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Brügge entdecken

Zum runden Geburtstag bekam ich von unserer "Rheingau-Clique" die Reise nach Brügge geschenkt. Sigrid (Siama24) und Hilmar (Hillibaby) orderten die Bahntickets, Ute (Freiin) kümmerte sich um das Hotel – eine perfekte Organisation. Ich konnte mich zurücklehnen und auf die dreitägige Reise nach Flandern vorbereiten.

An stillen Abenden las ich die Novelle „Das tote Brügge“ (Bruges-la-morte), in der Georges Rodenbach die Stadt sehr gut, aber in einer düsteren Atmosphäre erscheinen läßt und an Pfingsten verbringe ich Stunden im Internet, um mich mit Berichten über Brügge und melancholischen Chansons von Jaques Brel auf die Reise einzustimmen. (Beim Klick auf seinen Namen kommst Du zu einer Aufnahme von ihm!)

Am 17. Juni war es dann soweit. Zu siebt wollen wir Brügge entdecken. Die Straßenbahn bringt uns an den Bahnhof. Der Zug ist pünktlich und dank der erworbenen Platzkarten finden wir im überfüllten Abteil unsere freien Plätze. In Köln haben wir genügend Zeit zum Umsteigen in den ICE, der uns über Aachen und Lüttich nach Brüssel fährt. Mit dem IC geht es weiter durch das flache Land Richtung Nordsee. Eine nette Dame aus Brügge erzählt uns mit liebenswertem Akzent begeistert von ihrer Stadt und warnt vor den hohen Preisen in den Restaurants im Zentrum.

Brügge erwartet uns mit einem grauen, trostlosen Himmel – wie es Rodenbach in seinem Buch beschreibt – und mit zu wenigen Taxis am Bahnhof. Zum Glück haben wir die Schirme griffbereit und nach ein paar vergeblichen Versuchen ergattern wir tatsächlich ein solches Gefährt und lassen uns zu unserem Hotel Botaniek in der Waalsestraat bringen.
Ein echter Geheimtipp: Das kleine, dreistöckige Hotel mit seinen 9 Zimmern ist in einem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert ansässig. Es liegt mitten im Zentrum in einer ruhigen Straße. Ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung Brügges. Uschi, Sigrid und Hilmar haben schon eingecheckt, sie wohnen in der 2. Etage. Ute und Klaus haben ihr Zimmer in der 1. und wir im 3. Stock. Dank des kleinen Lifts für 3 Personen ist es kein Problem, das Gepäck nach oben zu befördern.
Von hier haben wir einen schönen Blick über die Dächer von Brügge – zumindest Dieter (fidelis45); ich sehe nur den Himmel und ein paar Bäume des nahegelegenen Astridparks.

Schnell sind die Koffer ausgepackt und wir treffen uns im Foyer des Hotels, dessen Interieur dem alten Herrenhaus gerecht wird.

In wenigen Schritten sind wir inmitten des lebhaften Zentrums.

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Brügge - wir sind da !

Brügge, die Hauptstadt von Westflandern, ist eine überschaubare Stadt mit knapp 120.000 Einwohner. Sie liegt nur 15 km von der Küste entfernt und ist durch einen Kanal mit Zeebrugge verbunden. Die Stadt wurde bereits im 8. Jahrhundert erwähnt, als der erste Graf von Flandern Boudewijn, 862 eine Festung gegen die normannischen Invasionen errichten ließ. Im 13. Jahrhundert nahm Brügge eine führende Rolle innerhalb der Hanse ein.

Das Stadtbild mit seinen zierlichen Stufengiebeln, Türmchen und Winkelgässchen hat sich seit dem späten Mittelalter kaum verändert. Historische Bauwerke, Kirchen, Museen, romantische Kanäle, malerische Patrizierhäuser, schmale Gässchen - ein Schmuckkästchen. Und wären nicht die Scharen von Touristen, die sich durch die Straßen wälzen, glaubte man sich in vergangene Jahrhunderte zurückversetzt.

