Auf den Spuren des Pharaos Tutanchamun
Die erste Veranstaltung im noch neuen Jahr 2012 führte uns am 10. Januar über 3300 Jahre zurück in die Vergangenheit.
Im Jahre 1323 v. Chr. starb der ägyptische Pharao Tutanchamun auf geheimnisvolle Weise. Seine Grabkammer wurde erst vor 90 Jahren, im November 1922, von dem Briten Howard Carter entdeckt. Der Fund in Ägyptens Tal der Könige war eine Sensation. Denn es war fast unangetastet geblieben. Durch die komplett erhaltene Grabkammer erfuhren die Archäologen viel über den Totenkult der alten Ägypter.
Die von Carter gefundenen über 5000 Einzelstücke, prächtige Grabbeigaben aus purem Gold und vor allem die berühmte goldene Totenmaske des jungen Pharaos können im Ägyptischen Museum in Kairo bewundert werden. Die Mumie des Pharao jedoch ruht in der ursprünglichen Grabstätte im Tal der Könige.
Millionen Besucher wurden in Ägypten vom Erbe der Pharaonen beeindruckt, besichtigten die Pyramiden von Gizeh, die Pharaonengräber in Luxor und im Tal der Könige, waren im Ägyptischen Museum in Kairo.
Menschen, vor allem in Europa, erleben Geschichte und Kultur des alten Ägyptens in Ausstellungen, in denen Nachbildungen, sog. Repliken gezeigt werden.
Eine solche Ausstellung, das deutsch-ägyptische Projekt „Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze – ist noch bis zum 29. April 2012 in Frankfurt zu sehen. Das Grab des Tutanchamun mit seinen Schätzen wurde original- und maßstabsgetreu nachgebaut, so dass die Besucher einen wirklichkeitsnahen Eindruck von der überwältigenden Fülle der Beigaben erhalten, die dem König auf seiner magischen Reise in die Unterwelt dienen sollten. Über 1000 Repliken der wichtigsten Fundstücke wurden von den besten ägyptischen Kunsthandwerkern in überlieferten Techniken rekonstruiert und sind in der Ausstellung zu bewundern.
Als ich im November sah, dass RAINERundsonstkeiner von der Regionalgruppe Frankfurt-City einen Besuch der Ausstellung plante, schlossen wir Mainzer uns gerne an. Rechtzeitig buchte ich einen Termin für eine Exklusivführung, bei der 25 Personen dabei sein konnten. Schnell war die Veranstaltung ausgebucht, 18 Mainzer- und 7 Frankfurter Mitglieder, darunter zwei von der Westerwald-Gruppe, hatten sich angemeldet. Rainer organisierte kurzerhand für den Ausklang einen Besuch in einer Äppelwoi-Kneipe in Sachsenhausen, zu der sich weitere 11 Frankfurter Mitglieder angemeldet hatten.
Um 14 Uhr fuhren wir mit der S-Bahn nach Frankfurt und wurden dort bereits auf dem Bahnsteig von Rainer in Empfang genommen. Er brachte uns zur Straßenbahn und zwei Haltestellen weiter stiegen wir am Güterplatz an der Mainzer Landstraße aus. Auf einer Fläche von 4000 qm wurde eine Ausstellungshalle errichtet, vor der uns die Frankfurter und Westerwälder erwarteten.
Dank der Exklusiv-Führung und unserer Eintrittskarten konnten wir ohne Verzögerung die Ausstellungshalle betreten. Dort wurden wir von unserer jungen Führerin, der Ägyptologin Kristina Moschkau, erwartet. Ausgestattet mit Kopfhörer begaben wir uns auf die Spuren des Pharaos Tutanchamun.
Im ersten Film wurden wir in die Geschichte des alten Ägyptischen Reiches und das Leben Tutanchamuns zurück versetzt. 1332 v. Chr. bestieg er mit 9 Jahren als einer der letzten Könige der 18. Dynastie den Thron.
Während der drei Hauptperioden der altägyptischen Geschichte, vom Jahr 3000 v.Chr. bis zu Alexander d. Großen, 332 v.Chr., regierten ungefähr 30 Dynastien und 295 Pharaonen, die alle der Vielgötterei ergeben waren. Der Amunkult wurde durch Echnaton (1353 - 1336 v. Chr.) ersetzt durch die alleinige Verehrung des Sonnengestirns Aton.
Kaum ein Pharao des alten Ägyptens ist so umstritten wie er. Für die einen ist er ein Ketzer, für die anderen ein Visionär. Doch nicht nur Echnaton sondern auch seine Frau Nofretete gehören zu den interessantesten Personen des alten Ägyptens. Beide wollten den Hauptgott Amun und seine mächtige Priesterschaft stürzen. Sie verlegten die Hauptstadt von Theben weiter nördlich in die neu gegründete Wüstenstadt Amarna.
