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Römerkastell Saalburg, Limes und Wachtturm Zugmantel

Für den 18. April 2010 hatte die Kreisvolkshochschule Gau-Algesheim eine Exkursion zur Saalburg angeboten. Fidelis45 (Dieter) übernahm die Organisation für unsere Regionalgruppe.
Bei bestem Ausflugswetter fuhren sieben Mitglieder mit zwei Autos zum Römerkastell Saalburg in der Nähe von Bad Homburg v.d.H. Seit 2005 ist die Saalburg und die umliegenden Limesanlagen als Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Saalburg

Zur Römerzeit war die Saalburg ein Kastell, das der Überwachung eines Limesabschnittes im Taunus diente. Der Limes bildete vom Beginn des 2. Jahrhunderts n.Chr. für rund 150 Jahre die Grenze des Römischen Reiches zu den Stammesgebieten der Germanen. Die Überreste der 550 km langen Grenzanlage vom Rhein bis zur Donau sind heute das größte Bodendenkmal Europas.

Auf der HP des Saalburgmuseums ist zu lesen:

„Im Kastell waren 500 bis 600 Mann, Fußsoldaten und Reiter, stationiert. Vor dem Haupttor der Wehrmauer lagen ein Badegebäude und ein Gästehaus. Ein Dorf mit Handwerker-, Händler-und Wirtshäuser schloss sich an. Gräber und kleinere Heiligtümer säumten die Römerstraße nach Nidda, dem heutigen Frankfurt-Heddernheim. Bis zu 2000 Menschen dürften hier gelebt haben“.

Wie es zur damaligen Zeit in dem Dorf ausgesehen haben mag, kann der Besucher nur noch erahnen. Kastell und Lagerdorf verfielen, nachdem der Limes um das Jahr 260 n. Chr. im Zuge von verstärkten Germaneneinfällen aufgegeben werden mußte. Das Kastell wurde im Laufe der Jahrhunderte als Steinbruch genutzt, bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts Ausgrabungen begannen. Auf Initiative von Kaiser Wilhelm II. wurde das Kastell von 1897 bis 1907 als Freilichtmuseum und Forschungsinstitut wieder aufgebaut. Im Jahr 2003 begann mit der Rekonstruktion weiterer Gebäude der Ausbau zu einem Archäologischen Park, der im Juni 2009 abgeschlossen wurde. Die Geschichte des Kastells kann auf der Homepage des Saalburgmuseums nachgelesen werden (Link siehe oben).

Saalburg

An der Kasse des Museumsshops treffen wir die 12 Teilnehmer der VHS Gau-Algesheim unter Leitung des Geologen Dr. Maier-Harth. Im Innenhof des Kastells erwartet uns eine versierte Museumsführerin, die uns in den nächsten zwei Stunden nicht nur das Museum, sondern auch die Forschungsergebnisse erläuterte.

Die Saalburg bietet sich heute im rekonstruierten Zustand dem Besucher so dar, wie sie sich in ihrem letzten Ausbauzustand, etwa 200 n. Chr. befunden hat. Das rechteckige und viertorige Kastell hatte eine Breite von 147 m und 221 m Länge. Das gesamte Areal war mit einer gemörtelten Wehrmauer umgeben. Die Mauerecken waren gerundet und besaßen keine Wachttürme. Dafür waren alle vier Tore mit Doppeltürmen versehen.

Saalburg

Die Innenbauten waren aus Stein und Holz. Im Zentrum des Kastells lag das große Stabsgebäude (Principa). Im vorderen Kastellbereich befanden sich das Wohngebäude des Kommandanten (Praetorium) und ein großer Getreidespeicher (Horreum). Diese Innenbauten wurden in den Jahren von 1897 bis 1907 wieder aufgebaut. Der restliche Kastellbereich war zur damaligen Römerzeit mit Ställen, Magazinen, Werkstätten und Mannschaftsbaracken (Centuriae) bebaut. Zwei dieser Baracken wurden in den Jahren 1912/1913 rekonstruiert.

Wir besichtigen als erstes das Praetorium, das damalige Wohngbäude des Kommandanten. Heute ist dort die Verwaltung und das Saalburg-Forschungsinstitut untergebracht. Unsere Museumführerin führt uns in den prächtigen Innenhof und versetzt uns in das Leben der Kommandanten. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Römer damals gebaut haben und wie sich das Leben in Friedenszeiten innerhalb des Kastells abgespielt haben mag. Auffallend ist ein Becken mit Mosaik. 1848 wurde es zufällig in Bad Vilbel gefunden. Das Original ist im Nationalmuseum in Darmstadt zu bewundern. Griechische Künstler haben das Mosaik 180 n.Chr. geschaffen.

