Wie wird sich die globale Finanzkrise auf den Tourismus auswirken?

Ich weiss angesichts der weitgehenden Vernichtung des Vertrauens in Banken und Versicherungen, nimmt sich eine solche Frage etwas seltsam aus. In einem Land wie Suedafrika, wo der Tourismus einer der Stuetzpfeiler der Wirtschaft ist, sieht dass schon etwas anders aus.

Ich habe mir schon vor laengerer Zeit angewoehnt mich nicht zu sehr von den Unruhen des Tagesgeschehens vereinnahmen zu lassen – und dass war in den letzten Tagen keine einfache Uebung – sondern ich bemuehe mich darum einen gewissen Weitblick zu behalten. Nur mit einem solchen Weitblick kann man ein Verstaendnis fuer die moeglichen und absehbaren Entwicklungen von Dingen erreichen, die den meisten Menschen leider verborgen bleiben.

Aber nun zurueck zu unserer Frage; der Tourismus ist in den letzten Jahrzehnten zu einem immer bedeutenderen Wirtschaftsfeld aufgestiegen. Heute sind nicht nur einzelne Orte und Landstriche, sondern schon ganze Laender und sogar Regionen unserer Welt direkt von der Wirtschaftskraft des Tourismus direkt abhaengig. Die Vernichtung von unvorstellbaren Geldmengen in juengster Zeit kann nicht ohne Auswirkungen auf die zukuenftige Entwicklung des Tourismus bleiben. Es ist hier nicht die Frage ob, sondern nur wann und in welcher Form diese Auswirkungen in Erscheinung treten werden.

Als erstes sind die Passagierzahlen im Flugverkehr ruecklaeufig. Dem aufmerksamen Beobachter sind hier schon einige Meldungen aus den letzten Tagen aufgefallen, in denen grosse europaeische Fluggesellschaften von stark ruecklaeufigen Buchungszahlen sprechen. Dadurch dass viele Menschen ihren Urlaub oft schon einige Zeit im Voraus gebucht haben, ergibt sich ein gewisser Verzoegerungseffekt, der aber nicht ueber die wirkliche Schwere der Stoerung hinweg taeuschen darf. Wir werden hier ein sehr viel deutlicheres Bild im Zeitraum der naechsten 6 bis 18 Monate erhalten.

Eine vorausschauende Planung wartet nicht auf das Eintreten eines absehbaren Effektes sondern bemueht sich geeignete Massnahmen schon im Vorfeld festzulegen, so dass man zu entsprechendem Zeitpunkt praepariert ist. Eine vorausschauende Tourismusplanung wartet nicht bis die Zahlen in den Keller rauschen, sondern beginnt jetzt mit der Entwicklung neuer Marketingstrategien, die die Veraenderungen des Marktes als Momentum nutzen. Es ist auch in einer solchen Krise moeglich neue Vorteile fuer den Kunden aufzuzeigen und ihm somit einen Urlaub an genau diesem Ort schmackhaft zu machen.

Die Verwerfungen des Kapitalmarktes haben auch die Wechselkurse stark beeinflusst und hier kann der Kunde durch seinen Urlaub in einem Land mit einer schwaecheren Waehrung deutliche persoenliche Vorteile ziehen.
Ein wesentlicher weiterer Punkt ist, dass die Kunden sehr viel preisbewusster geworden sind, denn zuviele haben zuviel an Vermoegen in der juengsten Zeit verloren. Teure Pauschalreiseangebote werden dies sehr deutlich zu spuehren bekommen. Die Gruppe der Kunden, die sich eine solche Reise noch leisten koennen ist stark geschrumpft.

Mit der richtigen Strategie koennen nun kleine und mittlere Anbieter, die bereit sind sich auch auf Nischenmaerkte einzustellen, koennen zu den klaren Gewinnern der Lage zaehlen. Es kann im Einzelfall fast billiger sein einige Monate im suedlichen Afrika als daheim zu verbringen.

Es geht nun darum die potentiellen Kunden und die entsprechenden Angebote moeglichst reibungsfrei zusammen zu fuehren.
Es wird sehr spannend sein zu beobachten was man auf der Anbieterseite aus den sich eroeffnenden neuen Moeglichkeiten macht.

Ich wuerde mich sehr freuen zu hoeren, wie ihr liebe Gruppenmitglieder und Besucher ueber dieses Thema denkt. Ich freue mich wie immer auf eure Zuschriften e-mail - Denis
und eine anregende Diskussion.


Denis Oktober 2008 - Johannesburg