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Die Fee, die mir ihr Lachen schenkte.


Langsam wanderte ich über die abendliche Wiese.
Das Sonnenlicht tanzte über die sich sacht wiegenden Grashalme hinweg, streu-te hier und dort rötliche Lichter. Die Sonne selbst hing wie ein roter Lampion über dem Wald, der dunkelgrün in das beginnende Zwielicht eintauchte.
Hier und dort, wo die restliche Wärme der Sonne die Feuchtigkeit aufsog, stie-gen feine Nebelkreise nach oben, ringelten sich empor in der flimmernden Luft. Hier am Waldrand schluckte dichtes, weiches Moos meine Schritte.

Irrlicht_1


Merkwürdig still war es, und doch glaubte ich, ein leises Kichern zu hören.
Verwirrt sah ich mich um. War ich nicht alleine hier ?
Weit und breit keine Menschenseele.
Wer narrte mich hier und kicherte wie ein kleines Kind, das Verstecken spielt ?
Ich ging auf das Geräusch zu. Dort flimmerte etwas rotgolden über den Gras-halmen. Wenn ich genau hinsah, schien es sich hin und her zu bewegen, wie ein kleines Irrlicht.
Neugierig verfolgte ich dieses, ja, fröhliche Lichtchen mit den Augen. Es zog mich magisch an, und ich ging immer näher.
Wieder hörte ich das leise Kichern.
"Komm doch her", klang da eine Stimme dicht vor mir.
Nun wurde mir doch ein wenig seltsam. Was war das für ein Zauber, was für ein Ort ?
Das Lichtchen schien zu wachsen, dehnte sich seitwärts und nach oben, um plötzlich in einem bunten Funkenregen zu zerplatzen.
Ich rieb mir die Augen und wich erschrocken ein Stück zurück.
Während der Funkenregen zur Erde sank, erhob sich vor mir eine schimmernde Gestalt, schwankte im Rhythmus der Grashalme ein wenig hin und her.
Aus dem Kichern war ein volles aber warmes Lachen geworden.
Kein Zweifel, vor mir sah ich eine Fee, eine richtige Fee, und die sah mich neu-gierig an, während ein verschmitztes Lächeln über ihr Gesicht huschte.
"Was tust du hier auf meiner Wiese, Mondscheintochter ?" fragte sie mich.
Dabei streckte sie einen schimmernden Finger aus und berührte mich, als wolle sie prüfen, ob es mich wirklich gäbe.
Wer war denn hier unwirklich, sie oder ich ?
Hatte ich die mir vertraute Welt verlassen und war ich unversehens ins Feen-reich geraten ?
Ich hob entschuldigend die Hände.
"Ich wollte dich nicht stören oder so, aber da war dieses Kichern....." verwirrt brach ich ab.
Die Fee legte den Kopf in den Nacken und lachte.
"Das hast du gehört ? Das ist fein, dann bist du ja noch nicht ganz taub gewor-den, wie die meisten Menschen."
Sie beugte sich vor und hielt mir ihre zarte Hand hin, wobei mich ihre dunklen Augen eindringlich ansahen.
"Magst du mit mir tanzen ?"
Ich wich noch einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.
Sie musterte mich neugierig.
"Kannst du nicht, oder willst du nicht ?"
Wieder schien sie ein Stück zu wachsen, war nun fast so groß wie ich.
Ich räusperte mich und öffnete den Mund um zu antworten.
"Ich weiß nicht", brachte ich flüsternd heraus. "Ich glaub', ich kann es nicht."
Ich fühlte mich tief beschämt vor diesem zauberhaften Wesen. Wie sollte ich ihr bloß klarmachen, daß ich mir neben ihr plump und häßlich vorkam.
Ihr Auge wurde groß und dunkel, während sie mich betrachtete.
"Du bist schüchtern", stellte sie fest. "Äußerst selten für ein Menschenwesen.
Also gut, ich zeige dir, wie es geht. Fühle einfach den Rhythmus der Musik, ach ja, die Musik", lachte sie und zog blitzschnell einen leuchtenden Kreis über mir in die Luft.
Plötzlich war es, als sei mir Watte aus den Ohren gezogen worden. Aber das wa-ren keine sphärischen Klänge, das war Spielmannsmusik, rhytmisch, wirbelnd, mitreißend.
Und genauso stob sie über den Ähren davon, wirbelnd sich im Takt wiegend, sich drehend und ihre kleinen Füße stampften dazu. Ihre Hände tanzten auf und nieder, wie der ganze Körper.
Ich hätte ihr ewig zusehen mögen.
Sie war so absolut lebendig, voller Lebensfreude, die Luft knisterte von der E-nergie, die sie ausströmte.
Ich spürte Tränen in den Augen, hätte es ihr gerne nachgetan und wagte es nicht. Ausgelassen kam sie hüpfend auf mich zu.
"Komm", forderte sie mit ausgestreckten Händen.
Irgendwie fand meine zögernde Hand den Weg in ihre, die überraschend kraft-voll war.
Die Musik schwoll an und ich folgte ihr über das Moos, das Gras.
Vorsichtig zuerst.
"Du mußt mit den Füßen den Takt stampfen", verlangte sie von mir.
"Ja, armes Menschenkind, wagst du es denn nicht einmal, mit dem Fuß aufzu-stampfen ? Oh, du wunderliches Wesen ! Traue dich doch."
Von ihrer Hand unwiderstehlich gezogen, dauerte es nicht lange, und ich wirbel-te, stampfte und drehte mich mit ihr im Kreis. Wir hielten uns an den Händen und tollten übermütig herum, während sich die Welt um uns immer schneller im Kreis drehte.
"Gut", lachte die Fee, "gut, kleines Menschenkind. Ich sehe dich wachsen."
Und plötzlich spürte ich in meiner Kehle dieses Kribbeln, das höher und höher stieg, bis ich merkte, daß ich lachte, ausgelassen lachte, an der Hand der Fee.
"War das so schwer ?" fragte sie lächelnd.
Ich schüttelte den Kopf, atemlos, glücklich.
"Ich schenk es dir", sagte sie, "das Lachen."

Irrlicht_2


Das Sonnenlicht tanzte über die sich sacht wiegenden Grashalme hinweg, streute hier und da rötliche Lichter.
Wo war sie hin ? Ich schaute mich um, nicht war zu sehen oder zu hören.
Auf dem Heimweg lachte ich leise vor mich hin.
Ein schönes Lachen, warm und weiblich, und ich spürte,
das war nun meins.

Autor: ehemaliges Mitglied

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