Mit Papenburg bringt man unwillkürlich die Meyer-Werft und die Kreuzfahrt- schiffe in Verbindung. Aber in Papenburg und Umgebung gibt es viel mehr zu entdecken als die Ozeanriesen, blättert man die Seiten der Tourismus- Info durch. So stieß ich unter der Rubrik "Erholung und Genuß" auf die Orchideenfarm Kasten.
Dort heisst es: "Einen Besuch der Orchideenfarm Kasten dürfen sich Blumenfreunde auf keinen Fall entgehen lassen: Auf einer Fläche von rund 8000 Quadratmetern gedeihen tausende von Orchideen in allen Wachstumsphasen und Farben. Erfahren Sie bei einer spannenden Führung alles über die Aufzucht und Pflege der "Königin der Blumen." Daraufhin vereinbarte ich mit Frau Kasten einen Besichtigungstermin für den 14.03. um 14.00 Uhr.
Damit sich auch die weite Anreise (1 Std. 45 Min.) der Schilliger lohnte, reservierte ich einen Mittagstisch um 12.30 Uhr im Restaurant Gutshof. Das Haus liegt direkt am Golfplatz von Papenburg und ist nicht weit von der Orchideenfarm entfernt. Wir waren alle gut drauf, als wir uns auf dem Gelände des Gutshofes trafen und freuten uns, dass trotz des neuerlichen Wintereinbruchs die Sonne schien.
Von den täglich wechselnden Tagesgerichten wurde für diesen Tag saftiger Schweinebraten mit Blumenkohl und Klößen angeboten. Für dieses Gericht hatten sich alle Teilnehmer schon im Vorwege entschieden und somit konnte das Mahl zum Sattessen serviert werden.
Davon machten wir natürlich reichlich Gebrauch und ließen es uns gut schmecken. Beim Anblick der Kartoffelklöße bemerkte Paul: "Man sieht, dass wir auf einen Golfplatz sind.."
Wir haben uns im Gutshof sehr wohlgefühlt und auf der hompage des Hauses wurde nicht zuviel versprochen wie angenehme Atmosphäre, hervorragender Service und gute Küche.
Als wir das Restaurant verließen, kam Cira auf uns zu. Sie wohnt in Papenburg und nutzte die Gelegenheit, mal an einem Treffen bzw. an der Führung in der Orichdeenfarm teilzunehmen.
Als wir gegen 14.00 Uhr bei der Orchideenfarm ankamen, warteten Karin, Axel und Renate auf uns, die vormittags erst einen anderen Termin wahrnehmen mußten und somit nicht am Mittagessen teilnehmen konnten.
Im Ausstellungs- und Besuchergewächshaus wurden wir sehr herzlich von Herrn Ralf Engeln, der zusammen mit seiner Lebenspartnerin Frau Martina Kasten die Orchideenfarm betreibt, begrüsst. In einem Gespräch mit ihm erfahre ich, dass er Betriebswirtschaft studiert hat und einen verantwortungsvollen und stressigen Job hatte, bevor er Martina Kasten kennenlernte. "Durch sie wurde ich zum Orchideengärtner und kann mir beruflich nichts Schöneres mehr vorstellen", sagte er.
Er führte uns durch die Gärtnerei mit tausenden von herrlich blühenden Orchideen zu einer bestuhlten Ecke, wo wir Platz nahmen.
Zuerst erzählte uns Herr Engeln einiges über die Historie der Orchideenfarm. Diese wurde 1968 von Herbert Kasten gegründet und hat sich auf die Gattung Phalaenopsis spezialisiert, deren Rispen bis zu 30 schmetterlingsähnliche Blüten tragen können. Mehr über die Geschichte könnt ihr hier nachlesen.
"Das sind 40 Jahre Erfahrung und sichern die hohe Qualität der wohl beliebtesten Orchidee Phalaenopsis, die in unserer Gärtnerei auf ca. 8000 m² Fläche mit viel Liebe und Engagement kultiviert wird."
Man merkt Herrn Engeln die Begeisterung für die Orchideenzucht an, als er davon spricht, dass es noch heute es eine Wissenschaft für sich ist, die Orchideen zu kultivieren und zu vermehren. Mindestens 4 Jahre dauert es, bis die einzelne Pflanze zur Verkaufsreife herangewachsen ist.
Sehr unterhaltsam erklärt Herr Engeln uns das Bestäuben der Blüten, um neue Samen zu gewinnen. Er hält eine Pipette hoch, damit wir diese sehen können und demontriert uns an einer Blüte, wie er die goldgelben Pollen auf die klebrige Narbe setzt und erläutert, dass sich die Narbe bald verschließt, wird dicker und verblüht. Die Pollen gelangen durch den Pollenschlauch in den Fruchtknoten. Innerhalb der nächsten Wochen ist die Pflanze befruchtet. Das Heranreifen der Samen kann zwischen 2 und 9 Monate dauern. Die Samenkapseln fallen zu Boden fallen und platzen auf.
