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Auf dem deutschen Jakobsweg von Speyer nach Landstuhl

Am 6. Oktober war mein letzter Arbeitstag, mein Blutdruck spielte verrückt. Nachdem ich einen Arzt konsultiert hatte, der mir versicherte, das alles in Ordnung sei, entschloss ich mich spontan den nördlichen Pilgerweg von Speyer nach Hornbach zu laufen. Der Rucksack war schnell gepackt, die Wanderstiefel an, und das Abenteuer konnte beginnen.

Mit dem Zug war ich nach ca. einer Stunde in Speyer. Mein Nachtquartier war schnell gefunden, das Bistumshaus in der Nähe des Doms. Bei einem abendlichen Bummel konnte man fast südländisches Flair spüren, und bei Kerzenschein und einem Gläschen Wein den Abend genießen.

Am Morgen nach einem reichlichen Frühstück besorgte ich mir erstmal das Buch “Der Pfälzer Jakobsweg”. Jetzt konnte die Wanderung beginnen. Der Wettergott war mir wohlgesonnen und begleitete mich mit idealem Wanderwetter.

Speyer Dom

Zuerst ging es von Speyer nach Dudenhofen, danach durch den Auwald. Lange Strecken begegnete mir niemand. Meine Begleitung war der Speyerbach, der leise plätscherte. Ab und zu entdeckte ich Pilzsammler. Ihre Körbe waren voller Steinpilze. Das Wasser lief mir im Mund zusammen, und ich merkte, dass ich hungrig war. Gott sei Dank hatte ich in meinem Rucksack noch einige Müsliriegel.

Frisch gestärkt wurden beim Weiterlaufen meine Sinne von einem prächtigen Farbenspiel verwöhnt. Es erinnerte mich stark an “Indian Summer“. Der Wegesrand war mit herrlichen Fliegenpilzen gesäumt. Plötzlich meldete sich mein kleiner rechter Zeh. Der Fersensporn wollte auch mitreden, ebenso allerlei Muskeln in den Beinen.

Der Rucksack wurde tonnenschwer, aber mein erstes Etappenziel Neustadt vor Augen, ließ es mich aushalten.

Nach 28 km ging ich als erstes in eine Apotheke, in der ich diverse Cremes und Gels erstand, die das Weiterwandern erleichterten. Am Abend bummelte ich über den Weinmarkt und zum krönendem Abschluss belohnte ich mich mit einer Pfälzer Spezialität: dem Saumagen.

Am nächsten Morgen trat ich frisch gestärkt die weitere Wanderung an. Elmstein war mein Ziel. Nach ca. 9 km erreichte ich Lambrecht, das ehemalige Zentrum der pfälzischen Tuchmacherei. Der Speyerbach begleitete mich weiterhin durch das Elmsteiner Tal, einem romantischen von Burgen gesäumten Weg. Nebelbänke ließen einen Teil des Weges an einen Gespensterwald erinnern. Das Knacken der Äste und selbst das Fallen der Blätter war mir so unheimlich, dass ich mich manchmal umdrehte, ob ich wirklich ganz alleine war und kein Mensch weit und breit. Aufgeschreckt in meinen Gedanken wurde ich durch das Klingeln eines Mountainbikers, dessen fröhliches Hallo mich richtig erfreute.

Kurz darauf sah ich die Dächer von Appenthal, einem Vorort von Elmstein. Mit dem Ziel vor Augen wurden die letzten Kräfte mobilisiert, die mich in das Dorfgasthaus brachten. Bei einem guten Glas Pfälzer Rotwein erzählte ich dem italienischen Gastwirt von meiner schaurig schönen Wanderung. Er fand das ziemlich mutig und empfahl mir, mich auszuruhen und ein gutes Pfälzer Gericht aus seiner Speisekarte auszusuchen. Ich entschied mich für Leberklöße und Sauerkraut. Zum Abschluss bekam ich einen selbstgebrannten Pflaumenschnaps, der sehr lecker schmeckte.

Danach wollte ich nur noch schlafen. Die Treppen zum ersten Stock waren für meine Muskeln eine Herausforderung. Eine warme Dusche und Einreiben verhalf zur Entspannung und einem tiefen Schlaf. Am Morgen nach dem Frühstück traf ich die Entscheidung, eine Wegstrecke mit dem Bus zu fahren.

Landstuhl
Landstuhl

In zwei Etappen fuhr ich nach Gelterswoog, um von dort das nächste Ziel Landstuhl und die Mammutbäume zu erreichen. Vom Hotel Gelterswoog ging ich in Richtung Forsthaus Steigerhof und weiter an Bann vorbei, um bei Sonnenschein auf der Burg Nanstein anzukommen. Der Blick in die Ebene des Landstuhler Bruchs war traumhaft schön. Weiter ging’s talwärts nach Landstuhl. Auf dem Markt konnte ich mich mit leckerem Obst und Säften stärken. In der nahen Information bekam ich sogar einen Stempel in den Jakobspass.

Danach wanderte ich in Richtung Bahnhof wo es kurz davor links zum Fleischhacker Loch ging. Immer bergauf kamen meine Stöcke heute schon das zweite Mal zum Einsatz. Der Weg wurde immer enger und steiler. Dieses Stück der Wanderung erforderte hohe Konzentration, da die Wege feucht und von unzähligen Wurzeln durchzogen waren.

Fleischhackerloch
Fleischhackerloch

Außerdem gab es viele Felsen und Steine über die man klettern oder laufen musste. In diesem Abschnitt erlebte ich wieder die ungeheure Stille und Abgeschiedenheit in einer großartigen Natur. Am Ende des Fleischhacker Lochs angekommen, war ich richtig glücklich ca. 20 junge Amerikaner zu sehen, die mit Landkarte diese Route entgegengesetzt wanderten. Meine Gedanken schweiften voraus, nur noch 8 km bis zu den Mammutbäumen. Dazu musste ich die A62 überqueren und bergauf und bergab durch den Wald marschieren. Endlich sah ich die Mammutbäume direkt an der Landstraße. Stolz und schön ragten sie in den Himmel, ein Naturdenkmal und das im Pfälzer Wald.

Nun stand ich vor der Entscheidung 9 km weiter zum nächsten Ort, oder 8 km zurück, um eine Übernachtung zu finden. In meiner Überlegung sprang freudig bellend ein Hund um mich herum. Er gehörte einem älteren Herrn der fragte, wo ich noch hin wollte. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte, dass er Lehrer war und in Pension ist. Er wusste nicht genau, ob es im nächsten Ort eine Übernachtungsmöglichkeit gab, aber er bot mir an, mich ein Stück zu einem Vorort von Landstuhl mitzunehmen, wo er zwei Hotels kannte.

Nach 20 km Fußmarsch stand mein Entschluss fest: Ich fuhr ein Stück mit, und übernachtete im Hotel Pfeffermühle. Am Abend bei einem guten Gläschen Wein gab es eine hervorragende Pizza, danach war schlafen angesagt. Morgens nach dem Frühstück beschloss ich nach Hause zu fahren.

In drei Tagen 72 km durch wunderschöne Natur war vorerst mal genug, mein Kopf war wieder frei und ich war glücklich, dass ich wenigstens einen kleinen Teil des Weges geschafft hatte. Die ganze Strecke von Speyer bis Hornbach beträgt nämlich ca. 150 km.


(eingestellt am 29.11.2008)

Autor: gritle

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