Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.

Sprache der San – Teil 2

Nachdem ich im ersten Teil auf die grundlegenden Fragen, wie die verschiedenen Namen der Sprachen der Khoisan und deren Stellung im System der Sprachen der Welt eingegangen bin, möchte ich im zweiten Teil etwas intensiver auf die Frage eingehen, ob uns die Sprachen der Khoisan wirklich zeigen, wie die Sprachen der Menschen vor 50.000 Jahren ausgesehen haben.

San Mann 2

Der Zeitraum 50.000 Jahre entspricht dem inzwischen ermittelten Zeitpunkt, zu dem die ersten modernen Menschen Afrika verlassen haben und sich auf den Weg machten, die Welt zu erkunden und zu besiedeln. Die Gruppe der Menschen, die damals Afrika verlassen haben und nach den neuesten genetischen Forschungsergebnissen waren es nicht sehr viel mehr als 200 Menschen, sind als die direkten Vorfahren aller heute außerhalb Afrikas lebenden Menschen anzusehen. In einer relativ kurzen Zeit erreichten die Nachfahren der Gruppe den australischen Kontinent und dort konnten sich die Jäger und Sammler relativ unberührt von den Ereignissen der übrigen Welt entwickeln. Als die Europäer Australien entdeckten, fanden sie dort eine Gesellschaft, die aus vielen kleinen Gruppen vor, mit einer ungeheuren Vielzahl von Sprachen. Diese Menschen hatten sich durch die dünne Besiedlung des Landes in viele recht isoliert lebende Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe hatte ihre eigene Sprache in der oralen Tradition weiterentwickelt. Ein Vorgang, der der Sprachentwicklung bei den Khoisan sehr ähnlich ist. Der große Unterschied besteht aber darin, dass die Ureinwohner Australiens nur über rund 40 verschiedene Laute in ihren Sprachen verfügen, also deutlich weniger als die Khoisan.

Es ist somit falsch anzunehmen, dass die ursprünglichen Sprachen der Menschen eine sehr viel größere Anzahl von Lauten als unsere modernen Sprachen enthalten hätten. Die Sprachen der Khoisan scheinen eine eigenständige Entwicklung in den letzten 50.000 Jahren genommen zu haben, an deren Ende die große Vielfalt der Laute steht. Es ist auch falsch anzunehmen, dass die Lebensweise als Jäger und Sammler einen besonderen Einfluss auf die Entwicklung der Sprache genommen hätte, denn neben den Sprachen Australiens, haben wir auch noch andere isoliert lebende Völker in Jäger und Sammler Gesellschaften und deren Sprachen weisen in der Regel nicht sehr viel mehr 30 oder 40 verschiedene Laute auf.

Die Sprachen aller Jäger und Sammler Völker haben aber auch gewisse Gemeinsamkeiten, die sich auf den Wortschatz und die Art der Dinge beziehen, für die Worte vorhanden sind. Da diese Menschen ein nomadisches Leben führen, fehlen ihnen die Begriffe, die sich auf dem Themenkomplex des Eigentums oder des Besitzes beziehen völlig. Sie kennen dieses Denkkonzept nicht. Als Folge dieses anderen Denkens sind ihnen auch echte kriegerische Auseinandersetzungen unbekannt. Denn ohne Besitz fehlt der wohl wichtigste Grund für solche Konflikte.

Die Sprachen sind im Allgemeinen sehr viel wortreicher, wenn es um die Beschreibung eines Weges oder eines Ortes geht, dies ist leicht zu verstehen, denn die Orientierung in der Landschaft ist eines der wichtigsten Elemente ihres Lebens und deshalb mussten die Menschen in der Lage sein, den anderen Mitgliedern der Gruppe so genau wie möglich zu beschreiben, wo sich etwas oder jemand befand.

Weiterhin ist auffällig, dass die Worte des Zahlensystems fast völlig fehlen und auch hier ist das Fehlen von Besitz die Antwort, denn wo es nichts zu zählen gibt, haben Zahlen auch keinen Nutzen.

Alle diese Sprachen haben gemeinsam, dass sie nicht über eine Schriftform verfügen und dies bedeutet, dass ein Wort, welches von den Mitgliedern einer Gruppe für sehr lange Zeit nicht benutzt wird, sehr schnell wieder aus dem Wortschatz verschwinden kann. Die Schrift erlaubt die Bewahrung von Worten, die nicht mehr der lebendigen Sprache angehören.

Man darf nun aber nicht in den Irrglauben verfallen, dass diese Menschen keine Geschichte oder kein Wissen über ihre eigene Kultur besitzen würden. Sie bewahren es nur auf einem anderen Weg, dem der oralen Tradition. Die Geschichte wird in Form von mündlichen Überlieferungen oft für Jahrtausende bewahrt und interessanterweise sind die inhaltlichen Verluste bei dieser Form der Bewahrung des Wissens relativ klein. Es erfordert eine ungeheure Gedächtnisleistung von bestimmten Mitgliedern der Gruppe, die als Bewahrer des Wissens tätig sind. Erst in den letzten Jahrzehnten beginnt man den Versuch zu unternehmen all dies über lange Zeit angesammelte Wissen in schriftlicher Form zu erfassen, denn die Anzahl der Menschen, die diese alten Sprachen noch sprechen, wird stetig kleiner und so verschwinden mehr und mehr dieser Sprachen völlig.

Oktober 2009

Autor: denis2010

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
5 Sterne (2 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


0 0 Artikel kommentieren
Regional > Südliches Afrika > Menschen und Kulturen > Sprachen der San - Teil 2