Geschichte Lesotho’s

Die heute rund 1.600.000 Einwohner Lesotho’s werden insgesamt als baSotho bezeichnet und eine einzelne Person ist ein moSotho. Die dort gesprochene Sprache heisst seSotho und der Name des Landes ist in Wirklichkeit leSotho. Das Basiswort ‚Sotho‘ geht auf Begriffe aus der Sprache der Nguni zurueck und hat seine Wurzel in dem Wort ‚uSuthu‘ oder ‚uSutu‘, in der Bedeutung von dunkelbraun. Es ist die Bezeichnung fuer einen Fluss in Swaziland. Nach diesem kleinen Ausflug in die Sprachgeschichte, wollen wir uns nun der Geschichte dieses Koenigreichs zuwenden.

Die Sprache und die Gebraeuche verraten, dass im 18. Jahrhundert eine Gruppe von Menschen aus dem heutigen Botswana ueber das Highveld nach Lesotho eingewandert ist. Diese Menschen brachten ihre Kultur der Rinderzucht mit. Die Rinderzucht war und ist die Aufgabe der Maenner. Die Frauen brachten Saatgut fuer Kuerbisse, Sorghum-Hirse und Bohnen und uebernahmen die Feldarbeit. Mais, heute eine der wichtigsten Feldfruechte kam erst spaeter hinzu. Die Kultur von Mais geht auf die Portugiesen zurueck und verbreitete sich im gesamten Raum des suedlichen Afrika so stark, dass Mais heute zum allgemeinen Grundnahrungsmittel in der schwarzen Kueche geworden ist und dabei die traditionellen aelteren Feldfruechte fast verdraengt hat.

Die urspruenglichen Bewohner von Lesotho, vor der Ankunft der Siedler aus Botswana, waren Angehoerige der San oder Bushmen. Diese Menschen stellen fuer den gesamten Siedlungsraum des suedlichen und groessten Teils des oestlichen Afrika die erste Bevoelkerung in Form des modernen Menschen fuer die letzten rund 200.000 Jahre dar. Mit der Ankunft der Bantu Voelker aus dem Westen Afrikas wurden die San immer weiter zurueckgedraengt und sind heute nur noch in wenigen meist unwirtlichen Gegenden des suedlichen Afrika anzutreffen. Die Vertreibung der San in Lesotho ist also nur eine kurze Episode innerhalb der Vertreibung dieser Menschen aus ihrem angestammten Lebensraum.

In Lesotho finden wir noch heute an vielen Orten beeindruckende Zeugnisse aus der Zeit der San in Form von Felsgravuren und Felsmalerei. Das genaue Alter dieser Kunstwerke ist noch nicht feststellbar, aber sie reichen mit Sicherheit bis zu 10.000 Jahren oder mehr zurueck in die Vergangenheit. Leider sind viele der Bilder inzwischen stark beschaedigt und besonders grossen Schaden hat die Unart, Wasser auf die Bilder zu giessen, um sie fuer Touristen deutlicher sichtbar zu machen, hinterlassen. Man sollte dies bitte im Gedaechtnis behalten und bei Fuehrungen zu diesen einmaligen Kunstwerken darauf achten, dass kein uebereifriger Fuehrer diese Methoden mehr verwendet, um ein hoeheres Trinkgeld zu erhalten.

Das Eintreffen der neuen Siedler mit ihren Rinderherden und ihrer Feldwirtschaft vertrieb die Herden der Wildtiere, die seit Jahrtausenden die Nahrungsgrundlage der San darstellten. Es kam zu Konflikten, die die San hier wie in allen anderen Faellen leider verloren haben.

Aber auch die neuen Siedler konnten nicht fuer sehr lange in Frieden in ihrer neuen Heimat leben. Schon bald bekamen sie die Auswirkungen der Konflikte im Zululand, wo Shaka Zulu die Herrschaft uebernommen hatte, in Form von Fluechtlingen zu spueren. Diese Fluechtlinge wollten so weit wie moeglich aus dem direkten Einflussbereich von Shaka Zulu weg und es begann die Zeit, der Lifaqane (der Fluechtlingskriege). Diese Kriege waren durch Brutalitaet, Ueberfaelle, Mord und Brandschanzungen und sogar Faelle von Kannibalismus gekennzeichnet.

In dieser Zeit liegen die Wurzeln des heutigen Koenigreichs Lesotho. Ich habe darueber in einem Beitrag zur Geschichte der baSotho ausfuehrlich berichtet und moechte die Einzelheiten hier deshalb nicht wiederholen.

In den Berichten ueber den Norden und den Sueden Lesothos werde ich, wo immer noetig, noch etwas intensiver auf die neuere Geschichte des Landes eingehen.

Denis – Mai 2009