Die Ruinenkirche ST. CHRISTOPH
Die Christophskirche ist eine der ältesten Mainzer Götteshäuser. Erstmals erwähnt wurde die Pfarrkirche im Jahr 893. Altester Bauteil der heutigen Kirche ist der romanische Turm mit den Doppelfenster, dessen untere Teile noch der Romantik entpringen und aus der Zeit um 1240 stammt.
Der heutigen Bau stammt aus den Jahrzehnten von 1280 bis 1330. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche renoviert und im Barockstil umgestaltet. 1761 entdeckte man bei Ausschachtungsarbeiten unter dem Chor Reste einer Krypta mit einer bis heute erhaltenen gotischen Freskenmalerei.
Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche bis auf die Grundmauern zerstört. Während des großen Fliegerangriffs auf Mainz am 12. und 13. August 1942 brannte St. Christoph ab. Bei einer erneuten Bombardierung am 27. Februar 1945 brachten Sprengbomben die Gewölbe zum Einsturz. 1954/55 konnten Abbruchpläne verhindert werden. Die Außenmauern wurden wieder aufgerichtet und auf der Nordseite durch Betonstützen abgesichert. Hierbei wurde das neue Strebewerk mit einem Relief des Bildhauers Heinz Hemrich versehen, das symbolische Darstellungen aus der Geschichte der Stadt trägt.
Das Chorhaupt der alten Kirche wurde wieder als Gottesdienstraum hergestellt und dient heute, im Geist der Ökumene, Altkatholiken, Katholiken und orthodoxen Christen des Moskauer Patriarchat, als gemeinsamer Kirchenraum. Die ehemalige Chorkapelle aus dem 15. und 16. Jahrhundert und eine Valentinuskapelle aus dem Jahre 1768 wurden nicht wieder aufgebaut.
Als Mahnmal für alle Opfer des zweiten Weltkrieges erinnert die heutige Ruine seit 1963 an die schrecklichen Ereignisse der nationalsozialistischen Herrschaft. Das zerstörte Gotteshaus erinnert aber auch an das Wirken zweier großer Jesuiten an der Kirche: Petrus Canisius, später zum Kirchenlehrer ernannt, legte hier sein Ordensversprechen in die Hände von Petrus Faber ab, einem Freund und Mitstreiter des Ordensgründers Ignatius von Loyola.
Unter der Kirche befindet sich eine niedrige Grablege, an deren Wand ein Fresko entdeckt wurde, das interessanterweise den hl. Christopherus neben einer Darstellung der Pieta zeigt, also der Schmerzensmutter. In beiden Fällen wird Christus zugleich getragen (gehalten) als auch er-tragen (ausgehalten).
Die St. Christophskirche war die Pfarrkirche von Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, welcher vermutlich in dem heute noch erhaltenen Taufbrunnen aus dem 15. Jahrhundert, getauft wurde.
Direkt neben der Kirche steht das modernste Gutenbergstandbild der Stadt. Es wurde anlässlich des Gutenberg-Jahrs 2000 vom Mainzer Bildhauer Karlheinz Oswald geschaffen. Die Eisenplastik zeigt Gutenberg an der Buchpresse. Gutenberg verwendete zum Buchdruck eine Holzpresse, die von Aufbau, Mechanik und Bedienung an eine Weinpresse erinnert.
Hinter der Christophskirche im Christofsgäßchen steht der Algesheimer Hof. Er war nach einer Chronik von 1550 Gutenbergs letzter Wohnsitz. Hier verbrachte er vielleicht nach seiner Ernennung als Hofmann des Mainzer Erzbischofs Adolf von Nassau seine letzten Jahre bei freier Kost und Logis.
eingestellt am 15. März 2009
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