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St. Stephan

Im September 2009 besuchen wir mit dem Förderverein des Gymnasiums Nieder-Olm St. Stephan und können an einer der seltenen Turmbesteigungen teilnehmen. Vorher hören wir die Meditation von Monsignore Klaus Mayer zu den Chagall-Fenstern und besichtigen den Kreuzgang

Geschichte:
Auf dem Stephansberg, der noch zu Anfang des 19. Jh. mit Weingärten bepflanzt war, behrrscht die Kirche St. Stephan das Stadtbild. Nach dem Dom ist sie der größte Kirchenbau in Mainz und gilt als eine der schönsten gotischen Kirchen der Region.
Die heutige Kirche, die zwischen 1290 und 1338 errichtet wurde, hatte bereits einen Vorgänger. Dieser war von Erzbischof Willigis zwischen 975 und 992 auf zwei Meter hohem Schutt einer römischen Wohnsiedlung als Stiftskirche erbaut und geweiht worden. Von diesem Bau stammen noch die Untergeschosse der heutigen Kirche. In St. Stephan wurde der am 23. Februar 1011 verstorbene Gründer Willigis beigesetzt. Sein Grab ist allerdings bis heute nicht gefunden worden.
Nach der Aufhebung des Stiftes im Jahre 1802 wurde St. Stephan in eine Pfarrkirche umgewandelt. Die „Pulverturmexplosion“ 1857, als ein mit Pulver der preußischen und österreichischen Garnison angefüllter Turm der ehemaligen Stadtbefestigung in die Luft flog, zog die Kirche stark in Mitleidenschaft. 1942 und 1945 erlitt St. Stephan durch die Bombardierung der Alliierten erneut schwerste Beschädigungen. Am Ende des Krieges war die Kirche völlig ausgebrannt, nur die Außenmauern und Säulen waren noch erhalten. In der Nachkriegszeit konnte die Kirche allmählich wieder aufgebaut werden. 1961 wurde eine erste Restaurierungsphase abgeschlossen, der Kreuzgang war erst 1968/70 fertiggestellt, die Außenrestaurierung des Westturms 1983 vollendet. Die Wölbung des Langhauses im Inneren der Kirche konnte bis heute nicht wieder hergestellt werden.

Chor von St. Stephan

Chagall-Fenster
Über die Grenzen von Mainz bekannt wurde die Hallenkirche durch die leuchtend blauen Glasmalereien des Malers Marc Chagall (1887 bis 1985) der insgesamt neun Fenster im Ostchor. Sie sind nicht nur das einzige sakrale Kunstwerk des Künstlers in Deutschland, sondern zugleich das letzte von ihm zu Lebzeiten geschaffene Glaskunstwerk in dieser Dimension.

Jährlich besuchen mehr als 200.000 Touristen aus der ganzen Welt die St. Stephans-Kirche, um die weltberühmten Chagall-Fenster zu bewundern.

1973 wandte sich Msg. Mayer an Marc Chagall und bat ihn, im Ostchor der Stephanskirche mit von ihm gestalteten Kirchenfenster ein Zeichen der Versöhnung zu setzen. Es folgten Briefe und etliche Begegnungen. 1976 begann der Künstler mit dem Entwurf für das Mittelfenster. Nach Fertigstellung im Jahr 1977 begannen die Arbeiten im Atelier Jacques Simon in Reims. Mit Charles Marq und Brigitte Simon hat Chagall seine berhmten Fenster realisiert. Ende Juni 1978 führte Marc Chagall eigenhändig die Schwarzlotmalerei auf dem Fenster aus. Am 23. September 1978 übergab der damalige Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel das erste Chagall-Fenster als Stiftung des Landes Rheinland-Pfalz in Anwesenheit der Ehefrau Chagall, Vera Chagall und vielen Ehrengästen der Kirchengemeinde.

Wenige Tage später begann der damals 91jährige Künstler mit den Entwürfen für die beiden flankierenden Fenster, mit deren Vollendung er Pfarrer Mayer bereits im Oktober 1978 überraschte. Ostern 1979 wurden sie von Chagall mit der Schwarzlotmalerei vollendet. Ein Einweihung erfolgte am 15. September 1979.

Wenn Du auf diesen Link klickst, kannst Du die weltberühmten Chagall-Fenster in St. Stephan sehen und wenn Du hier klickst kommst Du zu einem You tube-Film über St. Stephan und die Chagall-Fenster.

Mit den Fenstern wollte Marc Chagall ein Zeichen für die deutsch-französische Freundschaft, Völkerverständigung und den Frieden setzen. Er und seine Frau verzichteten auf jegliches Künstlerhonorar.

Zur Jahreswende 1979/80 begab sich Chagall nochmals an die Arbeit, um auch die seitlichen Fenster des Ostchores zu schaffen. Am 19. September 1981 wurden diese drei Fenster eingeweiht. Überraschend schuf Chagall Ende 1982 mit 95 Jahren auch die Entwürfe für drei große Fenster im Querhaus. Mit 97 Jahren vollendete er sie im November 1984.
Marc Chagall starb am 28. März 1985.
Am 11. Mai 1985 nahm die Kirchengemeinde die letzten Fenster, die Marc Chagall geschaffen hatte, in Empfang.

