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Jatropha curcas L.


Obwohl dieser Gross-Strauch aus dem Bereich Mittelamerikas stammt moechte ich ihn in die Betrachtung der Pflanzen des suedlichen Afrika aufnehmen. Die Portugiesen haben ihn schon frueh nach Afrika gebracht und angebaut. Er wird noch heute als lebende Schutzhecke um Siedlungen gepflanzt. Er gehoert zur grossen Gruppe der Euphorbiengewaechse. Als sukkulente Pflanze kann er sehr trockene Standorte besiedeln und tritt dort in Konkurrenz zu einheimischen Pflanzen.

Green fruits of Jatropha curcas
Green fruits of Jatropha curcas

Die Pflanzen werden in den letzten Jahren gern als eine Art Wunderpflanze fuer arme und sehr trockene Standorte angepriesen, dabei werden jedoch wesentliche Dinge uebersehen oder auch einfach ignoriert. Um ein umfassendes Bild zu diesen Pflanzen zu haben muss man etwas mehr wissen und diese Informationen sind leicht zugaenglich fuer Denjenigen, der gewillt ist zu suchen.

Seeds (nuts) of Jatropha curcas
Seeds (nuts) of Jatropha curcas

Das Oel der Samen dieser Pflanzen wird fuer die Herstellung von Kosmetik, Kerzen und Seife verwendet. Eine geringe Menge von 1 bis 2 Samen soll auch als Abfuehrmittel genutzt werden. Die Tswana nehmen Blaetter, Samen und Rinde und kochen sie auf – der waesserige Extrakt wird als Abfuehrmittel in der traditionellen Medizin dieses Stammes angewandt. Mehr als zwei Samen verursachen schweren Durchfall und Leibschmerzen sowie Erbrechen. Die Nuesse schmecken gut und die Vergiftung von Kindern ist haeufig. – Mehr dazu in „Joubert,P.H. 1984 – Acute poisoning with Jatropha curcas in children, South African Medical Journal 65:729-730.
Diese Pflanzen sind eng verwandt mit Rizinus. Beiden Pflanzen ist gemeinsam, dass schon wenige Samen toedlich fuer einen Erwachsenen sind.

Die Samen der Jatropha stellen aber auch den vielen Quellen fuer den noch vor wenigen Monaten so verheissungsvollen Rohstoff Biodiesel dar. Die gegenwärtige Weltwirtschaftskrise zusammen mit den fallenden Preisen fuer Rohoel hat hoffentlich fuer etwas Abkühlung auf dem Markt des Anbaus von Pflanzen fuer Biodiesel gebracht. Der Anbau war in fast allen Faellen nur dann wirtschaftlich, wenn die Oelpreise sehr hoch sind.

In Malawi operiert ein deutscher Verein und versucht die Kultur von Jatropha im grossen Stil voranzutreiben. Man fuehrt gern den wirtschaftlichen Nutzen des Biodiesels an und hat damit die Unterstuetzung der oertlichen Verwaltung erreicht. Nun muss man sich vor Augen halten, dass die massenhafte Einfuehrung einer Pflanzenart in eine neue Umgebung schon oft zu sehr nachhaltigen und meist nicht mehr wiedergutzumachen Schaeden verursacht hat. Suedafrika kann ein Lied davon singen und heute gibt es fast 200 Pflanzen, die als unerwuenschte Eindringlinge bekaempft werden. Der Kampf kostet sehr viel Geld und der Erfolg ist noch in weiter Ferne.

Pflanzen wie Jatropha haben so gut wie keine natuerlichen Feinde im suedlichen Afrika und besiedeln die oekologisch besonders empfindlich Bereiche der Trockengebiete. Man muss sich nur vor Augen halten, dass Jatropha, wie alle Sukkulenten viele Wege der Ausbreitung hat. Samen und abgebrochene Teile der Pflanze sind der natuerliche Weg der Verbreitung. Der Mensch nutzt die leichte Vermehrung durch Stecklinge und die schnelle Wuchsleistung fuer Anlage neuer Pflanzungen.