Aufmerksam hören wir zu, dass das Saatgut kein eigenes Nährgewebe besitzt, um zu keimen. In der Natur ist es auf Bodenpilze angewiesen, die es mit Nahrung versorgt. Nach intensiver Forschung gibt es heute Nährböden, die alle erforderlichen Nährelemente erhalten. Herr Herbert Kasten hat jahrelang getüfftelt, bis er eine spezielle Rezeptur für Nährböden entwickelt hatte. Im Labor der Orchideenfarm wird die Saat auf diesen Nährböden unter sterilen Bedingungen aufgebracht und in Glasflaschen gesetzt, die dann verkorkt werden. Darin können sie vor gefährlichen Keimen geschützt heranwachsen. Damit die Sämliche sich gegenseitig nicht in ihrer Entwicklung behindern, werden sie noch zweimal umgelegt. Das erste Mal nach 6 Monaten, das zweite Mal nach weiteren 6 Monaten, wenn sich Wurzel und Spross gebildet haben.
In der Endphase befinden sich ca. 25-30 Planzen in einer Flasche. Wenn sie gross genug sind, werden die Pflanzen vorsichtig aus den Flaschen genommen und in ein Orchideensubstrat aus feiner Pinienrinde auspikiert. Um die schwachen Pflanzen langsam an die unsterilen Lebensbedingungen zu gewöhnen, müssen sie bei hoher Temperatur (ca. 28° C) und hoher Luftfeuchtigkeit (70-80 %) gehalten werden.
Nach weiteren 6-8 Monaten werden die Pflanzen in 12 cm Töpfe gesetzt. Das Substrat besteht aus den gleichen Bestandteilen, nur die Rinde ist etwas grober. Die Töpfe sind leicht durchsichtig, um Licht an die Wurzeln zu lassen, was sich positiv auf das Wurzelwachstum und somit auch auf die Pflanzenentwicklung auswirkt.
Nach einer Wachstumsphase von 12 Monaten werden die Pflanzen einer Kühlphase unterzogen (ca. 18° C). Dadurch wird die Blüte ausgelöst und die Pflanze kann nach weiteren 3 Monaten verkauft werden.
"Die Holländer haben Orchideen zu einer Massenware gemacht" sagt Herr Engeln. "Wer in Massen produziert, muss aber Abstriche bei der Qualität hinnehmen" und er betont mit Überzeugung, dass die aus Sämlingen gezogenen Pflanzen in seinem Betrieb robuster und schöner seien als ihre geklonten Verwandten, die in die Regale der Bau- und Supermärkte gelangen. Die Großgärtner in den Niederlanden vermehren Orchideen millionenfach. Dabei entnehmen sie bestimmten Pflanzen Triebspitzen, die ebenfalls unter sterilen Bedingungen auf einen Nährboden kommen. Die auf diese Weise vermehrten Pflanzen entsprechen genetisch zu hundert Prozent der Mutterpflanze. Vorteil des Klonens ist, dass sehr viel mehr Orchideen in sehr viel kürzerer Zeit zur Verkaufsreife gebracht werden können.
Die Orchideenfarm Kasten liefert nicht mehr an Großabnehmer, das würde sich nicht mehr lohnen und vermarktet deshalb ihre Orchideen seit einigen Jahren direkt in ihrem Ausstellungs-Gewächshaus. Besonderes gut geht das Geschäft, wenn die Busse, die zur Meyer-Werft fahren, einen Abstecher zu ihrem Betrieb machen. Mittlerweile ist die Farm ein touristischer Anziehungspunkt in Papenburg geworden.
Am Ende seines Vortrags gab Herr Engeln uns ein paar nützlich Tipps zur Pflege der Orchideen, wie Standort, Temperatur, Gießen, Düngen usw. Die Anleitung ist detailliert hier aufgeführt.
die tollen Bilder bestaunen,
die unser Fotograf Friedel (dolomiti)
von den wunderschönen Orchideen
im Gewächshaus sowie
im Ausstellungsgebäude
gemacht hat:
Orchideen begeistern, nicht nur die Botaniker, sie finden immer mehr Liebhaber und es gibt in vielen Häusern und Wohnungen fast keine Fensterbank mehr, wo man sie nicht findet. Denn ihre Schönheit wird durch die unkomplizierte Haltung perfektioniert.
