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Der Prozess des Alterns in der westlichen Zivilisation


Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass es fast unmoeglich ist ein so riesiges und vielschichtiges Thema in einem einzelnen Beitrag zu behandeln. Deshalb moechte ich mich hier im Wesentlichen auf Denkanstoesse und kritische Stellungnahmen beschraenken und hoffe, dass wir in einer Diskussion zu diesem Thema weitere Aspekte, Gedanken und Sichtweisen kennen lernen werden.

Zuerst muessen wir verstehen, dass die Einteilung der Gesellschaft in Altergruppen, die sich am exakten biologischen Alter festmachen, eine Erfindung der Neuzeit ist. Man darf nicht vergessen, dass das wirkliche Alter in Jahren vor nur einigen Jahrhunderten noch etwas war, was die normalen Menschen weder interessiert hat noch das es eine Rolle fuer sie gespielt haette. Damals war die Faehigkeit zur koerperlichen Arbeit das Maß der Dinge und das Alter in Jahren.

Heute hat das Alter im Zuge der Renten und Pensionen eine wichtige rechtliche Bedeutung bekommen und beeinflusst unsere Gesellschaft bis in ihre Grundfesten.

Der Ruhestand verursacht haeufig soziale, wirtschaftliche und nicht zuletzt psychologische Probleme fuer den Einzelnen und oft auch fuer die ganze Familie. Ruhestand heisst in fast allen Faellen eine spuerbare Reduzierung des Einkommens.

In einer Gesellschaft, die den Wert des Einzelnen leider immer noch am beruflichen Erfolg misst, bedeutet das Eintreten in den Ruhestand neben dem Einkommensverlust auch eine erhebliche Reduzierung des sozialen Status. Viele Firmen nutzen die staatlichen Unterstuetzungen fuer Fruehrenten, um ihre Mitarbeiter schon deutlich vor dem Erreichen des Rentenalters auf Kosten der Allgemeinheit aus dem Arbeitsprozess zu entfernen. In vielen Laendern Europas besteht eine Form des Altertarifs, sprich desto laenger ein Mitarbeiter in der Firma ist, desto teurer wird er. Es wird nicht nach Leistung, sonder zu einem nicht unerheblichen Teil nach Alter bezahlt und dies macht es fuer die Firmen doppelt interessant aeltere Mitarbeiter in den Ruehstand abzuschieben. Die Firma kann juengere Menschen einstellen und sich damit ein dynamisches Image geben und fuer die aelteren Mitarbeiter wird schon der Staat, sprich die Allgemeinheit, aufkommen.

Ruhestand kommt oft in Kombination mit anderen grossen Veranenderungen im persoenlichen Umfeld. Die Kinder gehen aus dem Haus und die Hormonumstellung oder Midlifecrisis tut ihr uebriges um den gesamten Lebensrythmus aus dem Takt zu bringen. Der Ruhestand bedeutet aber auch einen Verlust an sozialen Kontakten, denn ploetzlich findet man sich auf der anderen Seite wieder. Man muss erkennen, dass mit dem Ende des Arbeitslebens auch ein Ausscheiden aus dem sozialen Netz der Arbeitswelt verbunden ist. Man verliert nicht nur seinen sozialen Status, sondern findet sich ploetzlich im grossen Heer der Menschen, fuer die unsere Gesellschaft keine Aufgaben und keine Veraenderung mehr hat. Keine Aufgabe uebersetzt sich schnell in Belastung und kommt am Ende zu dem Attribut wertlos.

All diese Vorgaenge gehen auch an der besten Ehe und Partnerschaft nicht spurlos vorueber und es bedarf sehr viel Kraft und guten Willens, um diesen Wechsel ohne zu grossen emotionalen Schaden zu ueberstehen.

