegen, ist eng verbunden mit dem Namen „Karl dem Großen“ (748 - 814). Dank der Organisation von Jenny7778 (Kornelia) erhielten 14 Mitglieder und zwei Gäste aus Neuseeland am 14. September durch Udo Köster, seit 20 Jahren Stadtführer in Ingelheim, einen Einblick in die Zeit des frühen Mittelalters. Genauer gesagt, in die Blütezeit des heutigen Nieder-Ingelheim, wo Karl der Große im späten 8. Jh. eine bedeutende Pfalz, die Ingelheimer Kaiserpfalz, errichten ließ. In Büchern und im Internet gibt es zwar genug darüber zu lesen, aber eine Führung ist interessanter und nachhaltiger.

Ingelheimer Kaiserpfalz_knuddeline56
Modell der Kaiserpfalz in Ingelheim
Foto: knuddeline56

Die Ingelheimer Kaiserpfalz ist eine der bedeutendsten Zeugnisse früh- und hochmittelalterlicher Großarchitektur in Europa. Unter den staufischen Herrschern wurde der bis dahin repräsentative Palast Mitte des 12. Jh. zur Wehranlage ausgebaut. Die Hinterlassenschaften der Staufer sind bis heute durch erhaltene Teile der staufischen Wehrmauer und dem romanischen Bau der Saalkirche zu sehen. Seit 1993 finden auf dem Gelände der ehemaligen Kaiserpfalz erfolgreiche Grabungen statt und so können wir die Aula regia (Thronhalle), die Saalkirche (Pfalzkirche), das Heidesheimer Tor und eine mittelalterliche Warmluftheizung besichtigen.

Ingelheim_Margret551
Auf dem Weg zum Treffpunkt: Jenny7778, adler4711, Blumengruss; dahinter Freiin, Karlasophie und Irrwisch
Foto: Margret551

Wir treffen uns gegen 16 Uhr am Francois-Lachenal-Platz vor dem Museum und Besucherzentrum der Kaiserpfalz. Das Museum wurde 2004 nach Umbau- und Erweiterungsarbeiten des alten Feuerwehrgerätehauses eröffnet und beheimatet historisch bedeutsame Funde des 1905 gegründeten Historischen Verein Ingelheim eV.

Hier können sich interessierte Besucher am PC über die Baugeschichte der Pfalz und die archäologischen Ausgrabungen informieren. Das Museum informiert jedoch nicht nur über die Kaiserpfalz, sondern auch über die Vor- und Frühgeschichte, die Römerzeit und das Frühmittelalter im Ingelheimer Raum.

Seit 2006 wird ein neues Modell der Kaiserpfalz gezeigt, in das aktuelle Grabungsergebnisse eingeflossen sind. Das Modell der Pfalz vermittelt einen anschaulichen Eindruck von dem einst imposanten karolingischen Bauwerk, das aus der Aula regia, einem Vorbau, dem Wohntrakt, der Pfalzkapelle und dem Heidesheimer Tor, das nach Mainz ausgerichtet ist, besteht.

Museum Kaiserpfalz_knuddeline56
Udo Köster erklärt uns nicht nur das Modell der Kaiserpfalz, sondern erzählt auch anschaulich über die Pfalzen im Früh- und Mittelalter.
Foto: Knuddeline56

Udo Köster erzählt uns, daß der Begriff „Pfalz“ (abgeleitet aus dem lateinischen palatium = Sitz eines hohen Herrschers) eine Anlage bezeichnet, die statt einer festen Residenz den Königen des Mittelalters als Aufenthalts- und Regierungsort auf den Reisen durch ihre Reichsgebiete diente. Sie wurden im Abstand von etwa 50 km errichtet. Die Blütezeit der Pfalzbauten läßt sich auf den Zeitraum von 760/70 (Pippin der Jüngere) bis etwa 1240 (Friedrich II.) festlegen. Es sind 120 Pfalzen bekannt, die unter Karl dem Großen und seinen Nachfolgern gebaut wurden. Die meisten davon sind unbekannt. 10 Pfalzen wurden ausgebaut; die 3 bekanntesten sind in Nijmwegen (Holland), Aachen und Ingelheim.