Bereits unter den Vorfahren Echnatons, Thutmosis IV und Amenophis III, gewann der Sonnenkult um Aton an Einfluss, so wurde er bereits zu Ende der Regierungszeit Amenophis III offiziell zu den Gottheiten gezählt.
Nofretete war fast gleichberechtigt neben Echnaton und an allen politischen und religiösen Aktionen beteiligt. Viele Darstellungen zeigen sie neben Echnaton vor dem Sonnengott Aton sitzen. Wahrscheinlich war sie schon mit Echnaton verheiratet, bevor dieser den Thron bestieg. Von ihr ist eine berühmte Büste erhalten geblieben, die heute im ägyptischen Museum zu Berlin steht.
Nofretete hatte 6 Töchter. Da die Dynastie dadurch in Schwierigkeiten geriet, heiratete Echnaton eine Nebenfrau, die ihm zwei Söhne schenkte: Smenchcare und Tut-ench-Aton.
Nach dem Tod seines Vaters bestieg er als 9jähriger den Thron und heiratete seine Halbschwester Enches-Aton. Auf Grund seines Alters ist zu vermuten, dass der junge König durch den Druck der Amunpriesterschaft und hoher Beamter stark beeinflusst wurde. Er ließ die Amunreligion wieder offiziell einführen und König und Königin änderten ihre Namen in Tut-ench-Amun und Enches-Amun.
Nach neun Jahren auf dem Thron verstarb Tutanachamun, vermutlich an einem Infekt als Folge einer offenen Knieverletzung.
Mehr als 3300 Jahre später wurde sein Grab entdeckt. In einem Film über den Ägyptologen und Archäologen Howard Carter können wir den spektakulären Fund miterleben. Am 26. November 1922 gelang es ihm nach sieben Jahren vergeblicher Grabungen, die erhaltene Grabkammer des bis dahin fast vergessenen Pharaos zu öffnen.
Am linken Ufer des Nils in einer öden Landschaft, die im Westen durch Gebirge und Steinbrüche begrenzt ist, liegt das Tal der Könige, die letzte Ruhestätte der Pharaonen des Neuen Reiches. In tiefen, in den Fels gehauenen Gängen und Kammern glaubte man ihre Könige in Sicherheit für das ewige Leben im Jenseits. Doch schon im Altertum wurden die meisten Gräber aufgebrochen und ausgeraubt. Erst nachdem Napoleon 1799/1801 in Ägypten war, begann durch das Entziffern der Hieroglypen durch Francois Champollion im Jahre 1822 ein neues Interesse an der altägyptischen Kultur. Nun konnten die Texte auf Tempelwänden, Papyrusrollen und in den Grabkammern der Pyramiden entziffert werden.
Auch Howard Carter war besessen davon, das bisher unentdeckte Grab Tutanchamuns zu finden. „Habe endlich wunderbare Entdeckung im Tal gemacht. Prächtiges Grab mit intakten Siegeln. Bis zu Ihrer Ankunft wieder zugeschüttet. Gratulation“, schrieb Howard Carter an seinen Gönner und finanziellen Unterstützer der Ausgrabungen, Lord Carnarvon, kurze Zeit nach der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun am 4. November 1922.
Welcher sensationeller Fund ihm da wirklich gelungen war, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sein Entdeckerglück erregte in der ganzen Welt Begeisterung und tiefes Interesse.
Die Faszination ist spürbar, als wir nach der Film-Einführung die Ausstellung betreten. Die Räume sind so arrangiert, wie Howard Carter sie erblickt hat.
Die Bilder unserer Fotografen auf dem Rundgang durch das 4.000 qm große Hallenzelt von den etwa 1000 Repliken gemacht haben, lassen erahnen, welche Kostbarkeiten das Grab enthielt.
Wir sehen als erstes die Vorkammer, die Zeichen einer früheren Plünderung aufwies. Neben Truhen, Gefäßen aus Alabaster, Öllampen stehen drei große Totenbahren. Eine Bahre hat Löwenköpfe, die nächste Kuhköpfe, die dritte ist eine Mischung, halb Nilpferd, halb Krokodil. Darunter stehen viele Gegenstände, eine Bettstelle aus Ebenholz, Köcher mit Pfeilen, Opfergefäße aus Alabaster und zahlreiche Behälter, die Nahrungsmittel enthielten. Unter der dritten Bahre steht der Thronsessel, von oben bis unten mit Gold belegt und ein Sessel aus der Kinderzeit des Königs. In einer Ecke liegen Deichsel, Wagengestell und Räder.