In dem Moment, wo die Anforderungen des Berufes wegfallen kommen ploetzlich all die ueber die Jahre verdraengten Beziehungsprobleme um so deutlicher zum Vorschein, dass sich so mancher fragt, warum sind wir eigentlich noch zusammen. Es kommt die Erkenntnis, dass Gemeinsamkeiten im Laufe der Jahre weniger geworden sind und die oft unerfuellten Wuensche sich nicht mehr so leicht verstecken lassen. Schon das staendige Zusammensein kann fuer so manche Beziehung ploetzlich unertraeglich werden.

Ist die Situation fuer Menschen in einer Partnerschaft schon schwer, so ist sie doch fuer die Alleinstehenden auf keinen Fall einfacher. Oft sind es die Frauen die sich in einer Situation wieder finden, wo ihre finanzielle Zukunft alles andere als rosig aussieht und ihr Spielraum sich auf Grund der fehlenden Finanzen mehr und mehr einschraenken wird.

Alles in allem kann man sagen, der Prozess des Aelterwerdens unterscheidet sich in der Realitaet recht weit von den bunten Versprechungen des Ruhestandes mit den nimmer endenden Ferien und den laechelnden Menschen. Und wenn man noch etwas weiter in die eigene Zukunft schaut und an den Punkt gelangt, wo man aus koerperlichen Gruenden auf die Hilfe anderer angewiesen sein wird, dann wird dies ganz schnell zu einem Blick in ein Gruselkabinett. Das wirklich erschreckende ist dabei, dass die meisten Dinge sich wie automatisch in der aufgezeigten Richtung zu entwickeln scheinen und der Einzelne sich immer haeufiger unendlich hilflos fuehlt.

An diesem Punkt angelangt beginnt sich sicher der eine oder andere zu fragen, wie konnte dazu kommen, dass sich unsere Gesellschaft zu einem solchen Monster entwickelt hat? Einem Monster das nicht nur Angst und Schrecken verheisst, sondern auch immer mehr Eigenleben annimmt und gegen das man einfach nicht mehr ankommt.

Die Misere beginnt damit, dass mit Beginn des Ruhestandes der persoenliche Entscheidungsspielraum im Laufe der naechsten Jahre und Jahrzehnte immer kleiner wird und schliesslich im hilflosen Ausgeliefert sein endet.

Der Wert eines Menschen sollte nicht an seinem biologischen Alter gemessen werden und unsere Gesellschaft muss aufhoeren Denkschemata zu benutzen, die in eine immer dunkler werdende Zukunft fuehren.

Wie kann nun der einzelne sich aus diesem Teufelskreis mental und real loesen? Leider gibt es auf diese Frage bisher noch keine Antwort, die fuer alle passt, aber es ist schon ein wichtiger Schritt, wenn mehr und mehr Menschen anfangen die Frage zu stellen und nach Antworten suchen.

Sicher hat sich der eine oder andere gefragt, warum diese Fragen in einer Regiogruppe aufgeworfen werden, die doch so weit weg geschehen, in Deutschland ist. Hierzu gibt es zwei Antworten – erstens erkennt man die Dinge aus der Entfernung oft sehr viel klarer, als wenn man selbst Teil des Systems ist. Zweitens wollen wir als Regionalgruppe versuchen mehr und mehr Menschen die Moeglichkeiten und Wege aufzuzeigen, wie sie ganz persoenlich einen Beitrag leisten koennen, der allen Beteiligten wirklich hilft. Wir werden in Kuerze beginnen euch kleine und groessere Projekte vorzustellen, die zeigen, dass auch ein einzelner oder eine kleine Gruppe unendlich viel bewegen koennen.

Fuer heute waere es schoen eure Meinung zu hoeren. Wenn ihr etwas dazu sagen moechtet, wendet euch bitte per e-mail an Renate oder Denis und lasst uns bitte auch wissen, ob ihr einverstanden seid, wenn eure mails auf der Regioseite veroeffentlicht werden. Wir entfernen selbstverstaendlich die persoenlichen Teile der Nachrichten und Dinge wie e-mail Adressen.

Denis

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