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Vorbei am Fischmarkt (Vismarkt) gehen wir zur Burg (de Burg). Die langgestreckte gotische Fassade: Das Rathaus. Als es im 14. Jahrhundert gebaut wurde, war Brügge eine der reichsten und am dichtesten bevölkerten Städte Europas und gehörte zu den führenden Hansestädten. In den Lagerhäusern am Hafen stapelten sich kostbare Stoffballen und Säcke mit teuren Gewürzen. In dieser Zeit entstanden nicht nur wunderschöne Kaufmannshäuser, sondern mit dem Kaufmannshaus der Familie van der Beurze auch das erste Börsengebäude der Welt. Vor allem der Tuch- und der Weinhandel florierten.
Nach Versandung der Fahrrinne der Zwirn im 16. Jahrhundert, der die Lebensader Brügges war und die Stadt mit der Nordsee verband und dem rückläufigen Tuchhandel, verlor die Stadt ihre Vormachtstellung. Brügge verarmte regelrecht und musste seine führende Position in Flandern an Antwerpen abgeben. Stadtrechte wurden eingeschränkt, bauliche Veränderungen aus Geldmangel kaum vorgenommen. Es gab so gut wie keine Neubauten oder Gebäudeabrisse. Sicherlich mit ein Grund, weshalb Brügge über diese imposante, zusammenhängende Altstadt verfügt.
Erst im 20. Jahrhundert setzte ein neuer Aufschwung ein. Im Jahr 2000 wurde die Altstadt von Brügge durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und war 2002 europäische Kulturhauptstadt.

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Das Rathaus verfügt über wunderschöne Reliefs und Statuen aller flandrischen Grafen. Von hier wird Brügge seit vielen hundert Jahren geführt und verwaltet.

Daneben, in einem Winkel des Burgplatzes steht eines der ältesten Bauwerke der Stadt, die Heilig-Blut-Basilika. Sie wurde in der ersten Hälfte des 12. Jh. unter dem Grafen Dietrich von Elsaß gebaut und hatte wahrscheinlich ursprünglich die Funktion einer gräflichen Kapelle. Die Kapelle wurde dem Heiligen Basilius geweiht, dessen Reliquien – vier Wirbel – im Jahre 1100 nach Brügge gebracht wurden. Graf Dietrich ließ im romanischen Stil eine Doppelkapelle bauen, wovon die obere während der französischen Revolution zerstört wurde. Die untere Kapelle ist in ihrem reinen romanischen Stil unangetastet geblieben. In der Seitenkapelle ist die Reliquie des Heiligen Blutes ein Anziehpunkt für viele Touristen, die für einen Obolus von 1,50 € die Reliquie berühren können. Wir besichtigen die Heilig-Blut-Basilika am Samstag.

Auf dem „Grote Mark“, dem Marktplatz, bilden die dicht an dicht stehenden Gebäude mit rötlichen, neogotischen Fassaden eine farbenfrohe Kulisse. Es ist der zentrale Treffpunkt. Hier warten Kutscher mit Pferden auf Kundschaft, starten Touristikbusse zu ihren Rundfahrten und findet am Samstag der Brügger Triatholon 2011 statt. Davon zeugen die Bühnen und Absperrungen. Ein Café und Restaurant steht neben dem anderen. Mitten auf dem Platz erinnert das 1887 aufgestellte Denkmal an die Volkshelden Jan Breidel und Pieter de Conink, die anno 1302 den Aufstand der Brügger Bürger gegen die Franzosen anführten. Die Ostseite des Marktes prägt das neogotische Provinzialratsgebäude mit den Amtsräumen und der Amtswohnung des Gouverneurs von West-Flandern.

