Wein-Stammtisch im November 2009
![Römerschiffmuseum_Margret551 Römerschiffmuseum_Margret551](https://img.feierabend.de/18/8304/g.778304.259730.1862046740.jpg)
Bei unserem Stammtisch am 12. November wurde Geschichte, insbesondere auch Mainzer Geschichte, lebendig. Wir besuchten das Römerschiffmuseum in der Mainzer Altstadt. Aus dem einstigen Lokschuppen, jahrelang als Großmarkthalle genutzt, wurde 1994 das Museum für Antike Schiffahrt, eine Außenstelle des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. Die Originalfassade blieb erhalten und wurde saniert, die filigrane Glasdach-Konstruktion zeigt zeitgenössige Architektur.
12 Mitglieder unserer Regionalgruppe trafen sich um 15 Uhr am Eingang des Museums. Sascha Fücker, Archäologe,führte uns über eine Stunde durch das Museum. Leider durfte nicht fotografiert werden. Du kannst Dir aber hier auf der Web-Seite des Museums Bilder anschauen und alles über die antike Schiffahrt erfahren.
![Römerschiffmuseum2_Margret551 Römerschiffmuseum2_Margret551](https://img.feierabend.de/16/8305/g.778305.374710.2993401647.jpg)
Als 1981/82 bei Bauarbeiten für das Mainzer Hilton die guterhaltenen Überreste mehrerer Schiffe aus spätrömischer Zeit entdeckt wurden, galt der Fund als archäologische Sensation. Es war schnell klar, dass sie erhalten bleiben mussten. In einem Film werden die spektakulären Ausgrabungen und Bergungsarbeiten dokumentiert, die jedem interessierten Mainzer noch gut in Erinnerung sind; konnten sie doch durch Öffnungen im Zaun den Arbeiten beiwohnen, sozusagen Geschichte hautnah miterleben.
Die Funde wurden nach der Bergung konserviert und erforscht. Es handelte sich um zwei unterschiedliche Kriegsschifftypen der spätrömischen Rheinflotte sowie um weitere Schiffsarten. Zwei der fünf gefundenen Römerschiffe konnten im Museum rekonstruiert werden und sind seitdem dort zusammen mit den Originalfunden ausgestellt.
Sascha Fücker erklärte uns, dass die Funde aus dem späten 4. Jahrhundert n.Chr. stammen. Aufgrund der Jahresringe des Eichenholzes konnte nämlich festgestellt werden, dass das Holz für die Schiffe aus dem Jahr 396 n.Chr. stammt.
Zum geschichtlichen Hintergrund muss gesagt werden, dass die archäologischen Funde darauf schließen lassen, dass bereits unmittelbar nach der Gründung des Legionslagers auf dem Kästrich auch ein Teil der Rheinflotte im damaligen Mogontiacum stationiert war. Unter Kaiser Julian Apostata wurde im Zuge der Verteidigungsanstrengungen in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts entlang der Rheingrenze die Rheinflotte nochmals aufgewertet. Nach dem Überfall auf die Stadt in der Neujahrsnacht 407 durch die germanischen Stämme der Vandalen, Sueben und Alanen hörte die Rheinflotte faktisch auf zu bestehen. Die nicht mehr verwendeten Schiffe verrotteten danach im seichten Wasser am Rheinufer und wurden später mit Ablagerungen bedeckt.
Nachdem jeder ein Stück des konservierten Eichenholzes begutachtet hatte, erkärte uns Herr Fücker vor den großen Schautafeln die Bauweise von Schiffen in der damaligen römischen Zeit. Sie wurden mittels Schablonen gebaut und gehören damit zur gleichen Baureihe. Das Holz wurde mit Holzdübel und Metallnägel zusammengehalten. Auf der zweiten und dritten Schautafel ist die Fertigstellung der Schiffe zu sehen, auf der vierten, wie die Schiffe gerudert wurden.
![Römerschiff_pixelio.de_Dirk-O.-Roth Römerschiff_pixelio.de_Dirk-O.-Roth](https://img.feierabend.de/16/8306/g.778306.93390.2073558796.jpg)
Foto: pixelio by Dirk-O.-Roth
In Mainz wurden auch noch Überreste anderer Schiffe gefunden, u.a. eines Lastkahnes für den Gütertransport. Ausgestellt ist die Rekonstruktion eines solchen Schiffes, das 80 Tonnen Gewicht laden konnte und nur 50 cm Tiefgang erreichte. Diese Transportschiffe wurden getreidelt, d.h. mit Pferden am Ufer entlang gezogen.
