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Von Krippe zu Krippe

Es sollte eine besinnliche Nachweihnachts-Krippenwanderung zu Beginn des neuen Jahres werden, wenn die vorweihnachtliche Hektik verschwunden ist und alle Krippen in ihrer schönsten Pracht zu erleben sind. Leider präsentierte sich das Wetter überhaupt nicht weihnachtlich, und wäre die Krippenwanderung einen Tag früher gewesen, wäre sie dem Eisregen zum Opfer gefallen – so fiel sie zwar nicht ins Wasser, aber feucht war es trotzdem, vor allem von oben.

Krippen_bakru26
Gut beschirmt gings zur Krippenwanderung
Foto: bakru26

Doch davon lassen sich die Mainzer natürlich nicht abhalten und so scharten sich 28 Mitglieder um den bekannten Mainzer Stadtführer Helmut Lehr, der, wie er sagte, Lampenfieber vor dieser Krippenführung hatte, weil er von seiner gewohnten Krippenroute abweichen musste. Dafür wollte er uns Krippen in Kirchen und Kapellen zeigen, die wir sonst wohl nicht gesehen hätten.

Treffpunkt am 7. Januar ist die Katholische Pfarrkirche St. Ignaz. Inmitten der niedrigen Altstadthäuser der Kapuzinerstraße erhebt sich die rote Sandsteinfassade der zwischen 1763 und 1774 erbauten kreuzförmigen Saalkirche.

Herr Lehr erzählt uns, dass die Krippe in St. Ignaz aus dem 20. Jahrhundert stammt und von einem Schreiner aus dem Ignazviertel gefertigt wurde.

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Altar in der Ignazkirche
Foto: bakru26

Die rechts vom Hauptaltar aufgebaute große Krippe zeigt deutlich den Symbolcharakter der Weihnachtskrippen. Sie stellt die mit der Geburt Christi verbundenen Ereignisse dar. Die Figuren sind so verteilt, dass die Weihnachtsbotschaft dem Betrachter vor Augen geführt wird, Maria, Josef und das Jesuskind, daneben die Tiere, der Esel und der Ochse. Die 3 Könige aus dem Morgenland (Caspar, Melchior und Balthasar), oft auch als die 3 Weisen bezeichnet, sind ebenfalls zu sehen und auch die häufig vorkommenden Krippenfiguren Engel, Hirten, Schafe, Lämmer, ein Hund, ein Diener der Könige, ein Elefant und ein Kamel.

Krippenwanderung

Die erste Weihnachtskrippe stammt aus dem Jahr 1223. Der griechische Text des Lukasevangeliums sagt, dass Maria ihren Sohn in Windeln wickelte und in „he phatne“ (eine Vertiefung im Höhlen- bzw. Stallboden, aus der die Tiere ihr Futter fraßen) legte. Das deutsche Wort Krippe stammt aus dem indogermanischen und bedeutete zunächst einen geflochtenen Futtertrog/Korb. Die Idee zur ersten Weihnachtskrippe hatte der Heilige Franz von Assisi. Er hielt bereits 1223 in Greccio (Italien) eine Krippenfeier mit lebenden Tieren ab.
Bereits sehr frühe Darstellungen zeigen das Jesuskind in einer geflochtenen Krippe. Man geht davon aus, dass Papst Liberius Mitte des 4. Jahrhunderts eine Basilika mit einer Krippenkapelle errichten ließ. 420 wurde an dieser Stelle S. Maria Maggiore erbaut, wo man Holzstücke aufbewahrte, die angeblich von der Krippe Jesu stammen sollten. Wahrscheinlich ist an dieser Stelle in den Weihnachtstagen auch die erste dreidimensionale Krippe gestanden. Seit jener Zeit ist es in S. Maria Maggiore üblich, die Geburt Jesu Christi in Form einer Krippe mit einem in Windeln gewickelten Kind zu zeigen. Daraus entwickelte sich der Brauch, als Nachbildung der Geburtsszene Christi neben dem Altar eine Krippe aufzustellen.
Eine europaweite Verbreitung fand die Weihnachtskrippe ab dem 16. Jahrhundert durch die Jesuiten. Die erste Krippe des Ordens stand um 1560 in einem Kloster in Portugal.