Mit dem Machtbereich des jeweiligen Herrschers verschob sich die Häufigkeit der Pfalzbesuche. Manche Königssitze hatten als Winter- oder Festtagspfalzen eine besondere Bedeutung. Die meisten der Pfalzen hatten einen Hof, um die Versorgung des Königs und seines Gefolges zu gewährleisten, eine Halle (Aula regia) die Versammlungen, Rechtsprechung und Synoden ermöglichte, sowie Wohngebäude und die obligatorische Pfalzkirche. Ab dem 9. Jh. wurden die Pfalzen mit einer Wehrmauer umgeben. Den königlichen Gebäuden schlossen sich Bauten von Klöstern, Angehörigen des höheren Adels oder Vertretungen ausländischer Herrscher an.

Museum Kaiserpfalz_Margret551
Knuddeline56, Siama24, Jenny7778 und Freiin lauschen den Ausführungen des Stadtführers Udo Köster
Foto: Margret551

Kaiserpfalzwanderweg_knuddeline56
Überall in Ingelheim ist Karl der Große anzutreffen: Hier als Hinweis auf den Kaiserpfalzwanderweg.
Foto: knuddeline56

Die Gründung der Ingelheimer Kaiserpfalz ist Karl dem Großen zu verdanken. Seine Anwesenheit in Ingelheim wird für 774 das erste Mal erwähnt. Er machte dort kurz Station auf dem Rückweg von seinem ersten Italienzug über Speyer und Lorsch. 13 Jahre später, Ende des Jahres 787 verweilte er erneut in Ingelheim. Er verbrachte hier Weihnachten und blieb über den Winter ohne Unterbrechung bis zur Jahresmitte 788. In diese Zeit fiel die große Reichsversammlung vom Juni 788, auf der Herzog Tassilo III. von Bayern wegen Hochverrats zum Tode verurteilt wurde. Er wurde letztendlich von Karl dem Großen zu Klosterhaft begnadigt, offenbar, so unser Stadtführer Udo Köster, weil er ein Vetter und Schwager Karls des Großen war. Durch diesen genialen Schachzug fiel ihm Bayern, ohne Krieg führen zu müssen, zu.

Die Länge und die Bedeutung des Aufenthaltes setzten das Vorhandensein repräsentativer Pfalzgebäude voraus. Deshalb ist anzunehmen, daß die Pfalz innerhalb dieser Zeit gebaut wurde. Nach seinem langen Aufenthalt im Jahre 787/88 wurde die Pfalz in Ingelheim jedoch nicht mehr als Winterquartier genutzt. Im August 807 hielt Karl der Große noch einmal einen Hoftag in Ingelheim ab.

Kapitell Kaiserpfalz_Margret551
Kapitell aus der Kaiserpfalz
Foto: Margret551

Leider können wir nur einen kurzen Blick auf die Funde werfen, die im Verlauf der letzten hundert Jahre zutage gefördert wurden.

Der eindrucksvollste Fund ist wohl die bislang einzig bekannte Goldmünze mit dem Bildnis Karls des Großen, die wir in der Vitrine bewundern können. Sie wurde im Jahre 1996 bei archäologischen Grabungen im Gebiet der Kaiserpfalz gefunden.

Sie wiegt 4,18 g, ihr Durchmesser beträgt 19,5 mm. Aufgrund des Gewichts der Goldmünze kann man auf einen Goldgehalt von ca. 91% schließen. Auf der Rückseite zeigt die Münze ein Stadttor mit der Aufschrift „Arelato“, was auf die französische Stadt Arles als Prägeort hinweist.

Die Vorderseite zeigt ein Herrscherporträt mit Lorbeerkranz und Kaisermantel, den Herrschaftszeichen der römischen Kaiserzeit. Zu lesen ist: D(ominus) N(oster) KARLUS IMP(erator) AUG(ustus) REX F(rancorum) ET L(angobardum). Die Münze läßt damit auf die Identität Karls des Großen bei der dargestellten Figur schließen. Karl der Große wird als König der Franken und Langobarden und als Kaiser tituliert, was darauf hindeutet, dass die Münze nach Karls Kaiserkrönung im Jahre 800, aber vor dessen Tod 814 geprägt wurde.

Museum Kaiserpfalz_Margret551
Die Skizze zeigt den Fundort der Münze im Bereich der Kaiserpfalz
Foto: Margret551