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Wahrzeichen des Marktes ist der 83 m hohe Belfried (Belfort), der die alten Tuchhallen krönt, in der jene kostbaren Stoffballen gehandelt wurden, welche die Stadt einst reich machten. 366 Stufen führen auf die Aussichtsplattform, von der sich eine der schönsten Blicke auf Brügge bieten soll. Auf dem Weg nach oben kommt man am kostbaren Glockenspiel, dem „Carillon“ mit seinen 47 Bronzeglocken vorbei, das wir in den kommenden Tagen oftmals hören können. Zwischen 7 und 21 Uhr erklingen viertelstündlich wechselnde Melodien.
Belfriede, wie jener in Brügge, gehörten im Mittelalter zu den wichtigsten Profanbauten. Die schlanken und hohen gotischen Glockentürme wurden in der Regel von den Zünften finanziert und dienten als städtisches Aushängeschild, als Wachturm oder zum Ausrufen öffentlicher Angelegenheiten. Die meisten Belfriede stehen heute unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes.

In der Steenstraat findet sich ein Geschäft neben dem anderen, darunter zahlreiche Confiserien. Für Süßmäuler ist Belgien "das" Paradies. Die meisten Schokoladengeschäfte - es soll allein in Brügge mehr als 50 geben - gehören zu großen Ketten wie Leonidas oder Godiva. Dazwischen finden sich immer wieder kleine Schokoladenmanufakturen.

Eine Zeitlang drücken wir uns die Nase an den Schaufenstern platt, aber wir können natürlich nicht widerstehen - wie die Bilder zeigen.

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Dieter erwischt mich beim Aussuchen der besten Pralinen.

In der Steenstraat steht die älteste, neoromanische Bischofskirche der Stadt, St. Salvator. Wir können sie leider nicht besichtigen; sie wird momentan restauriert. Zu ihren Schätzen gehören zahlreiche Gemälde und Gobelins mit Szenen aus dem Leben Christi, eine Barockorgel aus dem frühen 18. Jh. bischöfliche Grabmäler und ein geschnitztes Chorgestühl aus der Mitte des 15. Jh.
Unser Ziel ist der große Platz t'Zand. Die Touristeninformation befindet sich im stattlichen Konzertgebäude (Concertgebouw), das anläßlich des Kulturhauptstadtjahres 2002 gebaut wurde. Nachdem wir uns mit Stadtplänen eingedeckt haben, suchen wir uns ein Restaurant für den Abend. Es ist gar nicht so einfach, das Richtige zu finden. Wir studieren die Speisekarten und entscheiden uns für ein Lokal, in dem es flämische Spezialitäten gibt. Mit Hühnchen oder Rindfleisch in leckerer Soße mit einem Schuß Bier, einer Salatbeilage und den leckeren belgischen Pommes, die als die besten der Welt gelten, stillen wir unseren Hunger und auch das belgische Bier schmeckt uns so gut, daß wir es nicht bei einem Glas belassen.

Auf dem Weg ins Hotel nehmen wir noch einen Absacker in einer verrauchten Bar. Die alte Wurlitzer Jukebox schafft den passenden Rahmen und bei einem Glas Wodka Lemon beschließen wir den ersten Tag in Brügge.

Nach einem reichhaltigen Frühstück im Speisesaal, der den Charme des 18. Jhs. versprüht (Stuck und ein Kristall-Lüster an der Decke, ein offener Marmor-Kamin und Stühle, in denen man förmlich versinkt) beginnen wir unseren zweiten Tag mit einer Bootsfahrt durch die Grachten von Brügge. Immerhin nennt sich Brügge „Venedig des Nordens“ – was also liegt näher, als die Stadt per Boot kennenzulernen. Auf dem Fischmarkt hat der Tag schon begonnen – es riecht nach Fisch.

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Sigrid, Hilmar und Dieter warten auf das Boot

An der Anlegestelle herrscht noch Ruhe und wir müssen nicht lange auf eines der schmalen Boote warten. Da wir die ersten sind, die einsteigen, können wir uns unsere Plätze aussuchen. Dieter, Uschi, Sigrid und Hilmar sitzen hinten, Ute, Klaus und ich in der Mitte auf den Stühlchen.

Eine halbe Stunde genießen wir die Impressionen der Stadt Brügge vom Wasser aus. Vorbei an den hinteren Fronten der schmalen Backsteinhäuser geht die Fahrt, kreuz und quer durch die Reien, wie die Kanäle in Brügge heißen. Das Wort bezieht sich auf den Fluss „Reie“, der im Mittelalter kanalisiert wurde.

