Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.

Juengere Geschichte von Malawi


Im Anfang brachte der britische Kolonialismus durchaus einige positive Effekte fuer das Gebiet des heutigen Malawi. Der Sklavenhandel wurde unterbunden und die damit einhergehenden Konflikte der verschiedenen Staemme wurden beendet. Es wurde auch eine medizinische Grundversorgung in bisher unerschlossene Gebiete gebracht. Im gleichen Atemzug wurde allerdings das ueber lange Zeit gewachsene Wissen der traditionellen Medizin verdraengt.

Die nun wachsende Zahl der europaeischen Siedler beanspruchten immer groessere Laendereien und diese wurde oft in sehr unfairen Tauschgeschaeften von den lokalen Haeuptlingen ‚gekauft‘. Die einheimischen Farmer fanden sich ploetzlich in der Position von ‚Squatters‘ oder Paechtern eines neuen Grundbesitzers. Die sogenannte ‚Huettensteuer‘ wurde eingefuehrt und die traditionellen Formen des Ackerbaus wurden durch europaeische Methoden verdraengt. Die Folgen waren grossflaechige Bodenerosionen. Viele Menschen verloren ihr Einkommen aus der Landwirtschaft und mussten nun als Wanderarbeiter auf den Farmen der weissen Siedler arbeiten. Andere gingen in die Gebiete des heutigen Zambia, Zimbabwe oder Suedafrika, um dort als billige Arbeitskraefte ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Um 1900 verliessen deshalb jedes Jahr ca. 6.000 Einheimische Malawi. Diese Zahl wuchs staendig an und um 1950 waren es schon 150.000 Menschen, die auf der Suche nach Arbeit ihre Heimat verlassen mussten.

Auf der politischen Seite wurde Malawi im Jahre 1889 zum britischen Protektorat (Schutzgebiet) erklaert. Man wollte die Interessen der britischen Firmen und Farmer im Gebiet des heutigen Malawi vor den anderen europaeischen Kolonialmaechten schuetzen. Ab 1891 wurde Malawi durch die britische Kolonialverwaltung unter die Fuehrung von Cecil Rhodes gestellt.

Die neue Kolonialverwaltung machte mehrere Versuche den wieder auflebenden Sklavenhandel zu unterbinden. Es waren die maechtigen lokalen Haeuptlinge der Yao und Ngoni, die hierin eine lukrative Einnahmequelle sahen. Die Sklaven wurden an die afrikanische Ostkueste transportiert und von dort aus weiter verkauft. Die Briten errichteten mehrere Forts mit britischen und indischen Truppen, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Diese Forts wurden im Laufe der Zeit zu festen Siedlungen.

Im Jahre 1907 wurde aus dem Protektorat die neue britische Kolonie Nyasaland. Dieser Schritt ermutigte noch mehr europaeische Siedler sich dort nieder zu lassen.

Die ersten Proteste gegen die Kolonialregierung finden sich im Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Anfuehrer dieses Protestes wurden angefuehrt von Reverend John Chilembwe. Er war ein Mann aus Malawi, der seine Ausbildung in einer englischen Missionsschule erhalten hatte. Er besuchte spaeter eine Baptisten-Schule in Boston und kam dort in Beruehrung mit einer Bewegung, die sich fuer die Rechte der Schwarzen in den USA einsetzte. Er kam in 1900 zurueck nach Malawi und wirkte hier als Pfarrer. Durch seine Ausbildung im Ausland sah er die Situation unter der Kolonialregierung mit sehr kritischen Augen und fing an, gegen die weisse Dominanz zu predigen. Das Einziehen von Schwarzafrikanern in die britische Armee mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges heizte die Situation weiter an. Im Januar 1915 griff er mit seinen Leuten den Manager einer grossen Farm an. Der Manager, Willim Vivingstone, wurde oeffentlich enthauptet, aber seine Familie blieb verschont. Nach diesem Vorfall hielt Chilembwe die Sonntagsmesse, der abgetrennte Kopf wurde auf dem Altar zur Schau gestellt. Es wollte eine Massenbewegung gegen die Englaender starten. Jedoch war dieser Protest nur sehr kurzlebig. Die Kolonialregierung zerstoerte die Kirche des Reverend. In der Folge verhaftete und erschoss man viele seiner Anhaenger. Er selbst wurde erschossen in Mulanje.