Ingelheim_Margret551
Jetzt geht's ins Gelände !
Foto: Margret551

Danach gehen wir zu dem beschilderten Rundweg, der zu den teils versteckt im Saalgebiet gelegenen Überresten der Pfalz führt. Nach Aufgabe der Pfalz wurde sie nach und nach überbaut; es entstand der heutige Stadtteil Nieder-Ingelheim. So sind nur noch Reste bis heute oberirdisch erhalten. Der größere Teil der Anlage liegt als Fundament unter der Erde.
Erste Untersuchungen im Pfalzgebiet fanden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts statt. 1909 wurde mit systematischen Grabungen begonnen, die durch die beiden Weltkriege eingestellt werden mußten. 1960 wurden sie wieder aufgenommen. Seit 1993 gibt es wieder aktuelle Grabungen unter Leitung von Holger Grewe. Unser Stadtführer erklärt uns, dass die Stadt Ingelheim für Häuser, die verkauft werden, ein Vorkaufsrecht besitzt. Führt sie ein solches aus, prüft Holger Grewe, ob das Haus abgerissen oder weiterkauft werden kann. Die aktuellen Grabungen zielen auf eine erneute Erfassung, Beschreibung und Datierung der einzelnen Gebäudeteile und der gesamten Topographie ab und brachten schon einige Funde, u.a. die Goldmünze, zutage.

An den Überresten einer Wehrmauer ist zu erkennen, daß die Kaiserpfalz auch nach Kaiser Karl dem Großen noch europäische Geschichte geschrieben hat. Unter seinem Sohn Ludwig dem Frommen (814-840) blühte die Pfalz auf und war mehrfach Schauplatz von Reichsversammlungen. Auch unter ottonischer Herrschaft wird sie bevorzugt aufgesucht. Die Stauferkaiser waren insgesamt nur viermal in Ingelheim, darunter Friedrich I. Barbarossa im Jahr 1163 bei einem Zusammentreffen mit Hildegard von Bingen. In dieser Zeit wurde die Reichsburg als Festung ausgebaut. Ihre Bedeutung als zentraler Ort der Reichsverwaltung hatte sie bereits im 11. Jahrhundert verloren. Schriftlichen Überlieferungen zufolge, hat sich Karl IV. 1354 als letzter Herrscher in Ingelheim aufgehalten. Dies wird durch eine Urkunde zur Gründung eines Augustinerklosters bezeugt. Die Augustiner übernehmen jedoch nur die Pfalzgebäude. Somit verliert die Pfalz ihre Bedeutung als Herrscherwohnsitz. 1375 wurde das gesamte Territorium Ingelheim durch Karl IV. an die Kurpfalz verpfändet. Während des dreißigjährigen Krieges diente der Pfalzgrund als Lager unter wechselnder Besatzung. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt das Gebiet das heutige Erscheinungsbild.

Führung Kaiserpfalz_Margret551
Reste einer alten Wehrmauer
Foto: Margret551

Udo Köster macht uns auf einen ehemaligen jüdischen Friedhof aufmerksam, der nicht wie sonst außerhalb der Stadt liegt, sondern seit 1650 mitten im Pfalzgebiet. Die jüdischen Mitbürger wurden dort bis 1880 beerdigt. 1933 wurde er aufgelöst und die Grabsteine wanderten auf einen anderen Friedhof. 2002 wurden sie wieder auf dem alten Friedhofsgrundstück aufgestellt, darunter auch der älteste erhaltene Grabstein von 1726.

Zu den aktuellen Funden gehört eine Zisterne und eine hochmittelalterliche Warmluftheizung aus dem Jahr um 1230, zu der uns der Udo Köster führt. Die Ofenwände bestehen aus Becherkacheln, die in dichten Abständen lagenweise in Lehm geschichtet wurden. Sie halten dadurch besonders gut die Wärme.

Herr Köster berichtet von zwei Skelettfunden, so dass davon auszugehen ist, daß sich hier ein Friedhof befunden hat, auf dem vermutlich Amtmänner bestattet wurden.

Warmluftheizung_Kaiserpfalz_Margret551
Der gut erhaltene Fund, die Warmluftheizung wurde im Jahr 2000 durch einen Bau geschützt.
Foto: Margret551

Aula Regia_Kaiserpfalz_Margret551
Blick von oben in die Aula Regia
Foto: Margret551

Danach gehen wir zur Aula regia, der Prunkhalle der Kaiserpfalz. Bereits in karolingischer Zeit waren eine Königshalle (Aula regia) nach dem Vorbild antiker Basiliken und ein Halbkreisbau kennzeichnend für den Grundriß einer Pfalz. Am südlichen Saalende sind noch heute die Mauerreste der Thronapsis zu sehen sowie ringsum teilweise noch originale und ergänzte Seitenmauern und im Vorderung zwei Eingänge von der Eingangshalle (Narthex) her. Im Hintergrund ist ein restaurierter Teil der staufischen Wehrmauer (mit Wendeltreppe) zu sehen, in die auch die Außenmauer der so nicht mehr benötigten Aula integriert wurde. Der Rasen, der heute zu sehen ist, stellt den Fußboden der Aula regia in ursprünglicher Höhe dar. Die Königshalle war etwa 44 m lang, 16 m breit und hatte eine flache Holzdecke.