Nun muss man sich deutlich machen, dass bei der Verarbeitung der Fruechte und Samen ein sehr giftiger Rueckstand, der sogenannte Presskuchen entsteht. Hier ist die Giftkonzentration sehr viel hoeher als in den Samen. Es genuegen 4 bis 5 Samen um einen Erwachsenen zu toeten. Im Jahre 1979 und 1980 hat es in Namibia eine ganze Reihe von Todesfaellen im Zusammenhang mit diesen Pflanzen gegeben. Das Gift wird uebrigens auch als Pfeilgift verwendet. Die von dem deutschen Verein propagierte Ausbringung des giftigen Presskuchens als „Duenger“ erscheint doch recht fragwuerdig. Ueberhaupt erscheint der auf den Bildern des Vereins gezeigte Umgang mit dem Oel – abgefuellt in alten Erfrischungsgetraenkeflaschen – recht fahrlaessig. Es kommt fast taeglich in Suedafrika zu schweren Verletzungen oft mit toedlichem Ausgang, weil Kinder giftige Fluessigkeiten aus alten Flaschen von Erfrischungsgetraenken konsumiert haben. Hier ist es fast immer Paraffin, aber ich sehe keinen grossen Unterschied, eher einen noch hoeheren Gefaehrdungsgrad. Das Oel ist nach dem auf den Bildern des Vereins gezeigten Kaltpressverfahren hochgiftig.

Flowers of Jatropha curcas
Flowers of Jatropha curcas

In Deutschland kann man Jatropha Pflanzen als exotische Zimmerpflanzen halten und hier besteht auch keine Gefahr, dass sie zu Eindringlingen in die Natur werden, denn sie wuerden den deutschen Winter nicht ueberleben.

Fuer mich ist Jatropha ein Beispiel, wie in der Welle der Pflanzenproduktion fuer die Gewinnung von Biodiesel eine grosse potentielle Gefahr in Afrika verbreitet wird. Es macht mich besonders betroffen, dass dies mit deutscher Hilfe geschieht, denn hier haette man mehr Sachverstand erwarten koennen. Wenn man sich dann noch das Ziel von 500.000 dieser Pflanzen auf einer konzentrierten Flaeche von 500 ha vorstellt, wird klar, dass hier etwas am Werke ist, was man nicht unkommentiert geschehen lassen kann.

Ich bin immer einer der ersten, wenn es um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Landbevoelkerung geht, aber bitte nicht in solch einer Weise.

Zum Abschluss nur noch den Hinweis, dass es sich bei den Dingen, die ich angefuehrt habe nicht um neue Erkenntnisse handelt, denn schon das 1943 in Berlin erschiene ‚Handbuch der tropischen und subtropischen Landwirtschaft‘ nennt die Gefaehrlichkeit und sie wird auch in allen bis heute erschienen Veroeffentlichungen deutlich herausgestellt. Bevor man ‚Hilfsprojekte‘ fuer Afrika startet sollte man gut ueberlegen, denn sonst bringen sie mehr Schaden als Nutzen.

Die aktuelle Literatur zeigt, dass die Pflanzen durchaus ihren Wert als Rohstofflieferant fuer kosmetische und medizinische Zwecke haben, aber dies erfordert eine andere Herangehensweise und wesentlich andere Bedingungen in der Verarbeitung und dem Anbau der Pflanzen. Dies sind keine Pflanzen, die in die Naehe von Kindern gehoeren!

Es ware uebrigens sehr gut, wenn sich auch die deutsche Behoerden etwas mehr Muehe bei der Pruefung von Antraegen als NGO – Non-Governmental-Organisation – geben wuerden, denn wuerden solche Projekte gar nicht erst gestartet, oder zumindest nicht mit Billigung der Behoerden.

Quelle der Bilder:

    MEDICINAL PLANTS OF SOUTH AFRICA

Benutzte Quellen für den Text:
    MEDICINAL PLANTS OF SOUTH AFRICA (1997)
    PEOPLE'S PLANTS (2000)
    TREES OF SOUTHERN AFRICAA (1997)
    HANDBUCH DER TROPISCHEN UND SUBTROPISCHEN LANDWIRTSCHAFT II (1943)


Denis - Februar 2009

Für weitere Fragen und Anregungen stehen wir euch gerne zur Verfügung, ihr könnt euch mit Denis e-mail in Verbindung setzen.

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