Wieder ein Urlaubstag in Denver/Colorado. Es ist der 19. Juli 1998, unser 18. Urlaubstag. Mein Mann und ich besuchen, wie jedes Jahr um diese Zeit, unsere Tochter Daniela, die mit ihrem Mann in den USA lebt. Wir haben in den letzten Tagen so viele Entdeckungsfahrten nach Denver und in die Rocky Mountains gemacht. Es ist fast 40° warm und wir wollten eigentlich einmal einen faulen Tag einlegen, gar nichts tun, jede Bewegung draußen ist schweißtreibend!
Bevor wir dann auf das eingezäunte Gelände konnten, musste Eintritt gezahlt werden. Wir zahlen pro Nase einen Dollar und können auf dem Gelände, so groß wie ein Stadion dann auch die Wagen parken. Rechts und links in langen Gassen stehen Leute mit Ständen wie bei uns. Indianer und auch Mexikaner bieten landestypische Sachen an, neue und auch gebrauchte! Die Menschen, vieler Rassen und Nationalitäten - wie in ganz Amerika - bunt durcheinander gewürfelt. Man sieht Ladys, die topchic angezogen herumstolzieren, geschminkt bis hinter die Ohren. Ich denke: „Mein Gott, zerfließt dieses Makeup nicht bei dieser großen Hitze?“
Ich sehe einen alten Mann stehen, er fällt mir direkt auf, er ist groß und auch sauber angezogen und fast schon ganz verzweifelt versucht er einen abgewetzten Ohrensessel und zwei Stühle laut rufend verkaufen. Mit schon recht heiserer Stimme versucht er, als wir vorbei kommen, den Sessel gerade meinem Schwiegersohn anzubieten! David braucht ihn nicht, unterhält sich aber ein wenig mit dem Mann und er erfährt: Es ist ein Notverkauf. Die Frau des alten Mannes ist schwer krank, sie haben keine Krankenversicherung. Die Familie kauft Medizin und bezahlt den Arzt vom Erlös des Verkaufes. Typisch Amerika! Ausverkauf des Lebens? Verkauf lieb gewordener Gegenstände aus der Not heraus. Gegenstände wie dieser Sessel und die beiden altmodischen Stühle, Gegenstände die das ganze Leben dieses alten Ehepaares begleitet haben. Der Mann tut mir so leid. Wir gehen weiter und suchen ein Mitbringsel für zu Hause.
Und dann sehe ich sie. Immer wieder durch vorübergehende Leute verdeckt, sehe ich sie da stehen, an einem ganz kleinen wackeligen Verkaufsstand direkt mir gegenüber auf der anderen Seite der Verkaufsgasse. Eine sehr alte Indianerin - aufrecht steht sie dort. Sie bietet Töpferwaren und indianischen Wandschmuck an. Steht ganz ruhig da wie eine Statue und wartet. Nichts schreiendes, nichts Unruhiges oder Aufdringliches, in indianischer Tracht, klein, breit, runzlig im vom Wetter gegerbten Gesicht. Sie steht da wie eine Statue, ihr Blick in weite Ferne gerichtet, so als gehe sie der Verkauf ihrer eigenen Waren nichts an. Die Arme vor der Brust verschränkt! Ihr stolzer Blick schweift über die Menge und plötzlich habe ich zwischen all diesen vorbei gehenden Menschen hindurch Blickkontakt mit ihr.
Hunderte verschiedener Windspiele am Nachbarstand klimpern im warmen Sommerwind. Die alte Indianerin aber verkauft Wandbehänge aus Federn und Perlen. Perlenschnüre zu Vorhängen gearbeitet, Töpferwaren. Silberschmuck und Bilder mit indianischen Motiven stehen und hängen an der Wand hinter ihr. Ich schaue und schaue und dann sehe ich diesen indianischen Schmuck. Ganz wunderschön! Unzählige blaue und schwarze Perlen, auf Lederschnüren aufgezogen, und oben sind viele dieser Schnüre zusammen gefasst und an einem typisch indianischen Emblem befestigt. Dieser Schmuck ist wunderschön ich muss ihn haben! Irgendetwas treibt mich ihn unbedingt besitzen zu wollen.
Ich rufe meine Tochter zum Übersetzen, was diese dann macht und der alten Frau erklärte ich, sei ihre Mutter und aus Germany zu Besuch. Germany - als Daniela dieses Wort erwähnt geht für einen winzigen Moment ein schmerzlicher Zug durch das Gesicht der alten Frau Ich habe es genau gesehen in den Augen der alten Indianerin, aber dann deutet sie auf den Schmuck, er solle 12 Dollar kosten.