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges begannen die Englaender damit Einheimische in die Verwaltung von Malawi einzubinden. Aber die Dinge geschahen sehr langsam und es dauerte noch bis zum Jahre 1950 das Einheimische in die Regierung eintreten durften. Auch auf der wirtschaftlichen Seite bewegten sich die Dinge sehr langsam, denn es fehlten die Bodenschaetze und die Plantagen produzierten deutlich weniger als in anderen britischen Kolonien. Der Export von Arbeitskreaften wurde so zum wichtigsten Faktor der Wirtschaft.

Im Jahre 1953 versuchte man durch die Zusammenfassung der Gebiete von Malawi, Zambia und Zimbabwe unter einer Verwaltung die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Zur gleichen Zeit begann sich ein breiter Widerstand gegen die Kolonialregierung zu formen. Die neue Gruppierung des Nyasaland African Congress (NAC) unter der Fuehrung von
Dr. Hastings Banda war eine echte Bedrohung fuer die britische Kolonialregierung.

Ueber die Jugend von Banda gibt es sich widersprechende Berichte. Es ist wahrscheinlich, dass er im Jahre 1898 geboren wurde, obwohl es auch Quellen gibt, die seine Geburt ins Jahr 1906 legen. Er wuchs heran in Kasungu und hatte eine Ausbildung als Lehrer in der Livingstonia Mission. Es ist nicht klar, warum er diese Position aufgab, als er 1915 nach Johannesburg reiste. Dass er diesen Weg zu Fuss gemacht hat, muss als Legende angesehen werden. In Johannesburg arbeitete er als Uebersetzer fuer Minenarbeiter von Stamm der Chewa. Durch diese Arbeit kam er in Kontakt mit amerikanischen Missionaren und diese halfen ihm eine Ausbildung als Arzt in den USA zu bekommen. Sie bezahlten seinen Aufenthalt und seine Ausbildung. Nachdem er seine Ausbildung in Ohio abgeschlossen hatte, zog er nach Grossbritannien. Er eroeffnete seine eigene Praxis in Liverpool und zog spaeter nach London um. In seiner Zeit in England wurde er auch als Aeltester in die Church of Scotland aufgenommen. Er wurde ein enger Freund von Jomo Kenyatta und Kwame Nhrumba. Gegen Ende der 50er Jahre zog er nach Ghana. Nachdem er nun
40 Jahre im Ausland gelebt hatte wurde ihm der Vorsitz der Unabhaengigkeitsbewegung in Nyasaland angetragen. Er wurde als ein Mann mit internationaler Reputation gesehen und man erwartete, dass mit ihm als Fuehrer eine internationale Anerkennung der Bewegung erleichtert werden wuerde.

Der NAC wurde im Jahre 1944 gegruendet und bekam bald die Stimme der Opposition gegen die britische Kolonialregierung. Erst unter der Fuehrung Bandas wurde der NAC zu einer echten Groesse im Kampf um die Vorherrschaft in Malawi. Nur ein Jahr nachdem Banda die Fuehrung uebernommen hatte, musste die Kolonialregierung den nationalen Notstand erklaeren. Banda und andere Fuehrer der Unabhaengigkeitsbewegung wurden verhaftet und landeten im Gefaengnis. In den Unruhen dieser Zeit wurden 52 Mitglieder des NAC getoetet.

Trotzdem die Fuehrer inhaftiert waren wuchs der Einfluss des NAC stetig und im April 1960 fuehrte der Druck zur Freilassung Bandas. Er war nun wieder der Fuehrer des NAC, der sich in dieser Zeit den Namen Malawi Congress Party gab. Schon 1961 wurde Banda zu einer Konferenz nach London eingeladen, um ueber eine friedliche Uebergangsregelung fuer Malawi zu verhandeln. In den nachfolgenden ersten Wahlen trug Bandas Partei einen ueberzeugenden Sieg davon. Nun wurde die Gemeinschaft von Malawi mit Rhodesien aufgeloest und Malawi wurde im Juli 1964 endlich wieder unabhaengig. Banda wurde Premierminister und Regierungschef. Im Juli 1966 wurde Malawi zur Republik und Banda wurde der erste Praesident.