Fast wöchentlich werden Meditationen zu den Chagall-Fenstern angeboten. Die Termine sind im Internet zu erfahren, aber auch telefonisch im Pfarrhaus unter der Nr. 06131 - 231640.

Kreuzgang
An die Südwand der Kirche angebaut ist der Kreuzgang, der als schönster spätgotischer Kreuzgang in Rheinland-Pfalz gilt. Mit dem Bau wurde 1461 begonnen. Der Kreuzgang umschließt den quadratischen Innenhof und entfaltet die gesamte spätgotische Steinmetzkunst.

Schwer beschädigt wurde der Kreuzgang 1857 bei der Explosion des nahegelegenen Pulverturms, noch schwerer wurde die gesamte Stephanskirche allerdings am 27.2.1945, als Mainz bombardiert wurde. Zwei Fünftel des Kreuzgangs wurden völlig durch Sprengbomben zerstört. Alle Dächer waren abgebrannt. Die noch vorhandenen Gewölbe waren einsturzgefährdet. Nach dem Wiederaufbau der Kirche und einer Notsicherung des Kreuzgangs 1950 hat Pfarrer Klaus Mayer 1968 die Rettung und Restaurierung des Kreuzgangs begonnen, die 1971 vollendet war.

Kreuzgang
Glocke
Im Kreuzgang steht die beim Brand 1942 verformte und abgestürzte Glocke.

Turm
Weiter geht es nach oben, die Treppe war so steil, daß ich die Stufen nicht gezählt habe. Aber ich war ganz schön aus der Puste, zumal man auch nicht stehen bleiben konnte, weil alle dicht hintereinander waren.

Turm
Auf einer schmalen Wendeltreppe geht es nach oben bis zur Höhe der Decke der Kirche. Hier stehen wir über dem ehemals gotischen Gewölbe der Hallenkirche. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, bei der nur die Außenmauern und Säulen noch vorhanden waren, ließen die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel die Wiederherstellung der gotischen Gewölbe des dreischiffigen Langhauses nicht zu. Es wurde deshalb eine Flachdecke eingezogen, auf die von oben einen Blick geworfen werden kann.

Der Turm selbst wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Bereits beim ersten Luftangriff auf Mainz im August 1942 brannte der Turmhelm ab. Am Gesims des Turmoktogons (Oktogon = Achteck, also achteckiger Turm) klaffte ein ca. 40 cm breiter Riss. 1945 begannen die Sicherungsarbeiten. 1946 wurde ein Sicherungs-pfeiler im Kircheninnern errichtet, der die Last des Turms übernahm. 1947 wurde der Riss im Oktogon geschlossen. 1955 war der Turm auf neue Auflager abgestützt, seine Last in die Fundamente übertragen. Das war eine Meisterleistung des Mainzer Ingenieurs Grebner.

1962 wurden die Kuppel wiederhergestellt. 1982 begannen die Arbeiten zur Restaurierung des Turmes, unter Bewahrung der noch gut erhaltenen Substanz, Auswechslung der geborstenen Steine, sowie die Wiederherstellung der Maßwerke in den sieben Fenstern der Glockenstube. Im Herbst 1983 wurde die Außenrestaurierung vollendet.

Wir steigen weiter nach oben in die Glockenstube. Im Jahr 2009 konnten die drei neuen Glocken, für die die Mainzer Schott AG der Gemeinde St. Stephan 200.000 € für die Anschaffung spendete, feierlich eingeweiht werden. Am 27. Februar 2009 erklangen sie im Rahmen des Gedenkens an die Zerstörung von Mainz im Jahr 1945 zum ersten Mal. Zusammen mit der einzig erhalten gebliebenen historischen „Beatrix-Glocke“ von 1493, erhält St.Stephan damit wieder ein angemessenes Geläut.

Die neuen Glocken tragen die Namen der drei Kirchenpatrone Maria von Magdala, Stephanus und Willigis.

Weiter geht es steil nach oben im engen Turm in die Türmerwohnung.

Nachdem 1542 infolge Blitzschlag der Turmhelm abgebrannt war und 1545 der wiederhergestellte Turm ein neues Dach erhalten hatte, wurde 1559 ein Wächter als Brandwache für die Stadt und zur Bedienung der Turmuhr eingesetzt. 1740 wurde das Dach durch eine kuppelförmige (barocke) Eindeckung ersetzt und eine Türmerwohnung eingerichtet. Im Zuge der Elektrifizierung des Brandmeldewesens verließ der letzte Türmer von St. Stephan im Juni 1911 seine höchstgelegene Wohnung in Mainz.

Türmerstube
Hier bekommen wir wieder interessante Details erklärt.

Von der Türmerwohnung haben wir diese fantastischen Rundblicke über Mainz bis in den Rheingau und Rheinhessen:

St. Stephan_fidelis45

Die Fotos von fidelis45 zu St. Stephan kannst Du hier sehen.

Autor: Feierabend-Mitglied

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