Aula Regia_Kaiserpfalz_Margret551
Blick von vorne in die Aula Regia. Zu sehen ist im Hintergrund die Thronapsis und die staufische Wehrmauer (mit Wendeltreppe).
Foto: Margret551
Aula regia_Kaiserpfalz_Margret551
Hinter uns auf der Besuchertribüne der Aula regia ist eine Informationswand, auf der Bild- und Texttafeln über den Themenschwerpunkt „Die Pfalz der Karolinger“ informieren, sowie eine virtuelle Architekturrekonstruktion der Aula regia.
Foto: Margret551

Während wir uns im Besucherbereich der Aula regia auf die Stufen setzen und die Prunkhalle auf uns wirken lassen, berichtet Udo Köster über bedeutsame historische Ereignisse: Karl der Große verurteilte hier den Bayernherzog Tassilo III. wegen Treubruchs. Sein Sohn Ludwig der Fromme hat Ingelheim nachweislich zehnmal besucht und hielt große Reichsversammlungen ab. Bei der Versammlung im Sommer 826 war unter anderem der dänische König Harald anwesend, der sich bei diesem Anlass im Stift St. Alban in Mainz taufen ließ. 840 starb Ludwig der Fromme auf der nahe bei Ingelheim gelegenen Mariannenaue, wo er der Jagd frönte. Er wurde jedoch nicht auf seiner Lieblingspfalz Ingelheim beerdigt, weil es hier keine Kirche gab, die groß genug für ein solches Ereignis gewesen wäre, sondern in Metz. Die Ottonen feierten mehrfach ihre Osterfestkrönungen, der Salier Heinrich IV. wurde in der Ingelheimer Pfalz von seinem Sohn Heinrich V. zur Abdankung gezwungen.

Die Aula Regia dient heute als stilvoller Rahmen für Freilichtkonzerte, die Empore der Apsis als Bühne und auf den Rasen werden Stühle gestellt.

Führung Kaiserpfalz_Margret551
Auf dem Weg zur Saalkirche
Foto: Margret551

Saalkirche Ingelheim_Margret551
Blick zur Saalkirche
Foto: Margret551

Östlich der Aula regia wurde im 10. Jh. von Otto I. die Saalkirche errichtet, eine einschiffige Kreuzkirche, deren Name sich nicht von der architektonischen Bauform ableitet, sondern von ihrem Standort in der Flur „Im Saal“. Die Kirche ist weitaus größer als ihre Vorgängerbauten. Anders als bei anderen Kirchenbauten dieser Zeit liegt ihre Apsis nicht genau im Osten, sondern im Nordosten. So fügt sie sich perfekt in den karolingischen Bauplan ein.

Leider ist die Saalkirche schon geschlossen, so daß wir sie uns nur von außen ansehen können. Ein Besuch lohnt sich auch wegen der wunderbaren Orgelkonzerte.

Im 12. Jh. wurde die Saalkirche renoviert. Davon zeugt heute noch der romanische Bauschmuck an der Apsis. Sie litt stark unter Zerstörungen durch den 30jährigen Krieg. 1575 wurde sie säkularisiert und 1705 an die Protestanten übereignet. Zweckentfremdung durch die Besetzung französischer Truppen in der napoleonischen Zeit hinterließen die Kirche in einem ruinösen Zustand; sie war bis auf den Chor und die Querschiffmauern eingestürzt. 1803 wurde mit der Renovierung begonnen. Schon bald konnten wieder erste Gottesdienste abgehalten werden. 1861 wurde der größere Glockenturm im Stil der Neoromanik erbaut. Das Langhaus wurde erst 1965 wieder errichtet und nach historischen Maßen rekonstruiert.

Saalkirche Ingelheim_Margret551
Saalkirche Ingelheim
Foto: Margret551

Im Jahr 2003/04 wurde unter der Leitung von Holger Grewe auf einer freien Fläche nördlich der Saalkirche eine archäologische Ausgrabung durchgeführt, bei der das Sakralzentrum der karolingischen Pfalz entdeckt wurde. Es wurden Reste von zwei Kirchen freigelegt, die dem Bau der Saalkirche im 10. Jh. vorausgingen. Die Ausmaße der Fundamente der zweiten Pfalzkapelle sind heute auf dem Pflaster gekennzeichnet.