Durch zahlreiche Funde und vor allem durch Steininschriften sind Geschichte und Namen einzelner Kommandeure überliefert. Die Forschungsgeschichte wird in Wikipedia (Link siehe oben) ausführlich beschrieben.

Garten

Anschließend gehen wir zum damaligen Getreidespeicher, dem Horreum, der heute als Ausstellungsraum dient. Zahlreiche archäologische Funde dokumentieren die unterschiedlichsten Bereiche des alltäglichen Lebens: Essen und Trinken, Bauen und Handwerk, Waffen und Ausrüstung, Kleidung und Schmuck, Medizin und Körperpflege, Geldwesen und Religion.

In einer der Vitrinen ist der Obergermanisch-Raetische Limes dargestellt, zu dem uns unsere Führerin ausführliche Informationen erteilt.

Modell_fidelis45
Modell des Limes und Standort der Saalburg

Neben Gegenständen aus Bronze, Eisen, Glas und Keramik stellen seltene Holz- und Lederfunde eine besondere Attraktion dar. Die Führerin erklärt uns, daß sich diese Stücke auf der Saalburg besonders gut erhalten haben, weil sie im feuchten Grund der zahlreiche Brunnen nicht verrotteten, sondern konserviert wurden. Besonders die gut erhaltenen Schuhe sind beeindruckend.

Im Zentrum des Kastells lag - und befindet sich heute wieder - das große Stabsgebäude (Principa). Es beeindruckt durch seine große Halle - ähnlich wie die Kaiseraula (Palatium) in Trier - und wurde als Exerzierhalle genutzt. Um den Innenhof gruppieren sich Museumsräume. Zur Römerzeit lagen hier die Amtsräume, Schreibstuben und Waffenkammern.

Principa_fidelis45
Das große Stabsgebäude (Principa)
Foto: fidelis45

Im dritten Raum, den wir gezeigt bekommt, stehen verschiedene Weihesteine und -altäre.

Weiter geht es zu den Centuriae, den Mannschaftsbaracken. Hier waren die einfachen Soldaten untergebracht. Unsere Museumsführerin zeigt uns ein rekonstruiertes Contubernium, eine Mannschaftsstube, in der acht Soldaten auf engstem Raum gewohnt haben. Zum Schluß dürfen wir einen Blick in das reich ausgemalte und eingerichtete Triclinium, das Speisezimmer eines Offiziers werfen. Bei Ausgrabungen 1965 in Echzell kam u.a. im Bereich einer Offizierswohnung am Kopfteil einer Mannschaftsbaracke eine überraschend qualitätvolle Wandmalerei mit Szenen aus der griechisch-römischen Mythologie zutage. Diese Rekonstruktion wird heute im Saalburgmuseum als triclinium, als Speisezimmer für einen Reiterhauptmann, dargestellt.
Die Entstehung dieser im Limesbereich seltenen Fresken dürfte in der Mitte des 2. Jahrhunderts gelegen haben.

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Die Offiziere ließen es sich im Triclinium gut gehen - Foto: fidelis45

Nach zwei Stunden reichhaltiger Informationen stärken wir uns in der Taberna, dem Museumscafé. Hier sieht es aus wie in einer römischen Gaststube. Herd, Anrichte und Regale sind nach antikem Vorbild rekonstruiert worden. An den Wänden finden sich Szenen und Darstellungen aus dem römischen Alltag: Wirtshausleben, Tischszenen und Stilleben. Wir haben die Wahl zwischen heutigen Speisen und Getränken und Spezialitäten aus der Küche der Römer.

Ich entscheide mich für „Moretum“, dem Kräuterkäse der Römer und nehme dazu das „Römerbrot“, das nach überlieferten Rezepten frisch gebacken wird. Dazu probiere ich „Mulsum“, den Gewürzwein der Römer. Er ist würzig und sehr süß - ich neutralisiere mit Wasser. Auf der Karte finden sich auch noch Römer-Eintopf, luftgetrocknete Lukanische Würstchen, Schweine-Frikassee mit Aprikosen, Huhn- und Fischgerichte.

