Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.

Fragen und Antworten


Zu dem Beitrag Wie kann Entwicklungshilfe auf dem Grassroot Level richtig gemacht werden? hat uns Folker "lemontree" den folgenden Diskussionsbeitrag geschickt


04. September 2008

Lieber Denis,
da ich selber in einem Land gelebt habe, in dem Projekte der Deutschen
Entwicklungshilfe (GAWI/DED/GTZ)durchgeführt wurden, möchte ich Deinem
Bericht widersprechen. Besonders der Deutsche Entwicklungsdienst (DED)
hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Einheimischen auf dem Lande zu
helfen, indem sie mit ihnen lebten und ihnen durch einfache Hilfestellung
(Selbstbau von Pumpen für die Bewässerung, Verbesserung der
Trinkwasserqualität, Veränderung der Weidewirtschaft und Beendigung der
Überweidung von Weideland) das Leben in Eigenverantwortung zu verbessern.
Es ist nicht so, dass das "Geberland Deutschland" dem Land Afghanistan nur
Entwicklungshilfe angedeihen ließ, damit die beauftragten Firmen auf
Kosten des Steuerzahlers saftige Profite machen konnten. Heute ist alles
Bemühen um eine wirkliche Entwicklungshilfe durch den nun schon 30 Jahre
andauernden Kriegszustand, in dem sich Afghanistan befindet, zunichte
gemacht.
Dort in Afrika wüteten und wüten noch heute menschenverachtende Kriege und
Gemetzel, sogar Heere von Kindersoldaten gibt es. Auch da hat es eine
richtige Entwicklungshilfe für die Landbevölkerung äußerst schwierig.
Erzielte Erfolge werden früher oder später wieder zunichte gemacht. Afrika
hat Rohstoffe im Überfluss, vergleicht man es mit Afghanistan. Damit wird
Afrika zum Objekt der Begierde und Korruption. Wer bleibt auf der Strecke?
Natürlich die hungernde Landbevölkerung, die durch Landflucht ihr Heil in
den großen Städten sucht. Dein Vergleich mit der deutschen Landbevölkerung
hängt schief und ist völlig unangebracht. Es gab bei uns im Laufe der
Geschichte eine "Landflucht", weil es damals hieß: Stadtluft macht frei!
In den Städten konnten die Feudalherren den Menschen nichts mehr anhaben.
Keiner musste dort mehr Frondienste leisten. Es gab damals noch die
Leibeigenschaft. Die Feudalherren entschieden über das Los der
Landbevölkerung. Jeder Bauer musste den Zehnten an seinen Herren abführen,
ganz gleich ob er sich und seine Familie von seiner Hände Arbeit nach
einer schlechten Ernte noch ernähren konnte. Hier gab es sogar
Bauernkriege. Gab es soetwas in der langjährigen afrikanischen Geschichte?
Das Leben auf dem Lande wird bei uns durch eine rosarote Brille
betrachtet. Die Bauern sind heute frei, aber sie arbeiten auch schon
teilweise am Rande des Existenzminimums. Immer mehr Großbetriebe gibt es
hier. Wie kann man das mit den Zuständen der Landbevölkerung in den
afrikanischen Ländern vergleichen? Schwarzafrika wurde schon zu Bismarcks
Zeiten unter den Europäern aufgeteilt. Die Ureinwohner Afrikas wurden vom
"Weißen Mann" geschunden, geknechtet und sogar massenweise ermordet. Ein
erschreckendes Beispiel gibt hier die Geschichte des Kongo. Vorher hatten
schon Araber, Portugiesen, Spanier, Franzosen, Niederländer und Engländer
ihre Geschäfte mit dem Sklavenhandel aus Schwarzafrika betrieben. Heute
verdienen sich sogenannte Schlepper eine goldene Nase damit, dass sie
Schwarzafrikanern auf überfüllten Booten, die sie über das Mittelmeer von
Nordafrika nach Spanien oder Italien fahren, die Einwanderung in das
wohlhabende Europa ermöglichen.
Dies ist meine Meinung! Was ist eigentlich der "Grassroot Level"?
Liebe Grüße
von Folker



