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William Easterly ‘Wir retten die Welt zu Tode – Fuer ein professionelleres Management im Kampf gegen die Armut’


Dieses 2006 in deutscher Uebersetzung erschienene Buch des amerikanischen Professors fuer Oekonomie und Afrikastudien der New Yorker Universitaet, ist ein Fachbuch, das sehr lesbar und unterhaltend ist. Der englische Originaltitel: ‚White Man’s Burden. Why the West’s efforts to aid the rest have done so much ill and so little good’ trifft den Inhalt des Buches sehr viel deutlicher und wurde wohl vom Verlag als zu provokativ fuer das deutsche Leserpublikum eingeschaetzt.

Easterly zeigt wo und warum die Entwicklungshilfe versagt und er versucht nicht den grossen Gegenentwurf zur Rettung der Welt zu praesentieren, aber die entscheidenden Schritte, die uns in die richtige Richtung fuehren werden.

Er geht auch recht schonungslos in der Analyse der Ursachen fuer die vielen Probleme der internationalen Hilfsprogramme vor und zeigt dem Leser z.B. die Ursachen fuer den Nahostkonflikt in einem Licht in dem es bisher nur wenige sehen konnten. Hier ein kurzes Zitat dazu:

„Heutzutage, da viele Menschen auf der ganzen Welt die Amerikaner dafuer verantwortlich machen, was alles schief laeuft, ist es fuer einen Amerikaner recht erfrischend, auf eine Zeit zurueckzublicken, in der die Briten an allem Schuld waren. Wenn die Briten doch nur nicht ein und dasselbe Stueck Land – Palaestina natuerlich – drei verschiedenen Parteien versprochen haetten!

Ihren Anfang nimmt die Geschichte mit einem arabischen Scheich und einem britischen Diplomaten. Der Araber war Emir Hussein ibn Ali al-Hashimi, Scherif von Mekka und Medina. Die Haschemiten-Dynastie, der Hussein entstammte, fuehrte ihre Herkunft auf den Propheten selbst zurueck, hatte jedoch in der arabischen Welt insgesamt wenig Anhaenger. Im ersten Weltkrieg, als Grossbritannien und das Osmanische Reich (zu dem auch die Araber gehoerten) gegeneinander kaempften, fuerchtete Scherif Hussein seine Absetzung durch die Osmanen. Er wandte sich 1915 in Kario an die Briten mit dem Angebot die Seiten zu wechseln. Der Krieg der Briten gegen die Osmanen im Nahen Osten lief nicht so gut. Das Angebot hatte also seine Reize.

Hussein lockte mit einer Revolte der Araber gegen die Osmanen und brachte seine Kontakte zu Geheimgesellschaften von Rebellen in Damaskus ins Spiel. Doch die Sache hatte einen Haken: Der Araber wollte nicht eine imperialistische Vorherrschaft gegen eine andere tauschen, daher forderte er von den Briten, den Arabern nach dem Krieg die Unabhaengigkeit zuzusichern (und ging dabei stillschweigend davon aus, dass er deren neuer Fuehrer sein wuerde).

Husseins Botschaft loeste in Kairo Erstaunen aus. Der Hohe Kommissar der Briten in Aegypten, Sir Henry McMahon, bat London um Instruktionen. Man schickte den unerfahrenen Diplomaten Sir Mark Sykes, der die Verhandlungen leiten sollte. Sir Mark beschloss, Husseins Bedingungen zu akzeptieren – mit einer Ausnahme. Auf Sykes Anweisung schrieb McMahon am 24. Oktober 1915 an Hussein und versprach „die Unabhaengigkeit der Araber in allen Regionen innerhalb der vom Scherif geforderten Grenzen anzuerkennen und zu staerken mit Ausnahme der Teile Syriens westlich der Bezirke von Damaskus, Homs, Hama und Aleppo.“ Die Franzosen betrachteten den Westen Syriens – den heutigen Libanon – als ihren Einflussbereich. Die Briten konnten es sich nicht leisten, ihre franzoesischen Verbuendeten zu vergraetzen. Ob McMahon auch Palaestina ausnehmen wollte, weiss niemand. Juden und Araber diskutierten spaeter, was genau McMahon mit ‚Bezirk‘ gemeint habe, denn das war kein osmanischer Verwaltungsbegriff.

... Doch noch vor dem Kriegsende versprachen die Briten zwei weiteren Parteien Palaestina. 1916 traf sich Sykes mit dem franzoesischen Diplomaten Charles Marie Francois Georges-Picot, um darueber zu verhandeln, wie der Nahe Osten nach dem Krieg unter den Alliierten aufgeteilt werden sollte.

Nach dem Sykes-Picot Abkommen sollte Nordpalaestina zum franzoesischen Einflussbereich gehoeren, Suedpalaestina zum britischen und Zentralpalaestina einschliesslich Jerusalem sollte ein gemeinsames Kondominat der Briten und Franzosen werden.

Doch die Briten waren noch immer nicht damit fertig Palaestina zu verschenken. Sir Mark Sykes und andere verhandelten mit Zionistenfuehrern ueber eine Unterstuetzung der alliierten Seite im Krieg. Als Gegenleistung boten die Briten Palaestina. Am 2. November 1917 gab der britische Aussenminister die beruehmte Balfour Erklaerung ab: Die Regierung Seiner Majestaet betrachtet die Gruendung einer nationalen Heimat fuer die Juden in Palaestina mit Wohlwollen.“

Dieser Auszug zeigt recht deutlich, wie sehr Easterly in die Geschichte einsteigt und wie tief er die Suche nach den Ursachen vorantreibt.

Es ist ein sehr spannendes Buch fuer alle, die die Dinge, die um uns geschehen besser in ihrem historischen Kontext verstehen wollen und die sich nicht scheuen einige lieb gewonnene falsche Bilder ueber Bord zu werfen.

Hier wird eine klare Sprache eingesetzt um die Dinge wirklich beim Namen zu nennen: „Westliche Einmischung in die Regierung nicht-westlicher Laender, ob waehrend der Kolonisierung oder der Dekolonisierung, war wenig hilfreich. Der Westen sollte aus seiner Kolonialgeschichte lernen, wenn er sich neoimperialistischen Fantasien hingibt. Sie funktionieren heute so wenig wie frueher.“

Easterly - Wir retten die Welt zu Tode

Man sollte das Buch eigentlich als Pflichtlektuere den politischen Fuehrern unserer Zeit auf den Nachttisch legen und hoffen, dass sie es lesen und verstehen werden.

Denis – April 2009

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