Das war mir zu teuer, ich schüttelte freundlich den Kopf und wandte mich zum Gehen. Die alte Indianerin sah mich ganz seltsam an und sagte fast feierlich, ich sei eine gute Frau, habe gute und ehrliche Augen. Sie gebe mir diesen besonderen Schmuck für vier Dollar. Aber ich müsse ihr versprechen, ihn in Ehren zu halten. Sie schaut mich ganz ruhig an, mit warmem Blick und wartet meine Entscheidung ab. Ich konnte nur noch nicken, so glücklich war ich, diesen Schmuck zu bekommen. Die alte Frau ließ durch meine Tochter übersetzen: Diesen Schmuck zu besitzen bedeute Glück zu haben und die Kraft zu haben allen Menschen die mir nahe stehen dieses Glück auch zu wünschen und ganz viel Freude und Gesundheit. Wenn ich diesen Schmuck berührte und mit geschlossenen Augen ganz fest an einen Menschen denken würde der mir sehr lieb sei, dann würde dieser besondere Mensch auch Glück und Erfolg haben.
Sie packte den Schmuck ganz langsam in feines seidenes Papier, hielt dann beide Hände über das Päckchen und murmelte etwas in ihrer Sprache, bevor sie es mir regelrecht feierlich überreichte. Sie schaute mir ohne eine Miene zu verziehen aber mit so warmen Blick ganz fest in die Augen und ließ übersetzen: Sie wünsche mir alles Gute und viel Gesundheit und auch allen Menschen in Germany. Und ganz leise, fast wie zu sich selbst sagte sie, ihr einziger Sohn sei in Germany GI gewesen. Täuschte ich mich – hatte die alte Indianerin Tränen in den Augen?
Mich fröstelte trotz der großen Hitze. Es gibt schon Dinge zwischen Himmel und Erde. Dies war so mystisch und gleichzeitig hat mich das Ganze innerlich so sehr berührt. Dieses Erlebnis mit der alten Indianerin werde ich nie mehr im Leben vergessen können! Ich denke so oft daran zurück! Vor allem auch an den Schmerz in ihren Augen, als sie von Germany gesprochen hat. Heute denke ich, sie hat ihren Sohn auf irgendeine Weise verloren. Eine Frage die sie mir nicht mehr beantworten kann. Ich werde sie nicht wiedersehen können.
Zuerst dachte auch ich, wie viele Leser nun vielleicht denken werden, das ist Verkaufsstrategie gewesen. Ich bin inzwischen davon überzeugt, das war es nicht! Zuhause habe ich dann das Amulett in mein Auto gehängt, mit geschlossenen Augen berührt Und ganz fest an alle meine Lieben gedacht! Es hängt noch heute in meinem Wagen und ich berühre es heute ab und zu in Gedanken – noch nach 5 Jahren. So lange liegt das Ganze schon zurück. Wir sind damals auf dem weiteren Rundgang über den Flohmarkt nach einer Stunde wieder an der Indianerin vorbei gekommen. Sie stand mit verschränkten Armen, wie eine Statue hinter ihrem Verkaufsstand, ihren Blick in weite Ferne gerichtet.
Bevor wir dann auf das eingezäunte Gelände konnten, musste Eintritt gezahlt werden. Wir zahlen pro Nase einen Dollar und können auf dem Gelände, so groß wie ein Stadion dann auch die Wagen parken. Rechts und links in langen Gassen stehen Leute mit Ständen wie bei uns. Indianer und auch Mexikaner bieten landestypische Sachen an, neue und auch gebrauchte! Die Menschen, vieler Rassen und Nationalitäten - wie in ganz Amerika - bunt durcheinander gewürfelt. Man sieht Ladys, die topchic angezogen herumstolzieren, geschminkt bis hinter die Ohren. Ich denke: „Mein Gott, zerfließt dieses Makeup nicht bei dieser großen Hitze?“
Ich sehe einen alten Mann stehen, er fällt mir direkt auf, er ist groß und auch sauber angezogen und fast schon ganz verzweifelt versucht er einen abgewetzten Ohrensessel und zwei Stühle laut rufend verkaufen. Mit schon recht heiserer Stimme versucht er, als wir vorbei kommen, den Sessel gerade meinem Schwiegersohn anzubieten! David braucht ihn nicht, unterhält sich aber ein wenig mit dem Mann und er erfährt: Es ist ein Notverkauf. Die Frau des alten Mannes ist schwer krank, sie haben keine Krankenversicherung. Die Familie kauft Medizin und bezahlt den Arzt vom Erlös des Verkaufes. Typisch Amerika! Ausverkauf des Lebens? Verkauf lieb gewordener Gegenstände aus der Not heraus. Gegenstände wie dieser Sessel und die beiden altmodischen Stühle, Gegenstände die das ganze Leben dieses alten Ehepaares begleitet haben. Der Mann tut mir so leid. Wir gehen weiter und suchen ein Mitbringsel für zu Hause.