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Die Marienkirche,
(ehemals Kapuzinerkirche)
Foto: Irrwisch

Durch die Weintorstraße gehen wir zum Marienkloster, bei den Mainzern liebevoll „Klösterche“ genannt. Unser Ziel ist die Marienkirche. Während wir im Regen auf eine Schwester warten müssen, die uns die Kirche öffnet, erfahren wir etwas über die Geschichte des Klosters. Die Marienschwestern kamen auf der Suche nach einem Mutterhaus 1929 nach Mainz, um das Altenheim Franziskusstift – das 1932 in „Bruder-Konrad-Stift“ umbenannt wurde, zu übernehmen.
In der Folgezeit wurde dort das Mutterhaus und das Noviziat eingerichtet. Im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, wurde das Altenheim in der Nachkriegszeit ausgebaut und eine moderne Pflegestation eingerichtet. 1970 erwarben die Schwestern das angrenzende Kapuzinerkloster samt Kirche und richteten dort ihr Mutterhaus ein. Der Kongregation gehören noch etwa 40 Schwestern an.
Die Klosterkirche St. Franziskus entstand 1900 – 1901 als neuromanischer dreischiffiger Backsteinbau zusammen mit den Gebäuden des Kapuzinerklosters. Seit 1969 heißt sie Marienkirche.

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Wieder heißt es, im Regen stehen und warten, dass die Pforte geöffnet wird.
Foto: bakru26

Die Krippe ist in der Apsis aufgebaut und zeigt die klassische Anordnung mit Maria, Josef und Jesus, der Engel, die Hirten und die drei Weisen aus dem Morgenland. Es sind ausdrucksstarke Figuren und Gesichter, für mich die schönste Krippe, die ich an diesem Abend gesehen habe.

Krippe Marienkirche

Wir gehen weiter zur ehemaligen katholischen Pfarrkirche St. Emmeran. Sie ist dem Regensburger Bischof Emmeran geweiht. Diese Tatsache sowie Ausgrabungsbefunde deuten auf eine Kirchengründung im 9. Jahrhundert hin und damit in eine Zeit, in der im karolingischen Mainz vermehrt Kirchen und Klöster gegründet wurden. Die Kirche wurde an der römischen Hauptverbindungsstraße – heute Emmeransstraße - aus dem 1. Jahrhundert erbaut, die das Legionslager auf dem Kästrich mit der Rheinbrücke verband. Wie viele andere wertvollen kirchlichen und profanen Bauten in Mainz wurde auch St. Emmeran bei den Luftangriffen auf Mainz am 27. Februar 1945 schwer zerstört. Der Großteil des Gewölbes stürzte ein, von dem gesamten Bau blieben lediglich die Außenmauern stehen.
Erst nach über 20 Jahren wurde mit der Restaurierung der Kirche begonnen. Der erhaltene Turm wurde 1966 von seinen 200 Jahren zuvor angebrachten Aufbauten befreit und mit einem einfachen Pyramidendach abgeschlossen. 1978 wurde der Chor restauriert. Das Langhaus selbst wurde zwischen 1978 und 1981 durch eine selbsttragende Beton- und Aluminiumgerüstkonstruktion gesichert, welche den ruinenhaften Innenteil sichernd abstützt. Der Chor von St. Emmeran dient heute der italienischen Kirchengemeinde in Mainz als Gemeindezentrum, während das Langhaus von der kroatischen Gemeinde genutzt wird.

Krippe_bakru26
Im Altarbereich – vom alten Altar ist nur noch eine nicht im Krieg zerstörte Säule zu sehen – ist die Krippe mit dem Heiligen Paar als Grotte dargestellt, eine schlichte Inszenierung vor Stoffbahnen mit Regenbogenfarben.
Foto: bakru26

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kroatische Krippe
Foto: Irrwisch

Im kroatischen Teil der Kirche ist die Krippe aufwendiger. Zu sehen sind zahlreiche Figuren. Hier erläutert uns Helmut Lehr auch die Bedeutung der Krippenfiguren.

Esel und Ochse symbolisierten damals das Judentum und den Islam. In der Bibelstelle bei Jesaja (Kapitel 1 Vers 3) steht: "Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk versteht's nicht."
Der Ochse symbolisierte als "reines" Tier das jüdische Volk, der Esel als "unreines" Tier die heidnischen und andersgläubigen Völker. Der Esel kann auch als Symbol gesehen werden als das Tier, mit welchem Jesus in Jerusalem einzog. Ferner symbolisieren Esel und Ochse dienende Tiere. Tiere die beladen werden mit Lasten. Jesus war zwar ein König, wurde aber mit vielen Lasten beladen.

Krippe_Irrwisch
Die Hirten stammen aus dem einfachen Volk. Der Hirte hat als erstes vom Engel die Botschaft der Geburt Jesu erhalten. Sie bewachen die Herde, symbolisieren damit die Wachsamkeit. Weil sie auf die gute Nachricht der Engel hörten, stehen sie auch für Offenheit, und indem sie sich auf den Weg nach Bethlehem machten, lehren sie auch den Aufbruch.
Foto: Irrwisch

