Regionaltreffen im September 2011
Peru und Bolivien - Ein Reisebericht von Olalia
Beim Regionaltreffen am 15.9.11 erzählte Olalia (Rosemarie) von ihren Eindrücken im Land der Inka. Sie hatte die Reise nach Peru und Bolivien im September des vergangenen Jahres, zusammen mit ihrer Tochter, unternommen.
Peru ist das drittgrößte Land Südamerikas und etwa 3,5-fach so groß wie Deutschland. Etwas südlich vom Äquator gelegen, zeigt das Land klimatische und landschaftliche Unterschiede, wie sie kaum größer sein können. An der Pazifikküste regnet es kaum, es gibt ausgedehnte Wüstengebiete direkt am Meer. 50-100 km landeinwärts zieht sich der majestätische Gebirgszug der Anden mit Bergen und Gletschern parallel zur Küste. Die Anden erreichen eine Höhe von über 5.000 m. Perus höchster Berg ist der Huascarán mit 6.768m. Durch das Aufeinandertreffen der Nazca-Platte, die sich unter die Südamerikanische Platte schiebt, wird die Region immer wieder durch Erdbeben erschüttert. Östlich der Anden befindet sich die wenig bewohnte Tiefebene mit einem riesigen Urwaldgebiet. Hier befinden sich die Quellflüsse des Amazonas.
Olalias Reise begann in Frankfurt. Von dort ging der Flug über Caracas in Venezuela mit Weiterflug nach Lima, der Hauptstadt Perus. 1/4 der Bevölkerung – Peru hat ca. 30 Mio. Einwohner – lebt in der Hauptstadt.
In Lima angekommen, erfuhren sie, dass die Reisegruppe lediglich aus 5 Personen besteht. Olalia: "Es ist Frühlingszeit in Peru. Bereits am frühen Morgen herrscht eine Luftfeuchtigkeit von 98 % und dies bei einer Temperatur von 15°C. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit regnet es so gut wie nie an der trockenen und kargen Küste. Daher sind Netze angebracht, um den Tau zu sammeln. Vom Amazonas werden durch die Anden Rohre verlegt. Sie sollen ab 2012 das Wasser zur Hauptstadt befördern." „Wasser“, so erklärt Olalia weiter, „war das stete Wort, welches uns auf der gesamten Reise begleitete.“
Das Larco Museum in Lima beherbergt eine Sammlung präkolumbischer*) Kunst, die mit ihren 45.000 Exponaten 4.000 Jahre Geschichte abdeckt. Die Stücke der Sammlung sind dabei vielfältiger Natur: So finden sich Skulpturen, Textilien, Keramik und Schmuck aus unterschiedlichen präkolumbischen Zivilisationen Perus.
*)(Wikipedia: Präkolumbisch, präkolumbinisch oder präkolumbianisch (oft auch vorkolumbisch) bezieht sich auf die prähistorische und historische Geschichte Amerikas vor der Entdeckung 1492 durch Christoph Kolumbus)
Olalia: "Alle Räume erstrahlen, so schien es uns, in purem Gold."
Cusco ist die ehemalige Hauptstadt des Inkareiches und gilt als eine der historisch interessantesten Städte Perus. Das Wort Cusco (Qusqu) stammt von den Quechua-Indianern und bedeutet „Nabel der Welt“. Die wechselvolle Geschichte, die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung und die Landschaft inmitten der Anden machen sie zum Anziehungspunkt vieler Touristen. Das letzte Erdbeben im Jahr 1950 zerstörte die wieder aufgebauten Kirchen und Häuser. Cusco wurde zu 90 % zerstört. Die erhalten gebliebenen Inka-Ruinen und die Innenstadt mit ihren Kolonialbauten wurden 1983 durch die UNESCO zum Welterbe erklärt.
Zwei Tage erkundete die Reisegruppe Cusco mit gemischten Gefühlen zu Fuß. Die dünne Luft auf 3.300 m Höhe macht sich bemerkbar.
Die Reiseleitung informiert die Gruppe, dass wegen der Demonstrationen Machu Picchu ausfallen muss. Auf dieses Highlight wollen sie auf keinen Fall verzichten. Mit Hilfe verschiedener Personen und erheblichen Kosten will die Gruppe die Reise trotzdem gemeinsam unternehmen. In der Heimat werden ihnen später diese zusätzlichen Kosten erstattet.
Die weltberühmte, sagenumwobene Ruinenstadt Machu Picchu wurde erst 1911 im Dschungel entdeckt. Sie liegt versteckt etwa 75 km von Cusco entfernt auf über 2.700 m Höhe.
Die Inka-Stadt ist das best erhaltendste Bauwerk und Kultstätte der Inkakultur in Peru. 1983 wurde sie von der UNESCO gleichzeitig zum Weltkultur- und -naturerbe erklärt.
Erbaut wurde die Stadt um 1450. Sie umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden waren. Die meisten Terrassen sind mit ihren etwa 3.000 Stufen ebenso bis heute erhalten wie die Kanalverbindung. Wahrscheinlich war Machu Picchu ein königlich-religiöses Zentrum.