Kaiserpfalz Ingelheim_knuddeline56
Die Umrisse der Pfalzkapelle sind auf dem Pflaster deutlich zu sehen.
Foto: knuddeline56

Nördlich der Pfalzkapellen haben Häuser den Abschluß des rechteckigen Hofes gebildet. Sie dienten vermutlich als Wohnraum für Gäste, die unter Ludwig dem Frommen 820-830 errichtet wurden und die über einen Wasseranschluß verfügten. Um dieses „Karlsbad“ ranken sich einige Vermutungen.

Im Jahr 2006 führten archäologische Untersuchungen dazu, das Bassin als Klärbecken bzw. Brunnenstube zu identifizieren. Damit wird die These, es handele sich bei diesem Becken um ein Karls- oder Kaiserbad, widerlegt. Ursprünglich war das Bassin Teil einer Fernwasserversorgung der Kaiserpfalz aus dem 8. Jahrhundert. Das aus 7 km Entfernung in einem unterirdischen Kanal herbeigeführte Wasser wurde hier gereinigt: Sand und Schwebeteilchen setzten sich am Boden des Beckens ab, während das geklärte Wasser über einen Abfluss zum Verbrauch weitergeleitet wurde.

Fernwasserversorgung_Kaiserpfalz_Margret551
Kein "Karlsbad", bei dem Bassin handelt es sich um ein Teil einer Fernwasserversorgung
Foto: Margret551

Nicht weit entfernt steht das Heidesheimer Tor. Es lag im Scheitelpunkt des Halbkreisbaus der Kaiserpfalz und war nach Osten hin ausgerichtet. Die ursprüngliche Toröffnung, die Karl der Große hier um 780 angelegt hatte, wurde von den Staufern zugemauert und zu einer Wehrmauer umfunktioniert. Im Innenbereich – der leider ebenfalls bereits abgeschlossen ist – können sich die Besucher anhand einer Präsentation die Pfalz zur Zeit der Staufer vorstellen.

Wir gehen über das Gelände des ehemaligen Wehrgrabens – dort befindet sich heute ein Abenteuerspielplatz - zum Außenbereich des Heidesheimer Tors. Hier wird durch Absenkung des Bodenniveaus auf historische Höhe und Konservierung der Befunde in ihrer Originallage die Wehrmauer und das Tor näher gebracht. Die Mauer hatte eine Höhe von 10,5 m und eine Länge von ca. 270 m, der Wehrgang war wahrscheinlich überdacht und über hölzerne Laufstege und Treppen erreichbar. Im Spätmittelalter kam an einigen Stellen noch eine zweite äußere Mauer, eine Zwingermauer, hinzu, von der aber kaum Reste erhalten sind. Erhalten haben sich die Mauerreste meistens dadurch, dass sie nach dem Verfall der Burg als Außenmauern der auf bzw. an den Ruinen errichteten Bauern- oder Tagelöhnerhäuser gedient haben. Das wird besonders deutlich, als wir zum Zuckerbergtor gehen.

Heidesheimer Tor_Kaiserpfalz_Margret551
Das Heidesheimer Tor im Innenbereich
Foto: Margret551
Heidesheimer Tor_Kaiserpfalz_Margret551
Das Heidesheimer Tor - Außenbereich
Foto: Margret551

Hier verabschiedet sich Udo Köster von uns, während wir nach einem 20minütigen Spaziergang das Restaurant Burg Horneck erreichen. Im schönen Ambiente des Restaurants – die „Burg“ hat noch verschiedene andere Räumlichkeiten – verbringen wir ein paar schöne Stunden bei Köstlichkeiten aus der Küche und einem excellenten Ingelheimer Rotwein.

Burg Horneck_Ingelheim_Margret551
Abschluss im Restauant "Burg Horneck"
Foto: Margret551

knuddeline56 (Marita) schreibt ins Forum:
Vielen Dank liebe Kornelia für die Organisation. Es war überaus informativ. Hier meine Bilder von der tollen Führung.

Margret551 schreibt:
Die Karolinger und die Ottonen sind schon lange tot. Aber wir haben heute einiges über sie erfahren. Danke an Kornelia, die die Idee hatte und den heutigen Nachmittag organisierte. Heute durfte ich mir danach auch den guten "Wein des Monats" munden lassen, weil Marita dafür sorgte, daß ich gut nach Hause kam. Und für die "Zugfahrer" hat sie sogar eine "Extraschleife" im Rondell gedreht.;-) Meine Bilder könnt ihr hier sehen.

(eingestellt am 17.9.10)

Autor: Feierabend-Mitglied

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