Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.

Kiedrich - ein Ort der Gotik

Kiedrich wird das „Schatzkästlein der Gotik“ genannt. Der Ort trägt diesen Namen zu Recht, wie wir am 14. November 2014 feststellen konnten. Die Veranstaltung „Kultur und Wein“ führte uns dieses Mal in den schönen Rheingau.

Kiedrich_bakru26

Die Anfänge der Stadt weisen durch ihre Funde zurück in Zeit um 1.000 – 750 v. Chr. Die nachgewiesen früheste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 954 n.Chr. Seine Eigenständigkeit erhält die Gemeinde 1244. Im frühen 13. Jh. wird durch den Mainzer Erzbischof Burg Scharfenstein errichtet, die zur Sicherung der Straße Eltville – Nassau dient.

Wahrzeichen von Kiedrich ist heute aber nicht mehr Burg Scharfenstein, sondern die Pfarrkirche St. Valentinus und Dionysius. Zusammen mit zahlreichen Adelshäuser rund um die Kirche bildet sie ein historisches Ensemble mittelalterlicher Architektur: Das Rathaus mit zwei Renaissance-Erker, das um 1585 erbaut wurde, der Fürstenberger Hof aus dem 18 Jh., der Zehnthof, die fränkische Dorfschmiede, das Gasthaus Engel u.v.m.

Auf der Webseite der Kiedricher Geschichte können alle historischen Gebäude angeklickt werden. Hier kommst Du hin

Kiedrich_fidelis45

Eine Mauer umgibt die Pfarrkirche, den Friedhof und die Kapelle, das Pfarr- und das Küsterhaus. An der Ostseite des Platzes ist der ehemalige Friedhof mit den 14 Kreuzwegstationen und eine Kreuzigungsgruppe von 1622. Zum Kirchenbezirk gehört auch noch das Chorstift.

Um 15 Uhr erwartet uns Herr Bibo zu einer Führung am Eingang der Kirche. Er war Bäckermeister mit eigener Bäckerei und kann uns nicht nur viel über die Kirche, sondern auch über Kiedrich erzählen.

Am 29. Juni 2010, so bezeugt ein Hinweis am Eingang der Kirche, wurde die Pfarrkirche von Papst Benedikt XVI. zu einer Basilica Minor erhoben.

Kiedrich_bakru26

Die Kirche stammt – so ist bei Wikipedia nachzulesen – aus der Zeit Ende 15./Anfang 16. Jh. und ist dem heiligen Dionysus und dem heiligen Valentin geweiht. Die Seitenschiffe datieren aus 1380.

Bezahlt wurde die Kirche in dem 500-Seelen-Dorf durch die wachsende Zahl der Pilger und ihrer Spenden, die eine Wallfahrt zu den Reliquien des Hl. Valentin unternahmen. Um 1350 - so Wikipedia - gelangten diese Reliquien aus der benachbarten Zisterzienserabtei Kloster Eberbach nach Kiedrich. Hier werden Knochenfragmente aus Schädel und Wirbelsäule bis heute aufbewahrt und alljährlich von Wallfahrern besucht. Der Hl. Valentin (Patronatstag: 14. Februar, „Valentinstag“) ist Schutzpatron der „fallend Kranken“ (Epileptiker) und der Liebenden.

Kiedrich_bakru26

Sehenswert ist die vollständig erhalten gebliebene spätgotische Innenaustattung der Kirche, vom phantasiereich geschnitzten Kirchengestühl von 1510, über eine Orgel, dessen älteste Pfeife von 1313 datiert, bis zum Lettner zwischen Langhaus und Chor. Dieser wurde zwar um 1700 entfernt, aber dank John Sutton wieder rekonstruiert.

Zu den Kunstschätzen in der Kirche gehört eine Madonna, um 1350, der mit Heiligenfiguren und Alabasterreliefs geschmückte Hochaltar, gotische Flügelaltäre, Skulpturen und Paramente.