Innerhalb weniger Wochen festigte Banda seine Position. Nachdem erste Unstimmigkeiten zwischen ihm und seinen Ministern aufkamen, forderte er sie auf seine Politik zu unterstuetzen oder zurueckzutreten. Viele Minister entschieden sich fuer den Ruecktritt und begannen eine neue Opposition zu gruenden. Da Banda seine Unterstuetzung vor allem aus der armen Landbevoelkerung zog, war es ihm moeglich diese neue Oppositon in kurzer Zeit zu zerschlagen. Die Fuehrer der Opposition gingen in den Untergrund oder ins Exil.

Nachdem er die Opposition aufgeloest hatte, begann er seine Macht weiter zu festigen und liess sich 1971 zum Praesidenten auf Lebenszeit erklaeren. Die auslaendischen Zeitungen wurden aus dem Land verbannt und jedes Abweichen von seiner Linie mit Gewalt unterdrueckt. Er festigte seine Position nun auch im wirtschaftlichen Bereich, indem seine Firmen die Wirtschaft des Landes kontrollierten.

Banda suchte bald enge Kontakte zum Appartheitsregime in Suedafrika. Er wurde dort als ein wichtiger Verbuendeter gegenueber dem wachsenden Einfluss der kommunistischen Kraefte in anderen Staaten des suedlichen Afrika gesehen. Banda stellte sicher, dass Weisse in vielen Schluesselpositionen beschaeftigt waren, da er sie fuer qualifizierter als Schwarze ansah. Suedafrikaner wurden deshalb in viele Fuehrungsposition in Malawi berufen. Der Bau der neuen Hauptstadt von Malawi wurde mit einem Kredit aus Suedafrika gestartet. Lilongwe wurde 1975 zur Hauptstadt erklaert. Suedafrika finanzierte auch den Bau einer neuen Eisenbahnverbindung von Malawi nach Nacala in Mozambique.
Nachdem die Beziehungen zwischen Malawi und Suedafrika in der zweiten Haelfte der 70er Jahre langsam abgekuehlt waren, wurden sie in der Mitte der 80er Jahre erneuert. Nun wurde Malawi als Ausgangspunkt fuer Angriffe auf den Norden von Mozambique genutzt.

Die anderen afrikanischen Staaten versuchten immer wieder Banda zum Bruch mit der Appartheitsregierung zu bewegen, aber er gab nicht nach. In Malawi wuchs der Druck der Regierung gegen die eigene Bevoelkerung und die Zahl der politischen Haeftlinge erhoehte sich stetig.

In 1978 wurden die ersten allgemeinen Wahlen abgehalten. Um als sich Kandidat zu qualifizieren, wurde die Ablegung eines Test in englischer Sprache verlangt. Auf diese Weise waren 90% der Bevoelkerung sofort ausgeschlossen. Als dann doch ein Anhaenger Bandas seinen Sitz im Parlament verlor, wurde er durch Banda persoenlich wieder eingesetzt.
Banda schaffte es, sein Land durch die 80er Jahre mit eiserner Faust zu regieren und es wurde immer deutlicher sichtbar, Banda war Malawi! Insgesamt verschwanden 250.000 Menschen waehrend der Regierungszeit Bandas. Die meisten von ihnen wurden ermordet.

In den 90er Jahren wuchs dennoch der Widerstand gegen Bandas Herrschaft und mit dem Ende des Kalten Krieges schwand das Interesse des Ostblocks und des Westens am suedlichen Afrika. Die Gelder und die Waffen hoerten auf zu fliessen.

Es waren in 1992 die katholischen Bischoefe die durch die Verlesung eines offenen Briefes in allen Kirchen des Landes das Ende der Aera Banda einleiteten. Es folgte ein Stop aller nicht humanitaeren Hilfe fuer das Land. Dies brachte Banda zu dem Punkt, dass er Verhandlungen ueber die Zukunft des Landes zustimmte.

Am 14.Juni 1993 wurde eine landesweite Abstimmung durchgefuehrt, in der die Menschen entscheiden konnten, ob sie ein Mehrparteiensystem oder Bandas Einheitspartei haben wollen. Bei einer Wahlbeteiligung von ueber 80% zeigte sich zwar noch eine treue Anhaengerschaft Bandas, aber die Mehrheit wollte den Wechsel. Banda akzeptierte das Ergebnis der Abstimmung und die Verfassung wurde so geaendert, dass andere Parteien zugelassen wurden.