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Die Boote sind nicht überdacht – das bekommen wir zu spüren, als dunkle Wolken aufziehen und uns ein Regenguß ereilt. Gut beschirmt überstehen wir ihn – kurze Zeit danach strahlt die Sonne. Der Fahrer erklärt die Sehenswürdigkeiten leider nur in flämisch, französisch und englisch – deutsch gehört nicht zu seinem Repertoire.
Unterwegs müssen die Großgewachsenen ab und zu die Köpfe einziehen. Denn die etwa 80 Brücken sind teilweise ganz schön niedrig. Die ältesten Brücken aus dem Mittelalter sind die Meebrug und die Peerdenbrug.

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Vor uns sehen wir die Poortersloge (Bürgerloge). Das wunderschön verzierte Gebäude aus dem 15. Jh. diente im Mittelalter als Bürger- und Versammlungshaus. Später war hier die Brügger Akademie untergebracht.

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Schon von weitem sehen wir den imposanten Backsteinturm der Liebfrauenkirche. Mit seinen 122 m ist er um einiges höher als der Belfried am Markt. 1210 wurde mit dem Bau begonnen und im 14. und 15. Jh. erweitert. Karl der Kühne und seine Tochter Maria von Burgund liegen hier begraben. Im rechten Seitenflügel ist Michelangelos „Madonna mit dem Kind“ zu bewundern. Die lebensgroße Skulptur aus Marmor war eigentlich für den Dom von Siena bestimmt. Ein Brügger Kaufmann kaufte das Schmuckstück für 100 Dukaten und brachte es nach Flandern.

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Die Boote fahren bis zum Minnewatersee, einem kanalisierten See. Hier floss der Fluss Reie in die Stadt. Später wurde der Fluss kanalisiert und der daraus entstandene See für die Wasserversorgung verwendet und auch dafür, das Wasser der Kanäle auf einem einheitlichen Niveau zu halten. Stolze Schwäne liegen am Ufer – ein idyllischer Platz.

Unweit vom Minnewaterpark befindet sich der Beginenhof. Er ist ein architektonisches Ensemble kleiner weißer, um einen großen Innenhof gescharter Häuschen. Heute wird es von Benediktinerinnen bewohnt, nachdem 1930 die letzte Begine starb. Die Beginen waren keine Nonnen, sondern unabhängige Frauen. Sie lebten im Beginenhof allein oder in kleineren WGs, gingen beruflichen Tätigkeiten nach und konnten das Kloster jederzeit wieder verlassen. Gegründet wurde das Stift 1245 von Margareta von Konstantinopel für verwitwete und unverheiratete Frauen.

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Nach knapp 30 Minuten sind wir wieder an der Anlegestelle und schlendern zur Burg und weiter zum Markt. Hier erwischt uns erneut ein heftiger Regenschauer. Genau im richtigen Moment hält der Touristenbus neben uns und nachdem die Fahrgäste ausgestiegen sind, läßt uns der Fahrer einsteigen. Wir müssen zwar noch 15 Minuten bis zur nächsten Abfahrt warten, aber es ist uns egal: Hauptsache, wir sitzen im Trockenen.
Die einstündige Rundfahrt kostet 14,50 € und vermittelt dank des Audioguide in deutscher Sprache eine umfassende Information über die Sehenswürdigkeiten von Brügge. Wegen des immer wieder einsetzenden Regens können wir nicht fotografieren; die Regentropfen auf den Scheiben stören zu sehr.

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Als die Kutsche mit dem Brautpaar vor dem Rathaus vorfährt, regnet es noch nicht. 5 Minuten später schüttet es wie aus Kübeln.