Bei den Militärschiffen, von denen zwei verschiedene Typen unterschieden werden konnten, handelte es sich zum einen um schmale schnelle Ruderboote mit je einer Ruderreihe auf jeder Seite. Bei Bedarf konnten auch Segel gesetzt werden. Der zweite Typ war etwas gedrungener und dürfte ein Patrouillenboot zur Kontrolle der Rheingrenze gewesen sein. Diese waren auch mit einem Geschütz ausgestattet, das uns zum Ende der Führung demonstriert wurde.
Auch eine Reihe von Grabsteinen (Nachbildungen) sind im Museum aufgestellt. Die epigraphischen Funde vermuten, dass es im damaligen Mogontiacum auch eine Werft und Dockanlagen zum Unterhalt der Flotte gab. Römische Hafen- und Kaianlagen konnten am heutigen Zoll- und Binnenhafen, sowie im Bereich des heutigen Brandgebiets und noch weiter rheinaufwärts an der Dagobertstraße nachgewiesen werden. Der Kriegshafen befand sich in der Höhe des heutigen Brands - eben dort, wo die Schiffe gefunden wurden.
![Beichtstuhl_bakru26 Beichtstuhl_bakru26](https://img.feierabend.de/16/8309/g.778309.334955.3912631060.jpg)
Nach der Geschichtsstunde schlug die Stunde des Genusses. In der Weinstube „Zum Beichtstuhl“ war ein langer Tisch für uns reserviert, an dem auch die beiden noch Hinzugekommenen Platz fanden.
Wir hatten die Weinstube bereits bei der Altstadtführung von Herrn Lehr von außen kennengelernt und kennen sie nun auch von innen. Schnell fand jeder den passenden Wein und das Essen nach dem es ihm gelüstete.
![Beichtstuhl1_Margret551 Beichtstuhl1_Margret551](https://img.feierabend.de/16/8310/g.778310.389755.991575557.jpg)
Foto: Margret551
Die Portionen waren überaus reichlich .... bis auf den Meenzer Handkäs. Das Mainzer Nationalgericht, das in anderen Weinstuben und Restaurants üppig serviert wird, mußte auf dem Teller mit der Lupe gesucht werden! Zwei magere „Scheibchen" Handkäs versteckten sich unter Zwiebelstückchen mit Musik und waren nicht dazu geeignet, den Hunger zu stillen. Sogleich erhob sich allgemeiner Protest und der Kellner wurde herbei gerufen. Er versprach das im wahrsten Sinne des Wortes magere Ergebnis dem Koch zu melden, bekam von diesem aber beschieden, dass der Handkäs’ halt nicht anders geliefert worden wäre und „man(n)“ ja mehr Scheiben bestellen könne. Das natürlich dann zu einem höheren Preis, der für die zwei Scheibchen bereits bei 3,20 € lag. Wir verstanden die Welt nicht mehr ... und das in einer typisch Meenzer Woistubb, wo es üblich ist, dass mindestens ein ganzer Meenzer Handkäs’ aufgetischt wird. Handkäs’ in Scheibchen - die legendäre Wirtin Rosel Blume, von der uns Helmut Lehr so anschaulich berichtet hatte, würde sich im Grab umdrehen!
![Beichtstuhl2_Margret551 Beichtstuhl2_Margret551](https://img.feierabend.de/16/8311/g.778311.315696.1389035854.jpg)
Trotz dieses mageren Er(g)lebnisses wurde die Stimmung mit jedem Glas Wein besser und der Aufbruch wurde weiter und weiter nach hinten verschoben. Mir wurde zugetragen, dass die letzten noch bis nach 21 Uhr zusammen saßen.
Wie immer kannst Du Dir die Fotos des Abends ansehen. Margret551 hat sie hier eingestellt und zu den Bilder von bakru26 kommst Du hier.
(eingestellt am 13.11.2009)
Artikel Teilen
Artikel kommentieren