Nach der Rückfahrt erwartet die Gruppe am Bahnhof ein Minibus. Ursprünglich sollten sie mit der berühmten Bahn nach Puno am Titicacasee fahren. Nun ging es mit dem Bus auf einer Höllenfahrt, die ganze Nacht über, nach Bolivien. Ausgerechnet den Pass auf 5.000 m Höhe, der die Grenze zwischen Peru und Bolivien bildet, verschläft Olalia. Die Müdigkeit war einfach zu groß.
Zwei Tage und eine Nacht sind sie unterwegs, um den Zeitplan wieder einzuholen.
Gleich nach der Ankunft erreicht die Gruppe den Ort Copacabana, Boliviens berühmtester Wallfahrtsort. Dort befindet sich in einer Basilika die einen Meter hohe Figur der „Dunklen Jungfrau“ bzw. Virgen Morena, auch Virgen de Copacabana genannt. Die Figur wurde 1576 von einem Indio aus dunklem Holz geschnitzt und hat eine Krone aus purem Gold. Die zugehörige Basilika im maurischen Stil wurde erst 1820 erbaut. Der Marienfigur werden zahlreiche Wunder und Heilungen zugeschrieben, sie wird als Schutzheilige des Titicaca-Sees verehrt.
Auf der bolivianischen Seite des Titicaca-Sees liegen die Mond- und die Sonneninsel. Der Legende nach erschien auf der Isla del Sol der weiße bärtige Gott und erschuf die ersten Inkas, Manco Cápac und seine Schwesterfrau Mama Oclla. Auf beiden Inseln existieren zwischen kleinen traditionellen Dörfern viele uralte Ruinen.
Von Copacabana aus fährt die Gruppe mit einem Ausflugsschiff zur Sonneninsel. Die höchste Erhebung der Insel ist 4.075 m hoch.
Olalia berichtet: „Durch die enorme Höhe von 4.000 m war es sehr beschwerlich, die Inka-Treppe zum Restaurant zu ersteigen. Nach kurzer Rast, versorgt mit Coca-Tee und Bonbons ging es uns wieder besser.“
Coca ist eine traditionelle Pflanze der Anden, die so aussieht wie ein Lorbeerbaum und in vielen indianischen Religionen als heilig gilt. Die bitteren Cocablätter werden im getrockneten Zustand gekaut, um ein Hungergefühl zu betäuben. Für die Indianer Boliviens, Perus oder Kolumbiens ist Coca-Kauen das Gleiche wie andernorts das Kaffeetrinken. Getrocknete (bei max. 40 °C) Cocablätter enthalten ca. 0,5 bis 1,3 % Alkaloide, davon bestehen bis zu drei Viertel aus Kokain.
Olalia: „Coca-Blätter, die von den Einheimischen gekaut werden – mochte von uns niemand. Sie waren entsetzlich bitter“.
Die Urus sind sehr stolz auf ihre traditionelle Lebensweise und lehnen es strikt ab, auf das Festland überzusiedeln. Allerdings haben sie den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt und erlauben heute Besuchern die schwankenden Inseln zu besuchen.
Olalia: „Durch das nass-kalte Klima sind die Leute alle krank.“
Weiter geht die Reise nach La Paz. Die Stadt in einer Höhe von 3200 bis 4100 gelegen, ist der Regierungssitz Boliviens. Die Hauptstadt ist Sucre.
Frühmorgens geht die kleine Reisegruppe zum Prado. Unzählige Märkte bestimmen das Stadtbild. In bestimmten Straßen gibt es Obst, Gemüse, Fleisch, Blumen, Elektro-Artikel, Frisöre und alle möglichen Berufssparten. Der Gemüsemarkt ist riesig. Mais, Erbsen, dicke Bohnen, Kartoffeln.
Die Gruppe fliegt in den Süden Perus, nach Arequipa. Die Stadt liegt auf über 2.300 m Höhe und ist von hohen, noch tätigen Vulkanen umgeben. An 300 Tagen scheint hier die Sonne.
Bei Wikipedia ist zu lesen, dass die Herkunft des Beinamens „die weiße Stadt“, mit dem sich Arequipa schmückt, sich wahrscheinlich nicht auf das weiße Sillar-Gestein vulkanischen Ursprungs bezieht, mit dem viele der alten historischen Gebäude im Zentrum Arequipas erbaut wurden, sondern eher auf die hellere Hautfarbe der einstmals im Stadtzentrum lebenden spanischstämmigen Bewohner, die es den Einheimischen verboten, in der Innenstadt zu leben.
Von hier aus geht es weiter zum Nationalpark Blanca.
