Das Holländische Viertel in Potsdam
Die Akademie 2. Lebenshälfte
lud zu einem Rundgang durch das
berühmte Holländische Viertel
in Potsdam ein.
Trotz Regen kamen viele
Interessierte -
auch 10 FeierabendlerInnen -.
Der Architekt Herr Norbert Blumert
und Frau Pflug begrüßten alle
recht herzlich unter einem übergroßen Schirm.
Der Bauhistoriker Norbert Blumert erzählte uns viel Neues und Interessantes über das Holländische Viertel. Es ist ein einzigartig architektonisches Ensemble mitten in der Innenstadt Potsdams und auch die einzige erhaltene Siedlung im holländischen Stil außerhalb der Niederlande.
Friedrich-Wilhelm I. – der Soldatenkönig war es, der diese Siedlung zu Beginn des 18. Jahrhunderts zwischen 1732 und 1742 für holländische Einwanderer bauen ließ. Handwerker sollten es sein, die sich hier niederlassen. Der König erteilte 1738 weit reichende Privilegien: Jeder holländische Handwerker sollte ein Haus erhalten, von Einquartierungen befreit sein, Gewissensfreiheit genießen und mit Arbeitsaufträgen versorgt werden. Doch nur wenige folgten seinem Ruf.
Im Museum im Johann-Boumann-Haus,
Mittelstraße 8, hörten wir die
Hintergründe zur Entstehung des
Holländischen Viertels.
Herr Blumert nutze den Regen,
um uns im Trockenen vieles zu erzählen.
Der niederländische Baumeister Jan Bouman (1706-1776)leitete den Bau des Holländischen Viertels. Von seinem Wirken zeugt noch heute das erste städtische Siedlungshaus des 18. Jahrhunderts, das Jan Bouman Haus.
134 rote Holländerhäuser in 4 Karrees wurden ab 1732 im Auftrage
des Soldatenkönigs gebaut. Fertigstellung war 1742.
Es zogen französische und preußische Handelsvertreter, Künstler
und Soldaten in die Typenhäuser, da doch nicht genug Holländer kamen.
Diese historischen Daten
wurden alle mit Dokumenten dieser
Zeit belegt. Herr Blumert zeigte
uns einige und wir versuchten
diese alte Schrift zu entziffern.
Die Ausstellung und die Videovorführung gaben Auskunft über die Geschichte der Immigranten, die Bau- und Lebensweise der Bewohner und die gesamte Restaurierung des Jan Bouman Hauses. Für uns war das alles sehr interessant.
Das gesamte Haus ist vom Keller (in der originalen Teilunterkellerung mit dem charakteristischen "Oberstübchen") bis unter's Dach begehbar, einschließlich des Hinterhofs mit Wirtschaftsgebäude und Garten. Schade, dass es immer noch regnete, sogar die Kamera bekam etwas ab.
In der Mittelstraße 3,
beim Altwarenhändler Bertold Remlinger
erwarb 1906 der Hauptmann von Köpenick
eine Uniform des II. Bataillon
des 1. Garde-Regiment zu Fuß.
Viele Häuser zeigen die von den damaligen Bauarbeitern eingeritzte Jahreszahl der Entstehung. Bei der Rekonstruktion wurden diese Zahlen erhalten und hervor gehoben.
Im Haus Benkertstraße 3 hat das Potsdam-Museum seinen Sitz. In den Ausstellungsräumen im Vorderhaus sind neben ständig wechselnden Sonderausstellungen Stadtansichten des 18. bis 20. Jahrhunderts zu besichtigen.
Viele berühmte Persönlichkeiten bewohnten das Viertel.
In die Benkertstraße 16 z. B. zog 1777 Carl von Gontard, einer der bedeutendsten Architekten Friedrichs des Großen.
Eigentümer des 1740 errichteten Holländerhauses Benkertstraße 22 mit einer dreigeschossigen Portaldekoration war der Potsdamer Amtsmann Friedrich Wilhelm Plümicke (1705 - 1760).
Heute ist das Holländische Viertel fast fertig restauriert und erstrahlt in neuem Glanz.
Die vielen kleinen Läden, Restaurants, Cafes und Kneipen, Galerien, Kunst und Kunsthandwerk, Schmuckläden, Boutiquen und Antiquitäten machen den Charme und das Flair dieses Viertels aus. Daher ist es bei Einwohnern und Touristen gleichermaßen beliebt.
Viel hätte Herr Blumert uns noch erzählen können, aber die Zeit war schnell vergangen.
Die Feierabendler gingen nun getrennte Wege, die einen eilten nach Hause, die anderen wollten weiter bummeln, Wurzel_peter ging in den "Fliegenden Holländer" und fünf Unentwegte gingen in die "Hohle Birne", eine originelle Traditionsgaststätte, die hier zu diesem Viertel gehört.
'Hohle Birne' hat nichts mit leeren Köpfen zu tun, der Wirt lässt damit den großen hohlen Birnbaum, der dekorativ die Räumlichkeiten im ehrwürdigen Gemäuer ziert, zu Ehren kommen. Das 250 Jahre alte Haus aus der Zeit des Alten Fritz wurde fachkundig restauriert und ausgebaut. Es dient öfter als Filmkulisse, ist Anlaufstelle für Promis aus Medien, Politik und Sport.
Es war ein schöner und auch interessanter Vormittag. Wir haben wieder etwas näher in die Geschichte von Potsdam blicken können.
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