Über eine malerische Brücke, die nach dem Heiligen Nepomuk benannt wurde – seine Statue ist auf der Brücke zu sehen - fahren wir durch das frühere Lepraviertel, vorbei an den kleinen Godshus (Gotteshäuser), der Alten Brauerei zum Beginenhof. Das Sint-Jan-Hospital war ehemals eine Herberge mit integrierter Apotheke und einem Krankenhaus. Es war bis 1978 in Betrieb. Heute ist dort die Hans Memling-Ausstellung mit seinen berühmtesten Werken, wie die mystische Vermählung der Heiligen Katharina sowie der Ursula-Schrein, der zu den sieben Weltwundern der Malerei gehört.

Weiter geht es zur Liebfrauenkirche und den drei Museen Gruuthuse, Brangwyn und Groeninge. Das Gruuthuse-Museum beherbergt die Sammlung von Skulpturen, Gemälden, Teppichen, Silber- und Textilarbeiten. Im Brangwyn-Museum sind die berühmten Spitzen zu bewundern. Als das einst so glanzvolle Handelszentrum verarmt war, lebte die Hälfte der Bevölkerung von Almosen. In jener Zeit klöppelten hier mehr als 10.000 Frauen für einen Hungerlohn Spitze. Heute kommt die in den Geschäften angebotene „Brüsseler Spitze“ meist aus China. Um das alte Handwerk nicht aussterben zu lassen, gründete man 1970 in Brügge das sog. Kantzentrum, in dem das traditionelle Klöppeln Besuchern gezeigt und gelehrt wird. Wer möchte, kann im Sommer einen Workshop besuchen und die Kunst des Klöppelns erlernen.
Vom Bus aus können wir einen Blick in den Königin Astridpark werfen, einem in englischem Stil gehaltenen Botanischen Garten.

Vorbei am Fischmarkt, der 1745 überdacht wurde – in der Nähe liegt unser Hotel – fahren wir zum Grünen Kanal (Groene Reie), einem der schönsten Känale Brügges und danach an der Bürgerloge (Poortersloge) mit den vielen schönen Türmchen vorbei, die wir schon vom Boot aus gesehen haben, und dem mittelalterlichen "Tollhuis" (Zollhaus) zum Theater, vor dem das Papageno-Denkmal steht.
Am Theaterplatz befand sich früher das Hansequartier. Im „Huis van der Beurze“ wurden die Geschäfte gemacht, Kaufleute konnten Quartier beziehen und ihre Handelswaren zwischenlagern. Da van der Beurze auch als Makler tätig war, wurde sein Name schon bald zum Synonym für einen Ort des Geldes, Waren- und Wertpapierhandels, der „Börse“.
Der Bus fährt vorbei am Denkmal Jan van Eyck. Er lebte ab 1433 in Brügge, wo er 1441 verstarb. Das bekannteste Werk des wohl bedeutendsten Vertreters der altniederländischen Malerei ist der monumentale Genter Altar, der um 1435 fertig gestellt wurde.

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Der Fischmarkt - heute werden hier nur noch wenig Fische angeboten, es ist eher ein Flohmarkt mit Nippes und Souvenirs

Als wir am Kanal, der nach Damme führt, vorbeifahren, erklingt aus dem Kopfhörer die melancholische Stimme von Jacques Brel, der die flämische Landschaft in seinen Chansons besingt.

Im früheren Arbeiterviertel, in dem die kleinen Häuser liebevoll restauriert wurden, bekommen wir erzählt, dass es Ende des vergangenen Jahrhunderts 40 Kneipen in diesem Viertel gab.
Als der Bus entlang des Stadtwalls fährt, sehen wir noch einige der 27 Windmühlen, die es ehemals in Brügge gab.

Der Weg führt vorbei an der Jerusalem- und Sankt- Anna-Kirche, zwei spätgotische Kirchen. Schließlich erreichen wir wieder die Burg und den Marktplatz.

Während der einstündigen Rundfahrt hat es mehrfach heftig geregnet und kaum sind wir ausgestiegen, können wir wieder den Schirm öffnen. Wir flüchten uns in die „Craenenburg“, in dem sich eine Brasserie befindet. Das Haus wurde 1956 rekonstruiert. Der Name von Haus Craenenburg – so erzählt das Tisch-Set - geht auf den ersten bekannten Bewohner aus dem 14. Jahrhundert zurück. Historisch belegt ist, daß hier 1488 der deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. von Österreich mehr als drei Monate gefangen gehalten wurde.