Etwa 1000 Gattungen mit bis zu 30.000 Arten werden von den Botanikern anerkannt. Keine andere Planzenfamilie hat ein solches Spektrum, was Formen und Farben der Blüten anbelangt. Die Größe der Blüten variiert von einigen Millimetern bis zu 20 Zentimetern und mehr. Viele Blüten sind mehrfarbig.
Die Züchtungen, die der Handel anbietet, stammen größtenfalls von Pflanzen ab, die in den Tropen wachsen. Mehr als die Hälfte der tropischen Orchideen siedeln auf Bäumen und entwickeln Luftwurzeln. Sie besitzen Besonderheiten, um mit den widrigen Bedingungen wie Trockenheit und Nährstoffmangel im Kronenraum zurechtzukommen.
Die erste von Menschen gekreuzte Orchidee entfaltete ihre Blüten anno 1856 in der westlichen Welt. Etwa hunderttausend Orchideenhybriden gibt es bisher. Viele sind das Ergebnis von Züchtungen, die Arten aus weit voneinander entfernten Regionen miteinander verpaarten. Kein Wunder, dass Orchideen den Ehrgeiz von Botanikern entfachte, wie zum Beispiel Herbert Kasten, der zum anerkannten Orchideen-Experten wurde.
So wachsen in den Treibhäusern der Orchideenfarm Kasten tausende Pflanzen der Gattung Phalaenopsis heran. Die Farbenpracht leuchten vom zarten Violett bis zum strahlenden Weiß.
Es gibt auch solche, die grünlich-gelbe Grundtöne mit Lila kombinieren. Mal ist die Phalaenopsis fein gemustert mit Streifen oder mit Streifen oder sie ist mit farbigen Tupfen übersät.
Kein Wunder, daß Orchideen zu Pflanzen gehören, die durch Form und Farbe der Blüten eine besondere Faszination ausüben; sie ist inzwischen die beliebteste Zimmerpflanze geworden - der Frauenschuh und die Phalaenopsis führen die Verkaufsränge an.
Der Gelbe Frauenschuh ist eine der prächtigsten wildwachsenden Orchideenarten Europas und steht in allen Ländern unter strengstem Schutz. Zur Orchidee des Jahres 2010 wurde der Frauenschuh "Cypripedium calceolus“ gewählt, der zweifellos als unsere attraktivste heimische Orchidee bezeichnet werden kann
dass sie für einige Zeit
trotz Kälte unbeschadet
im Auto bleiben konnten.
Nach ca. 10 Minuten Fahrt
erreichten wir den
Hauptkanal rechts, Haus Nr. 13:
Das "Alte Amthaus" im Papenburger Stadtteil Untenende ist das älteste Gebäude der Stadt und beherbergt gleichzeitig das Heimatmuseum und ein Café. Erbaut wurde das Haus 1636 durch den Drosten Diedrich von Velen und wird unter der Rubrik: "Historische Entdeckerziele - Auf den Spuren der Vorfahren ..." der Papenburg-Tourismus-GmbH-Webseite als Sehenswürdigkeit empfohlen.
"Da lohnt sich ein Besuch für uns FA'ler" dachte ich und bestellte ab 16.00 Uhr eine Kaffee/Teetafel. Als wir dort eintrafen, wurden wir sehr freundlich von dem Pächter Michael Kassens empfangen. Er hatte das Cafe extra für unsere Gruppe geöffnet und zur Auswahl 3 Torten von seinem Hotel "Emsblick" bei Aschenburg mitgebracht.
ein langer Tisch inmitten
historischer Exponate
war für uns vorbereitet
und wir genossen
die Behaglichkeit
des Raumes.
Seit der Gründung von Papenburg im Jahre 1631 ist diese Stadt von einer kleinen Ansiedlung im Moor durch Torfhandel, Schiffbau und Schifffahrt stetig gewachsen. Hier im Museum findet man viel wissenswertes und interessantes von und über Papenburg.
So kann man bei einem Rundgang die Bedeutung Papenburgs als Seefahrerstadt nachvollziehen, deren Geschichte durch alte Kapitänsbilder, nautische Instrumente und viele von den Seeleuten hergestellte Schiffsmodelle sowie Mitbringsel aus Übersee dokumentiert wird.
Nach einiger Zeit verteilte Herr Kassens ein paar Holzmühlen und zeigte uns, wie man diese durch Rubbeln mit einem Holzstab zum Drehen bringen kann. Viele von uns versuchten, das Ding zu bewegen, aber es wollte einfach nicht klappen. Dabei hatten wir, wie man sieht, sehr viel Spass.
Impressum:
Fotos: dolomiti, ernibird
Bildbearbeitung: dolomiti
Text: ernibird
Textquellen: hompage der Orchideenfarm
mit Pressebericht der OZ
vom 23. Juni 2012
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