Sexualitaet und Alter

In den Koepfen der juengeren Generation verwandeln sich Menschen, die die 50 ueberschritten haben auf geheimnisvolle Weise in mehr oder weniger asexuelle Lebewesen. Dies ist eines der vielen falschen Bilder im Kopf und die Gesellschaft hat sich in ihrer Sichtweise des Themas bisher auf die medizinischen und pharmazeutischen Hilfsmittel beschraenkt. Die Werbung preist diese Produkte inzwischen mit dem vollmundigen versprechen an, dass man sich auf einmal wieder jung fuehlt und die Spuren des Alters ausgeloescht wuerden.

Man sollte sich einmal die Frage stellen, ob eine solche Sichtweise wirklich zu einem besseren und erfuellteren Leben feuhrt oder ob wir es hier nur mit einer weiteren Form der Verdraengung des Alterns zu tun haben?

Leider wird Sex noch viel zu oft als eine Art Leistungssport gesehen und dabei bleibt die ganze emotionale Seite auf der Strecke. Es ist an der Zeit, das unsere Generation sich eingesteht, dass das Leben nicht mit dem Ueberschreiten der grossen 5; 6 oder 7 – ich spreche hier von Jahrzehnten an Lebenserfahrung – von Grund auf aendert. Aeltere Menschen haben im Grunde die gleichen emotionalen Beduerfnisse wie die juengere Generation. Der Unterschied ist, die Aelteren muessen erst noch lernen ihre Beduerfnisse auszudruecken, ohne dabei das Gefuehl zu haben das sie gegen ein grosses gesellschaftliches Tabu verstossen wuerden.

Nun hat sich bis hierhin sicher der eine oder andere von euch die Frage gestellt, warum wir uns entschlossen haben dieses Thema aufzugreifen? Die Antwort liegt schon im Titel der Rubrik auf unserer Regioseite – anders Leben – und da Sexualitaet, in all ihren Erscheinungs- und Ausdrucksformen nun einmal eine ganz besondere Rolle im Leben der Menschen spielt, sollte man sich auch nicht scheuen darueber offen zu reden.

Lebensformen und Lebensweisen fuer aeltere Menschen muessen solchen Beduerfnissen endlich Rechnung tragen oder wir beschneiden die Lebensqualitate einer ganzen Generation und dies alles nur, weil wir ein falsches Bild im Kopf haben.

In dem Moment wo aeltere Menschen die Langsamkeit als Ausdrucksform des Geniessens begreifen, sind wir auf dem richtigen Weg. Die Qualität von Nähe und zaertlichen Beruehrungen ist oft sehr viel wichtiger als der sexuelle Akt. Die Menschen muessen aufhoeren sich schlecht zu feuhlen, nur weil sie ganz normale Beduerfnisse haben. Es ist richtig, dass mit der hormonellen Umstellung oft grosse Belastungen auf den Betroffenen und seine Umgebung zukommen, aber gerade deshalb sollte man sich nicht scheuen die grossen Tabuthemen anzusprechen. Eine offene und ehrliche Kommunikation ist der Schluessel zu einem zufriedenen Leben.

Die meisten bestehenden Wohnformen fuer aeltere Menschen tragen den natuerlichen Beduerfnissen der Menschen im Zusammenhang mit einem emotional und sexuell erfuellten Leben kaum Rechnung. Es wird immer wieder angefuehrt, dass die Kosten heute der entscheidende Faktor seien, aber wollen wirklich Kosten ueber unsere persoenliche Lebensqualitaet entscheiden lassen? Wenn sich die Gesellschaft in einem Industrieland wie Deutschland es sich nicht leisten kann, sollte man vielleicht einmal beginnen nach Alternativen zu suchen, die es dem Normalbuerger erlauben in Wuerde und Freude aelter zu werden.

Ich sage hier nicht, dass man im suedlichen Afrika schon alle Loesungen fuer solche Probleme gefunden hat, aber die Rahmenbedingunen erscheinen mir erfolgversprechender und nun ist es in Haenden unserer Generation etwas daraus zu machen.

Denis "denis2010"

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