Hier kannst Du mehr über die Kirche lesen

Einige der Kostbarkeiten sind:

Kiedrich_fidelis45
Das Chorgewölbe von 1481
Kiedrich_bakru26
Das Chorgestühl (um 1510).
Im Langhaus steht ein Volks- bzw. Laiengestühl. Die Bildfelder zeigen Flachschnitzereien.
Kiedrich_bakru26
Kiedrich_bakru26
Die Adels- und Ratsherrensitze wurden als erhöhte und verschließbare Logen gestaltet.
Kiedrich_bakru26
Das Gestühl mit Baldachinen im Chorraum entstand vor 1500. Auf den Wangen sitzen Tierfiguren.
Kiedrich_bakru26
Der Johannesalter um 1500.
Zu sehen sind Maria und das Jesuskind, Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer lins und rechts.
Kiedrich_bakru26
Der Katharinenaltar um 1620. Er wurde als Epitaphaltar der Juliane von Schwalbach geb. von Eltz errichtet. Auf dem Altartisch steht die Büste des Hl. Valentin mit der Schädelreliquie
Kiedrich_bakru26
Die "Kiedricher Madonna"
Um 1860 wurde sie auf dem Kirchenspeicher gefunden und von Sir John Sutton in die Kirche zurückgebracht. Die elegante, zarte Gestalt der Muttergottesfigur mit dem Kind auf dem Arm wurde vermutlich um 1330 geschaffen.
Kiedrich_bakru26
Der Hochaltar um 1619 ist Grabaltar des Caspar zu Elz-Langenau eines der Grafen zu Eltz.
Kiedrich_bakru26
Die Glasfenster im Chor entstanden zwischen 1870 und 1878. Die Glasfenster im nördlichen Seitenschiff datieren aus dem späten 14. Jh.
Kiedrich_bakru26
Die Orgel über dem Eingang wurde um 1500 erbaut. Sie wurde mehrfach repariert und erneuert. Kurz nach 1850 war sie völlig unbrauchbar geworden und nicht mehr spielbar. Dank Baronet Sutton wurde sie zwischen 1859 und 1860 instand gesetzt.
Sie gehört mit ihrem eindrucksvollen Klang zu den best erhaltenen spätgotischen Musikinstrumenten. 1985/1987 wurde sie restauriert.
Kiedrich_bakru26
Die kleine Tragorgel im Chor, um 1860 in Flandern gebaut, schenkte Sir John Sutton dem Kiedricher Pfarrer Peter Zimmermann. Sie wird mit ihren 5 Registern als Chororgel gespielt.

Nirgendwo auf der Welt, so unser engagierter Kirchenführer, Herr Bibo, ist noch die gotisch-germanische Singweise zu hören. Die Kiedricher Chorbuben und Männer aus der Gemeinde singen im Wechsel mit der Gemeinde fast jeden Sonntag ein Choralamt nach gotischen Hufnagelnoten.

1333 wurde dieser Chorgesang im germanischen Dialekt urkundlich erwähnt. Besonders der Gregorianische Choral in Mainzer Singweise wird in Kiedrich gepflegt. Baronet Sutton hörte 1857 diesen Gesang und rief eine Choralstiftung ins Leben.

Auf der Homepage der Kiedricher Chorbuben kannst Du mehr lesen und bei Musik auch Kostproben des Gesangs anhören. Hier kommst Du hin

Der Countertenor Andreas Scholl, ao Herr Bibo, ein international erfolgreicher Opern- und Konzertsänger, stammt aus Kiedrich und begann als Chorknabe bei den Chorbuben. Seine Schwester Elisabeth Scholl – ebenfalls eine erfolgreiche Sängerin – war das erste Mädchen, das in der Schola zugelassen wurde.

Kiedrich_bakru26
Die Melodien des in Kiedrich gepflegten Mainzer Chorals werden nach Hufnagelnoten gesungen. Die Unterschiede lassen sich in der Erhöhung des Spitzentones um einen Halb- oder Ganzton erkennen.

Auch die Gemeinde stimmt in diese Gesänge mit ein und hat dafür ein eigenes "gotisches" Gesangbuch, das Kiedricher Kyriale.

Kiedrich_bakru26
Zu unserer aller Freude singt uns Herr Bibo - auch er war einst ein Chorbub - zwei kleine Stücke aus dem Chorbuch vor.