Und dann sehe ich sie. Immer wieder durch vorübergehende Leute verdeckt, sehe ich sie da stehen, an einem ganz kleinen wackeligen Verkaufsstand direkt mir gegenüber auf der anderen Seite der Verkaufsgasse. Eine sehr alte Indianerin - aufrecht steht sie dort. Sie bietet Töpferwaren und indianischen Wandschmuck an. Steht ganz ruhig da wie eine Statue und wartet. Nichts schreiendes, nichts Unruhiges oder Aufdringliches, in indianischer Tracht, klein, breit, runzlig im vom Wetter gegerbten Gesicht. Sie steht da wie eine Statue, ihr Blick in weite Ferne gerichtet, so als gehe sie der Verkauf ihrer eigenen Waren nichts an. Die Arme vor der Brust verschränkt! Ihr stolzer Blick schweift über die Menge und plötzlich habe ich zwischen all diesen vorbei gehenden Menschen hindurch Blickkontakt mit ihr.
Hunderte verschiedener Windspiele am Nachbarstand klimpern im warmen Sommerwind. Die alte Indianerin aber verkauft Wandbehänge aus Federn und Perlen. Perlenschnüre zu Vorhängen gearbeitet, Töpferwaren. Silberschmuck und Bilder mit indianischen Motiven stehen und hängen an der Wand hinter ihr. Ich schaue und schaue und dann sehe ich diesen indianischen Schmuck. Ganz wunderschön! Unzählige blaue und schwarze Perlen, auf Lederschnüren aufgezogen, und oben sind viele dieser Schnüre zusammen gefasst und an einem typisch indianischen Emblem befestigt. Dieser Schmuck ist wunderschön ich muss ihn haben! Irgendetwas treibt mich ihn unbedingt besitzen zu wollen.
Ich rufe meine Tochter zum Übersetzen, was diese dann macht und der alten Frau erklärte ich, sei ihre Mutter und aus Germany zu Besuch. Germany - als Daniela dieses Wort erwähnt geht für einen winzigen Moment ein schmerzlicher Zug durch das Gesicht der alten Frau Ich habe es genau gesehen in den Augen der alten Indianerin, aber dann deutet sie auf den Schmuck, er solle 12 Dollar kosten.
Das war mir zu teuer, ich schüttelte freundlich den Kopf und wandte mich zum Gehen. Die alte Indianerin sah mich ganz seltsam an und sagte fast feierlich, ich sei eine gute Frau, habe gute und ehrliche Augen. Sie gebe mir diesen besonderen Schmuck für vier Dollar. Aber ich müsse ihr versprechen, ihn in Ehren zu halten. Sie schaut mich ganz ruhig an, mit warmem Blick und wartet meine Entscheidung ab. Ich konnte nur noch nicken, so glücklich war ich, diesen Schmuck zu bekommen. Die alte Frau ließ durch meine Tochter übersetzen: Diesen Schmuck zu besitzen bedeute Glück zu haben und die Kraft zu haben allen Menschen die mir nahe stehen dieses Glück auch zu wünschen und ganz viel Freude und Gesundheit. Wenn ich diesen Schmuck berührte und mit geschlossenen Augen ganz fest an einen Menschen denken würde der mir sehr lieb sei, dann würde dieser besondere Mensch auch Glück und Erfolg haben.
Sie packte den Schmuck ganz langsam in feines seidenes Papier, hielt dann beide Hände über das Päckchen und murmelte etwas in ihrer Sprache, bevor sie es mir regelrecht feierlich überreichte. Sie schaute mir ohne eine Miene zu verziehen aber mit so warmen Blick ganz fest in die Augen und ließ übersetzen: Sie wünsche mir alles Gute und viel Gesundheit und auch allen Menschen in Germany. Und ganz leise, fast wie zu sich selbst sagte sie, ihr einziger Sohn sei in Germany GI gewesen. Täuschte ich mich – hatte die alte Indianerin Tränen in den Augen?
Mich fröstelte trotz der großen Hitze. Es gibt schon Dinge zwischen Himmel und Erde. Dies war so mystisch und gleichzeitig hat mich das Ganze innerlich so sehr berührt. Dieses Erlebnis mit der alten Indianerin werde ich nie mehr im Leben vergessen können! Ich denke so oft daran zurück! Vor allem auch an den Schmerz in ihren Augen, als sie von Germany gesprochen hat. Heute denke ich, sie hat ihren Sohn auf irgendeine Weise verloren. Eine Frage die sie mir nicht mehr beantworten kann. Ich werde sie nicht wiedersehen können.
Zuerst dachte auch ich, wie viele Leser nun vielleicht denken werden, das ist Verkaufsstrategie gewesen. Ich bin inzwischen davon überzeugt, das war es nicht! Zuhause habe ich dann das Amulett in mein Auto gehängt, mit geschlossenen Augen berührt Und ganz fest an alle meine Lieben gedacht! Es hängt noch heute in meinem Wagen und ich berühre es heute ab und zu in Gedanken – noch nach 5 Jahren. So lange liegt das Ganze schon zurück. Wir sind damals auf dem weiteren Rundgang über den Flohmarkt nach einer Stunde wieder an der Indianerin vorbei gekommen. Sie stand mit verschränkten Armen, wie eine Statue hinter ihrem Verkaufsstand, ihren Blick in weite Ferne gerichtet.
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