In der Vorkammer fand Howard Carter etwa 650 Gegenstände. An der Westwand der Kammer standen zwei männliche lebensgroße Statuen aus schwarzem Holz. Kopfhaube mit Geierkopf und Schlange, Schurz, Armbänder und Sandalen waren vergoldet. Beide Figuren standen wie Wächter an einer Wand.
Hinter der Wand der Vorkammer, an der zwei lebensgroße Statuen standen und wie Wächter aussahen, fand Howard Carter eine Seitenkammer. Zu sehen war ein Chaos aus tausenden von Dingen: Truhen, Stühle, Hocker, Sessel, Ruhebetten, Fußbänke, Kissen, Fruchtkörbe, Spielzeug, Speere, Kleider und vieles mehr lag auf dem Boden, teilweise zerbrochen, aufgerissen, zertreten. Diebe mußten hier am Werk gewesen sein, auf der Suche nach Gold und Edelsteinen.
Carter schrieb: „Wir haben hier eine Entdeckung, die unsere kühnsten Träume übertraf. Wir waren in der glücklichen Lage, die bedeutendste Sammlung zu machen." Carter ahnte nicht, was er noch alles finden sollte.
Während vor der ersten Schreintür ein zerbrochenes Siegel lag, fand sich ein unversehrtes Siegel am zweiten Schrein. Deutlich prangten die Siegelzeichen Tutanchamuns. Alle Zeitungen berichteten von dem Triumph: Tut-ench-Amun ist entdeckt.
Als der zweite Schrein frei stand, sah man erst, wie prachtvoll er gearbeitet war, vergoldet mit blauen Einlagen und Schutzemblemen verziert. Das unverletzte Totensiegel zeigte auf der einen Seite den Vornamen des Königs, Neb-cheperu-Ré.
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Im vierten Schrein stand der Sarkophag, ein großartiges Steindenkmal aus edlem Quarzit.
An den vier Ecken stehen vier Schutzgöttinnen: Isis, Nephthys, Neith und Selket. Wie Engel umspannen sie mit geöffneten Arm und Flügeln den Sarkophag.
Neben der Sargkammer fand Howard Carter noch die Schatzkammer. Die in ihr enthaltenen Kostbarkeiten übertrafen alles bisher Gefundene an Wert.
Sie sind in der Ausstellung in Frankfurt ebenfalls zu sehen und wir bekommen sie von unserer Führerin detailliert beschrieben.
Die Wandmalereien beschreiben Szenen der Vorbereitung der Reise des Königs ins Jenseits.
Die Szene rechts zeigt die Darstellung des Osiris, der den Pharao mit Nemes-Kopftuch sowie dessen Ka ins Jenseits aufnimmt.
(Der Ka ist in der altägyptischen Mythologie ein Aspekt des Seelischen, der den physischen Tod des Menschen überdauert. Er verlässt den Körper des Sterbenden und existiert dann eigenständig weiter).
Zum Abschluss der Ausstellung erklärt uns Kristina Moschkau noch einige der Kostbarkeiten, die in der Schatzkammer gefunden wurden.
Nach dem Besuch der Ausstellung hatten wir noch genügend Zeit, im Ausstellungsshop zu stöbern und einen Kaffee im Ausstellungscafé zu trinken. Um 17.30 Uhr blies Rainer zum Aufbruch.
Schnell war die Straßenbahnhaltestelle erreicht und durch das nächtliche Frankfurt fuhren wir nach Sachsenhausen. In der Äppelwoi-Kneipe Zum Gemalten Haus hatte Rainer 40 Plätze reservieren lassen. Hier trafen wir mit den Frankfurter Mitglieder zusammen, die sich für die Veranstaltung "Mittrinker und Mitbabbler gesucht" angemeldet hatten.
Wir testeten ausgiebig das Frankfurter Nationalgericht: Rindersolber oder Ochsenbrust mit "Grie Soß" (Grüner Soße) und auch der Äppelwoi durfte nicht fehlen. Obwohl ich gestehen muß: er ist gewöhnungsbedürftig und für mich nur mit viel Sprudel zu genießen.
Bei netten Gesprächen vergingen die Stunden wie im Flug. Gegen 21 Uhr brachten uns Rainer und Helga zur U-Bahn und achteten darauf, daß wir in die richtige S-Bahn nach Mainz einstiegen. Vielen Dank für Eure Begleitung und den schönen Abschluss in Sachsenhausen.
Kurz vor 22 Uhr erreichten wir Mainz und ich habe mir sagen lassen, daß einige nach dem Genuß des Apfelweins noch Durst auf ein kühles Bier hatten !
Zahlreiche Bilder habe ich für den Bericht verwandt.
Hier kannst Du Dir alle noch einmal en bloc anschauen:
von Karenage (Karin) hier
von Margret551 (Margret) hier
von Wullewatz(Manfred) hier
eingestellt am 14. Januar 2012
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