Olalia: „Hier auf der Hochebene erleben wir die Tierwelt der Anden. Lamas, Alpakas und Vicunas leben heute noch wild in den Anden. Sie gehören zu den Klein-Kamelen. Die Wolle der Vicunas ist die feinste Wolle. Die Weiße ist am teuersten. Die Tiere fressen das Gras, das sticht und messerscharf ist. Einmal im Jahr werden die ältesten Tiere zusammengetrieben und geschoren.“
Schließlich gelangt die Gruppe nach Puente Inca, das 4000 m hoch liegt und Thermalquellen besitzt. Sie sind ein richtiges Badevergnügen, denn im Hotel ist es trotz zusätzlicher Elektroheizung immer kalt. Am Morgen sind es nur 0 – 8°, das Wasser ist kaum lauwarm.
Sie besuchen eine Schule. Die Reiseleiterin bringt den Kindern Kakao und belegte Brötchen mit, die die Kinder mit Heißhunger verzehren. Olalia: „Sie laufen täglich etwa 5 km auf der Landstraße, um die Schule zu besuchen. 6 Kinder sind in der Schule, 8 sollten eigentlich da sein. Die Händchen sehen total verarbeitet aus, aber sie gehen mit Begeisterung zur Schule. Als wir später an den abgelegenen Bauernhöfen vorbeifahren, ist es für uns unvorstellbar, von was die Menschen hier leben.“
Der Canon del Colca ist eine Schlucht, der etwa 3.000 m tief ist. Der Grand Canyon ist dagegen (nur) etwa 1.800 m tief.
Vom „Kreuz des Kondors“ kann die Gruppe die majestätischen Raubvögel mit bis zu drei Metern Spannweite sehen. Sie fliegen bis 7.000 m hoch.
Von hier führt ein weiterer Flug in die Atakama-Wüste. Sie gilt als die trockenste Wüste der Erde. Olalia: „Vor 30 Jahren fiel hier der letzte Regen“.
Auf der Panamericana, der Traumstraße der Welt, geht es 260 km nach Chiclayo. Unterwegs sieht die Gruppe ärmliche Dörfer, viele uralte Lastwagen auf der überfüllten Landstraße, Sandstürme – ein endloses Asphaltband durch die Küstenwüste.
Die letzte Reiseetappe führt zu den Ausgrabungsstätten Chan-Chan. Die um 1300 entstandene Stadt war die Hauptstadt des präkolumbischen Chimú-Reiches. Sie war wahrscheinlich die größte Stadt der damaligen Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt, die aus Lehm errichtet wurde. Riesige, bis 12m hohe Mauern aus Lehm-Sand-Ziegeln ragen aus dem Wüstensand hervor. Auf einer Fläche von ca. 20 km² sollen bis zu 100.000 Bewohner gelebt haben. Die Ausgrabungen an der Mondpyramide sind noch längst nicht beendet.
In Chiclayo fand man Reliefs, die die religiöse Welt der Mochica-Kultur zeigen. In der Umgebung befinden sich zahlreiche Pyramiden. Neben zwei Pyramiden wurden bedeutende Königsgräber angelegt. Seit 1987 wurden dort 16 Gräber mit wertvollen Beigaben ausgegraben. Hier war auch das Hauptzentrum der Sicán-Kultur im Zeitraum von ca. 700 bis 1375, zwischen dem Ende der Moche-Kultur und dem Höhepunkt des Chimú-Imperiums.
Aufgrund der deutschen Reiseleiterin, die Archäologie studiert, durfte die Reisegruppe die vor 14 Tage gefundene Grabstätte besichtigen. Olalia: „Hier laufen Wärter mit entsicherten Gewehren durch das Gelände, da noch immer Gold gefunden wird.“.
Ein Bad im Pazifik bleibt Olalia leider verwehrt. Das Wasser ist, bedingt durch den kalten Humboldtstrom (er fließt, von der Antarktis kommend, vor der Küste Perus parallel der Anden nach Norden) nur 14° warm. Selbst im Sommer wird das Wasser hier nie wärmer als 16°. Nur die Surfer nutzen die See bei hohem Wellengang.
„Der letzte Tag“, so Olalia, „wurde unserer Fotografin zum Verhängnis. Lange Schlangen bilden sich anfangs des Monats vor den Banken. Die Peruaner haben Angst um ihr Geld und heben daher ihren Lohn, Gehalt, Rente oder Sozialhilfe sofort vom Konto ab. In diesem Gedränge – Chris war allein mit ihrer Mutter unterwegs – bekamen sie alles gestohlen.
Zum Glück hat der einzige Mann in unserer Gruppe tolle Aufnahmen gemacht, die er uns schickte, damit ich sie, mit großer Unterstützung von Margret ("sie hat ihre Zeit geopfert und aus drei Filmen einen gemacht") für den Vortrag und auch für diesen Bericht nehmen konnte.“
Die Mitglieder dankten Olalia und Margret551 für den interessanten und informativen Abend mit großem Applaus. Bakru26 schoß noch ein paar Bilder der Mitglieder des Regionaltreffens, die Du hier anschauen kannst.
Die Aufzeichnungen von Olalia (Rosemarie) haben mir die Arbeit sehr erleichtert, so daß ich den Bericht am 18.9.11 einstellen konnte.
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