Heute singen die Chorbuben aus einem Neudruck von 1961. Es ist eine Ausgabe nach der im Kiedricher Chorstift aufbewahrten, von Baronet Sutton gekauften Choralhandschriften (um 1350 bzw. 1500) mit zahlreichen Buchmalereien.

Nachdem wir uns herzlich bei Herrn Bibo für die interessante Führung bedankt und unseren Obolus dafür bezahlt haben, gehen wir noch über den Kirchhof. Auf dem ehemaligen Friedhof steht eine große Kreuzigungsgruppe (um 1622).

Bei den 14 Kreuzwegstationen entlang der Mauer, die um 1877 entstanden sind, trägt eine Figur in der 5. Station Bismarcks Gesichtszüge. Herr Bibo hat uns darauf aufmerksam gemacht und erzählt, dass dies als Zeichen des Kulturkampfes gewertet werden muß

Kiedrich_bakru26
Kiedrich_bakru26
Hier ist die 5. Station des Kreuzwegs mit Bismarcks Porträt (linke Figur) zu sehen.
Kiedrich_bakru26
Das Grab von Baronet Sir John Sutton.
Als er 1873 starb, hatte er Kiedrich eine Viertelmillion Gulden gespendet und das gotische Dorf berühmt gemacht. In Kiedrich erinnert heute noch eine Straße und die Schule an den großen Wohltäter.
Kiedrich_bakru26

Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick in die spätgotische Kapelle St. Michael. Sie wurde um 1440 erbaut und zählt zu den schönsten Friedhofskapellen im Rheingau. Im Untergeschoß findet sich das Beinhaus, das Obergeschoss ist der Kapellenraum.
In der Kapelle befindet sich ein schmiedeeiserner, siebenarmiger Kronleuchter. In seiner Mitte steht eine doppelte Madonna auf einer von sieben Engelsköpfen getragenen Mondsichel. Sie stammt von einem Schüler Hans Backoffens, der sie um 1520 geschaffen hat.

Hier kannst Du mehr über die Michaelskapelle lesen

Kiedrich_bakru26
Kiedrich_fidelis45
Vorbei an alten Fachwerkhäusern in dem schmucken kleinen Ort, hier eine Lokalität mit einem Rheingauer Sprichwort "Am Rausch ist nicht der Wein schuld, sondern der Zecher" und einem Spruch des St. Augustinus "Der Geist kann nicht im Trockenen wohnen"....
Kiedrich_fidelis45
...gelangen wir zum Café Denne

Das Café Denne befindet sich in einem Fachwerkbau vom Ende des 17. Jh. Das Erdgeschoß wurde um 1580 gebaut. Nach der Überlieferung soll sich im oberen Teil eine Nagelschmiede befunden haben, der untere Teil war zeitweise das Bethaus einer kleinen jüdischen Gemeinde. Mit einer Tasse Kaffee, Tee oder einem Rüdesheimer Kaffee überbrücken wir die Zeit bis zur Öffnung der Weinstube.

Kiedrich_fidelis45
Kiedrich_fidelis45

Es wird schon dämmrig, als wir nach wenigen Schritten die der Weinwirtschaft Speicher-Schuth in der Suttonstraße erreichen. Von der Terrasse hat man einen Blick auf die Burg Scharfenstein. In der modernen, aber urgemütlichen Gaststube lassen wir den Tag ausklingen.

Kiedrich_fidelis45
Kiedrich_bakru26
Blick von der Terrasse auf Burg Scharfenstein
Kiedrich_bakru26
Blick in die Weinstube
Kiedrich_bakru26
Kiedrich_bakru26
Kiedrich_bakru26
Danke Gudrun, für den Super-Tipp. Kiedrich ist nochmal eine Reise wert.

Günters / bakru26 Bilder kannst Du hier sehen

und die Bilder von Dieter / fidelis45 hier
Zum Schluss ist dort noch ein kleines Video zu sehen, dass im Café Denner aufgenommen wurde.

(eingestellt am 18.11.14)

Autor: Feierabend-Mitglied

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
5 Sterne (6 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


1 1 Artikel kommentieren
Regional > Mainz > Kunst & Kultur ab 2007 > 2_2014 Kunst und Kultur > Kiedrich