Wir nehmen auf der Terrasse vor der Taberna Platz und genießen die Frühlingssonne. Doch schon bald bläst Dr. Maier-Harth zum Aufbruch.

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Auf dem Weg zur Taberna

Wir versammeln uns vor dem Haupttor des Kastells und werden dort auf die Mauerreste des Vicus (Dorfes), des Badegebäudes sowie der Keller und Brunnen der Wohnhäuser aufmerksam gemacht. Auf dem Rundweg Saalburg erreichen wir unweit des Kastells einen gut erhaltenen Abschnitt des Limes, der an der Stelle eines historischen Durchgangs rekonstruiert ist. Wir sehen einen Teil des Pfahlgrabens, der mit einer hölzernen Palisade versehen ist.

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Pfahlgraben am rekonstruierten Durchgang des Limes
Foto: fidelis45

Wie fast überall an der Taunuslinie des Obergermanischen Limes ist der Verlauf der Grenze in unterschiedlichen Erhaltungszuständen gut im Gelände nachzuvollziehen. Wall und Graben heben sich zum Teil deutlich von der Umgebung ab.

Nach etwa einer Stunde auf dem Limesrundweg, bei dem uns Dr. Maier-Harth auf verschiedene Überreste aufmerksam macht, gehen wir nach einem kurzen Stopp im Museumsshop zu unseren Autos und fahren nach Taunusstein-Orlen zu dem rekonstruierten Römerwachtturm Zugmantel.

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Auf dem Limesrundweg macht uns Dr. Maier-Harth immer wieder auf Besonderheiten aufmerksam
Foto: fidelis45

Dort wo der Limes die alte Hühnerstraße – heute die B 417 von Wiesbaden nach Limburg kreuzt, war ein wichtiger Grenzübergang ins freie Germanien, der von einem Kastell und Turm überwacht wurde. Die Straße bestand schon in römischer Zeit.

Bei Straßenbauarbeiten wurden 1966 vor der Zerstörung die Reste des antiken Steinturmfundaments aufgedeckt und untersucht. 1971/72 entstand dicht neben der Straße der rekonstruierte Limesturm. Davor ist ein Stück Limes mit Palisade wiedererrichtet worden.

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Rekonstruierter Limes an der B 417

Wir parken auf dem Parkplatz an der Bundesstraße. Über einen archäologischen Wanderweg gehen wir zum Turm. Unterwegs macht uns Dr. Maier-Harth auf eine der beiden Rundschanzen aufmerksam. Vermutlich handelt es sich um ein kleines Amphitheater. Wenige Schritte entfernt liegt das Kastell Zugmantel. Wir haben Glück, daß der Turm noch geöffnet ist und können ihn besteigen. Von oben sieht man gut die Umwehrung des Steinkastells, ein Erdwall, der als Böschung zu erkennen ist.

Die Aufgabe des Kastells war es, die Civitas-Hauptstadt Aquae Mattiacorum (Wiesbaden) und das fruchtbare Land im Rheingau vor Überfällen aus Germanien zu schützen. Das Kastell Zugmantel gehört zu den ältesten römischen Wehrbauten im Taunus. Begonnen wurde der Bau aus Holz um 90 n. Chr. In der Mitte des 2. Jahrhunderts wurde ein etwas größeres Steinkastell gebaut. Etwa 500 Mann lebten hier. Das Kastell Zugmantel bestand bis zum Ende des Limes, 260 n. Chr.

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Der rekonstruierte Wachtturm Zugmantel
Foto: fidelis45

Auf dem archäologischen Wanderweg mit zahlreichen Tafeln umrunden wir das Kastelldorf (vicus). Dass dieses existiert hat, belegen zahlreiche germanische Fundstücke. Sie kamen zusammen mit römischen Funden aus den Kellern und Brunnen und zeigen, dass neben dem Kastell eine germanische Bevölkerungsgruppe wohnte, möglicherweise mit der Verpflichtung zum Heeresdienst.

Nachdem wir wieder am Parkplatz angelangt sind, verabschieden wir uns voneinander und bedanken uns bei Dr. Maier-Harth für seine Begleitung in die römische Vergangenheit.

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Dr. Maier-Harth erläutert uns die Aufgaben des Kastells
Foto: fidelis45


(eingestellt am 30. Mai 2010)

Autor: Feierabend-Mitglied

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