Wir gehen weiter zur Josefskapelle. Von der Schusterstraße aus ist das schöne Barockportal zu sehen. Die Figur über dem Portal stammt aus dem Jahr 1720 und stellt den Heiligen Joseph dar. Zum Glück hat es aufgehört zu regnen, denn wir müssen warten, bis der Pfarrer kommt und uns die Kapelle öffnet.
Die St. Josefskapelle im Altersheim, früher Invalidenhaus, wurde in den Jahren 1715 bis 1719 als Hauskapelle des Noviziats und Kloster der Jesuiten erbaut. 1733 wurde der Bau erzbischöfliches Priesterseminar, 1798 französische Zentralschule 1803 Lyzeum, 1813 Hospital und dann Teil einer Kaserne. Bereits im Jahr 1841 gelangte die Kapelle in städtischen Besitz und wurde als Stiftung „Bürgerliche Hospizien“ dem Invalidenhaus, heute Altersheim, zugeordnet. 1942 brannte die Josephskapelle vollständig aus, wobei auch die reich verzierte Stuckdecke mit Malerei im Mittelfeld verloren ging.
Zwischen 1954/55 wurde eine Betondecke eingezogen und die hierdurch aufgeteilte Kapelle für beide Konfessionen nutzbar gemacht, die ihre Gottesdienste übereinander feierten. Sie ist die einzige Mainzer Kirche in städtischem Besitz und wird heute von den beiden großen christlichen Konfessionen als Simultankapelle genutzt. 2007/2008 wurde sie saniert und restauriert.

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Zu dem schlichten Gottesdienstraum paßt die kleine Weihnachtskrippe, die neben dem Altar aufgebaut ist. Geschmückt ist sie mit einigen Tannenzapfen, die für das Symbol des Lebens stehen.
Foto: bakru26

Die Josefskapelle birgt ein Kleinod, den sogenannten Mönchhof-Altar. Er stammt vermutlich aus dem 1781 aufgelösten Mainzer Karthäuserkloster. 1916 wurde er aus der Mönchshofkapelle bei Raunheim in das hessische Landesmuseum in Darmstadt überführt und ist eine Dauerleihgabe des Museums.

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Der Mönchhofalter aus der Zeit ca. 1742
Foto: knuddeline56

Wir gehen vorbei an der Ruinenkirche St. Christoph, die als Kapelle und Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs anzusehen ist. Sie ist die Taufkirche von Johannes Gutenberg. Helmut Lehr zeigt auf das Haus gegenüber, in dem Gutenberg 68 Jahre später gestorben ist.

Die letzte Krippe sehen wir in der Karmeliterkirche. Sie ist der späteste gotische Sakralbau in Mainz und Vertreter des Typus der Bettelordenskirchen. Der Baubeginn liegt um 1326.

Die Karmeliter ließen sich um 1275 im Norden des Stadtgebiets nahe der rheinseitigen Stadtmauer nieder. Zwischen Säkularisation 1802 und Rückkehr holländischer Karmeliter 1924 diente die Kirche als Magazin. Die 1700 – 1713 neuerbauten Klostergebäude dienten auch danach Schulzwecken. Im Krieg wurde die Kirche nur wenig zerstört, so daß die ursprüngliche räumliche Einheit gut erhalten ist.

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Die Krippenfiguren stehen im schlichten Innenraum der Kirche verteilt. Die Mutter Gottes steht allein, gegenüber steht Josef, etwas im Verborgenen. Die Tiere verkörpern das Wort Gottes.
Foto: bakru26
Krippe_knuddeline56
Das Jesuskind hat seinen Platz in der Krippe am Altar.
Foto: knuddeline56

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Auf dem Weg zum "Rote Kopf"
Foto: bakru26

Zwei Stunden dauerte die Krippenwanderung und es gäbe noch mehr schöner Krippen zu sehen, die Krippe im Dom, in St. Quintin, St. Stephan und im Rheinhessendom in Mainz-Gonsenheim.

Doch für heute haben wir genug gesehen und streben zur Weinstube Rote Kopf, in der uns bereits einige „Abtrünnige“ erwarten.

Im urigen Gewölbekeller hat Margret Plätze für uns reservieren lassen, und hier lassen wir den Abend ausklingen. Bilder unserer Fotografen gibt es davon genügend – deshalb endet hier mein erster Bericht im neuen Jahr !

Rote Kopf_bakru26
Abschluss der Krippenwanderung in der Weinstube "Roter Kopf"
Foto: bakru26

Die Fotos zu den Wechselbilder stammen von unseren Fotografen: bakru26, Kobold1952, knuddeline56, Irrwisch, Margret551 und Wullewatz.

Wenn Du auf die kleinen Bilder klickst, erscheinen sie im Großformat.

Hier gibt es noch mehr Fotos, insbesondere vom geselligen Beisammensein im "Rote Kopf" zu sehen:

von bakru26 (Günter) hier
von Kobold1952 (Kordula) hier
von knuddeline56 (Marita) hier
von Irrwisch (Irmtraud) hier
von Margret551 (Margret) hier
von Wullewatz (Manfred) hier

(eingestellt am 9. Januar 2011)

Autor: Feierabend-Mitglied

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