Malawi sah seine ersten freien Wahlen am 17 Mai 1994. Die UDF (United Democratic Front) wurde der Gewinner, konnte aber nicht ueberall im Land die Mehrheit erreichen. Banda akzeptierte das Ergebnis und Bakili Muluzi wurde zum zweiten Praesidenten Malawis. Muluzi war ein Muslim aus dem Sueden des Landes. Er hatte seine Ausbildung in England und Daenemark erhalten. Er war in den 80er Jahren aus der Politik ausgeschieden, um sich seinen persoenlichen Geschaeftsinteressen zu widmen und kam erst mit der Einfuehrung des Mehrparteiensystems zurueck in die politische Arena.

Die neue Regierung unter Muluzi leitete zahlreiche Reformen ein und der Fuehrer der zweiten grossen Partei (AFORD – Alliance for Democracy) wurde zum Vizepraesidenten bestellt. Da die Verfassung die Position eines Vizepraesidenten nicht vorsah, wurde hier im Schnellverfahren nachgebessert. Diese Einbindung der zweiten grossen Oppositionspartei war ein guter Weg um weitere Spaltungen im Land zu vermeiden.

Im April 1995 wurde dem ehemaligen Praesidenten Banda der Prozess gemacht. Bandas Anwaelte fuehrten an, dass er zu alt und zu krank sei, um vor Gericht gestellt zu werden, aber der Prozess wurde nicht abgebrochen. Im Dezember in der Urteilsverkuendung wurde Banda von allen Vorwuerfen freigesprochen. Das Ergebnis wurde von der Mehrheit der Bevoelkerung begruesst, besonders da Banda sich oeffentlich entschuldigte fuer alles Leiden, welches er unwissentlich verursacht habe.

Anfang 1996 waren die Flitterwochen fuer die neue Regierung vorbei und sie musste erkennen, dass die Fuehrung des Landes eine sehr schwere Aufgabe ist. Es kam zu Streiks der oeffentlichen Bediensteten und zu Skandalen in der Verwaltung von Staatsfinanzen. Im April wurde Chihana als Vizepraesident entlassen und einen Monat spaeter zog sich seine Partei aus der Regierung zurueck.

Neben den politischen Problemen wurden nun die wirtschaftlichen Probleme immer dringender. Die Lebensmittelpreise stiegen stark an, nachdem die staatlichen Zuschuesse fuer die Grundnahrungsmittel eingestellt wurden. Brotpreise verdoppelten sich und die Preise fuer Maismehl, das wichtigste Nahrungsmittel, stieg auf das Achtfache an. Die Arbeitslosenquote lag bei 50% oder mehr. Als Folge dieses Zusammenbruchs der Wirtschaft stieg die Kriminalitaetsrate stark an. Die internationale Hilfe fuer das Land kam nur sehr zoegerlich ins rollen.

Die 30 Jahre des Banda Regiems hatten ihre tiefen Spuren im Land hinterlassen. Viele Menschen in Malawi sagten die neuen Freiheiten sind wunderbar, aber sie koennen nun die Nahrungsmittel nicht mehr bezahlen und fuehlen sich aermer als je zuvor.

Es begann eine Stimmung, die die alten Zeiten unter Banda, als die guten alten Zeiten zu sehen begann. Die Versprechen der neuen Regierung konnten nicht eingehalten werden, da es an Finanzen fehlt.

Die Geschichte von Malawi ist in vielen Punkten recht symptomatisch fuer den Uebergang von jungen afrikanischen Staaten aus der Zeit des Kolonialismus in die neue Unabhaengigkeit. All die Dinge, die in einem kleinen Land wie Malawi passiert sind, wurden von der Weltoeffentlichkeit kaum oder gar nicht wahrgenommen. Wir hoffen der Ausflug in die juengere Geschichte Malawis war nicht zu ermuedend und wir wuerden uns sehr freuen eure Meinung zu solchen Berichten zu hoeren.

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
5 Sterne (8 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


0 0 Artikel kommentieren
Regional > Südliches Afrika > Laenderprofile > Malawi > Juengere Geschichte von Malawi