06. September 2008

Guten Morgen Folker

Ich stimme dir zu, dass es auch einige gute Ansaetze und umgesetzte Projekte aus der Entwicklungshilfe in Deutschland gibt - keine Frage - aber wenn man den Umfang und die Mittel vergleicht, die fuer solche Kleinprojekte aufgewendet werden und ihnen die Grossprojekte gegenueberstellt, dann wirst du mir zustimmen muessen, dass im grossen Bild meine Darstellung ins Schwarze trifft. Ich wollte nie sagen, dass alles was aus der Deutschen Entwicklungshilfe kommt schlecht ist, aber die Hauptstosrichtung ist aus meiner Sicht die Falsche. Ich hoffe wir koennen nun in diesem Punkt uebereinstimmen?
Man kann die besondere Situation in Afganistan nicht der Lage im suedlichen Afrika vergleichen - und das gleiche gilt fuer den Rest Afrikas - Afrika als Kontinent ist riesig und die Probleme sind sehr komplex - ich habe und werde auch in Zukunft nur ueber das suedliche Afrika berichten, denn von den anderen Eeignissen bin ich einfach viel zu weit weg. Ich stimme dir zu, dass man in einem Land wo es einen Buegerkrieg oder Befreiungskrieg - kommt immer auf die Sichtweise an, nur sehr schwer, wenn ueberhaupt etwas sinnvolles fuer die Menschen auf dem Land tun kann. Das suedliche Afrika hat im Moment kein Land in dem ein solcher Buegrerkrieg tobt - die Lage in Zimbabwe ist fuer mich noch nicht an diesem Punkt angekommen - aber ich sehe dort einen moeglichen Gefahrenherd fuer die Zukunft.
Landflucht ist ein Prozess der weltweit stattfindet und er hat seine Hauptursache in dem Glauben, das die Stadt gleichzusetzen ist mit besserer Zukunft und Fortschritt. Man sollte sich dieser Frage in einem eigenen Beitrag einmal etwas intensiver auseinandersetzen. Man kann die Lebensverhaeltnisse der deutschen Landbevoelkerung in der Vergangenheit nicht wirklich mit der Situation heute in Afrika vergleichen - da sind einfach zu grosse Unterschiede - ich hoffe du stimmst mir da zu?
Ich sehe die aktuelle deutsche Landwirtschaft in der gleichen Weise wie du - es geht immer mehr in Richtung Industrialisierung, Maschineneinsatz, Kunstduenger und Pflanznenschutzmittel.. Ich weiss wohl um die Oekobauernbewegung, aber ich kann aus der Entfernung nicht wirklich abschaetzen, welchen Stellenwert sie einnimmt. Ich stimme dir zu, dass viele in der Landwirtschaft beschaeftigten Menschen in Deutschland sich fast zu Tode schuften und am Ende immer rnoch arm sind - genau an solche Menschen waren meine Worte gerichtet sich einmal mit den Moeglichkeiten in der Landwirtschaft im suedlichen Afrika zu beschaeftigen, denn hier koennten sie ihr Fachwissen und ihre Arbeitskraft sicher besser einsetzen und dabei auch ihren eigenen kleinen wirtschaftlichen Aufschwung herbei fuehren. Ich bin ueberzeugt, dass man viele Dinge heute wesentlich globaler sehen muss und sich nicht mehr auf die nationale Sichtweise oder einen noch kleinereen Gesichtskreis beschraenken darf.
Zu deiner letzten Frage, der Bedeutung des Begriffs 'Grassroot level' -
dieser Begriff wird in Suedafrika verwendet, um auszudruecken, dass man etwas von der untersten Ebene aus macht - es gibt im Deutschen eigentlich keinen Begriff, der dies wirklich ausdrueckt - der Begriff wird verwendet in Zusammenhang mit allen Massnahmen, die auf der Ebene der einfachen Landbevoelkerung beginnen und die sich dann langsam durch die verschiedenen Ebenen der Gesellschaft fortpflanzen. Ich hoffe ich konnte mich damit jetzt etwas verstaendlicher ausdruecken.
Ich bin mir bewusst, dass wir dringend das kleine Woerterbuch fuer unsere Regioseite brauchen, denn ich sehe immer deutlicher, dass bestimmte Begriffe dem Nichteingeweihten den Zugang zu den Dingen unnoetig erschweren - ich hoffe, dass wir die Sammlung der speziellen Begriffe bald vostellen koennen und eine solche Sammlung muss regelmaessig ergaenzt werden, um sie wirklich zu einem guten Hilfsmittel zu machen. Deshalb, wenn es Begriffe gibt, die nicht klar sind - immer fragen, das hilft.

Alles Gute

Denis

Für weitere Fragen und Anregungen stehen wir euch gerne zur Verfügung, ihr könnt euch mit Renate e-mail oder Denis e-mail in Verbindung setzen.

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
5 Sterne (7 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


0 0 Artikel kommentieren
Regional > Südliches Afrika > Fragen und Antworten > Wie kann Entwicklungshilfe auf dem Grassroot Level richtig gemac