Ich stärke mich mit einem „Pannekoken“, einer dünnen Crepe mit frischen Erdbeeren.

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Nach dem Essen wollen wir die Liebfrauenkirche besichtigen. Den Weg zu finden, ist nicht so einfach. Erst die Befragung von Hilmar führt uns auf die richtige Fährte.

Wir erreichen schließlich den Rozenhoedkaai, eine der schönsten Stellen Brügges. Von hier starten viele Besucher zu den Bootsrundfahrten und es wimmelt von Touristen. Vorbei an den drei zuvor beschriebenen Museen sehen wir schon von weitem den imposanten Turm der Liebfrauenkirche.

Mit dem Bau der „Onze Lieve Vrouwekerk“ wurde 1210 begonnen. Der 122 m hohe Kirchturm entstand zwischen 1270 und 1350.

Mein Weg führt mich in das rechte Seitenschiff zur „Madonna mit dem Kind“, eine weiße Marmorstatue von Michelangelo. Vor der Skulptur wimmelt es von Touristen mit Kameras.

Im Chor hinter dem Lettner ist ein Silberschrein des Heiligen Bonifatius zu sehen und mehrere sehenswerte Exponate des Kirchenschatzes. Hier stehen auch die Prunkgräber von Maria von Burgund und deren Vater Karl dem Kühnen.

Nach der Besichtigung der Kirche gehen Dieter und ich zurück zum Hotel, um uns für den Abend etwas auszuruhen.
Um 18 Uhr treffen wir uns an der Rezeption und der nette „Manager“ empfiehlt uns ein Grill-Restaurant, das nicht weit entfernt zu finden ist.
Über eine schmale Stiege geht’s nach oben. Wir bedauern die Bedienung, die Getränke und Essen über diese steile Treppe nach oben befördern muß – entdecken aber in der Ecke einen Essensaufzug. Die junge Frau ist die Hühnerleiter jedoch gewohnt, das erkennen wir am schnellen Klack-Klack ihrer Absätze auf den Stufen.

Die Speisekarte gibt’s nur in flämisch. Die Bedienung überreicht uns eine einzige deutsche Karte, die aber so schlecht übersetzt ist, daß wir wieder auf die flämische Karte zurückgreifen. Die Hälfte von uns entscheidet sich für Kalbssteak mit grünem Spargel, Salat und Pommes, Hilmar nimmt Spanferkel und Ute und Sigrid entscheiden sich für Wolfsbarsch. Als „Vorspeise“ bekommen wir ein Tellerchen mit einem halben Matjes auf Ruccola-Salat serviert. Das Bier schmeckt, das Essen ebenfalls.

Gegen 21.30 Uhr entschließen wir uns, das Ende des Brügge Triathlon, der an diesem Tag/Abend stattfindet und seinen Abschluß auf dem Marktplatz hat, anzuschauen. Unterwegs applaudieren wir und feuern jeden Läufer an, der sich mehr oder weniger durch die letzten Runden kämpft.
Den Absacker nehmen wir an diesem Abend in einem Pub zu uns.
Am Sonntag stehen die Zeichen auf Abschied. Nach einem ausgiebigen Frühstück wird gepackt. Danach spazieren wir noch eine Stunde durch die Altstadt, ehe uns die Taxis zum Bahnhof fahren. Nach fast 6 Stunden sind wir wieder zu Hause.

Drei Tage Brügge reichen aus, um die Altstadt kennenzulernen. Ich hätte mir gerne noch die Museen und den Beginenhof angeschaut und eine Kutschfahrt unternommen. Aber vielleicht komme ich irgendwann wieder nach Brügge.

Mehr Fotos von fidelis45 und Rose56 von Brügge kannst Du Dir hier anschauen.

(eingestellt am 22.6.11)

Autor: Feierabend-Mitglied

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