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Livingstone Kartoffel


Die Livingstone Kartoffel gehoert zu den aeltesten Nutzpflanzen Afrikas und sie ist sehr zu unrecht fast in Vergessenheit geraten. Sie bietet von allen Wurzelgemuesen den hoechsten Gehalt an Vitamin A und dass ist nur eine ihrer vielen sehr positiven Eigenschaften.

Livingstone Potato

Der Name Kartoffel ist sehr irrefuehrend, denn diese Pflanzen haben keine verwandtschaftliche Beziehung zu den Kartoffeln. Die essbaren Rhizome von Plectranthus esculentus gehoeren zu den Wurzelgemuesen und wurden deshalb von den europaeischen Siedlern mit Namen Livingstone Kartoffel belegt. Man findet sie heute noch recht weit verbreitet in Zimbabwe und dort sind sie unter dem Namen Tsenza in der Sprache der Shona bekannt. Sie wird sowohl in den trockeneren als auch in den feuchten Teilen des Ostens von Zimbabwe kultiviert. Obwohl ihre vielen positiven Eigenschaften und ihr ernaehrungswissenschaftlicher Wert seit laengerem gut dokumentiert sind, haben diese Pflanzen nicht die notwendige Beachtung als wichtige Feldfrucht fuer die armen laendlichen Gebiete erhalten. Oft werden sie von der Landbevoelkerung als Symbol einer alten und damit rueckstaendigen Kultur gesehen und durch Feldfruechte aus anderen Teilen der Welt verdraengt. Es wird dabei von den Menschen auf dem Lande nicht gesehen, dass die neuen Feldfruechte in der Regel sehr viel schlechter zu den lokalen Bedingungnen in Bezug auf Bodenqualitaet und Wasserverfuegbarkeit passen. Erst im Zuge der andauernden Hungersnot in Zimbabwe kommen die Menschen zurueck zur Nutzung dieser einheimischen Pflanzen.

In Suedafrika wird eine recht intensive Forschung zum Thema Livingstone Kartoffel betrieben und man findet sie in verschiedenene laendlichen Gemeinschaften als neues Anbauprodukt. Man weiss inzwischen, dass die Rhizome nicht nur eine wichtige Quelle fuer Kohlehydrate und Eiweiss sind, sondern auch noch neben Vitamin A, Kalzium und Eisen andere wichtige Bestandteile fuer eine gesunde Ernaehrung bereithalten. Die Livingstone Kartoffel enthaelt 7 der 8 wichtigsten Aminosaeuren die der menschliche Koerper zur Gesunderhaltung benoetigt. Der Mineralgehalt ist hoeher als in Kartoffeln, Taro oder Suesskartoffeln. Eine Menge von nur 100 Gramm liefert 15% des Tagesbedarfs an Kalzium und mehr als 100% des Tagesbedarfs an Eisen. Dies hat besondere Bedeutung vor dem Hintergrund, dass weltweit rund 2 Milliarden Menschen und davon rund 200 Millionen in Afrika eine chronische Unterversorgung mit Eisen haben. Der Vitamin A Gehalt wird bei den Wurzelgemuesen nur noch von der orange-fleischigen Suesskartoffel uebertroffen. Eine Unterversorgung mit Vitamin A ist die Hauptursache fuer eine Erkrankung, die besonders unter Kindern und jungen Muettern auftritt.

Trotz dieser Eigenschaften, die die Livingstone Kartoffel zu einem Superstar in den Laendern Afrikas machen sollten, ist ihr Anbau verschwindend gering, denn sie wird in den meisten Faellen als eine altmodische Pflanze gesehen. Die Kultur erfordert Handarbeit und ein Maschineneinsatz ist nicht moeglich – also ideal fuer die laendlichen Raeume mit armen Menschen. Leider geht auch hier viel zu oft der Trend in Richtung auf die hochtechnisierten Loesungen, die aus den westlichen Industrielaendern kommen!

Beschreibung der Pflanzen: Plectranthus esculentus (Coleous dazo, Coleous esculentus), ist eine verholzende Staude, die in verschiedenen Formen oder Typen auftritt. Die Hoehe der Pflanzen reicht von 60 cm bis hin zu 2 Meter Hoehe. Die Pflanzen kommen vom Aequartorialen Afrika bis nach Angola, Zimbabwe und dem Norden Suedafrikas vor. Man geht heute davon aus die Pflanzen urspruenglich in zwei entfernt von einander liegenden Regionen entstanden sind – eine ist das suedliche Zentralafrika und das andere liegt in Äthiopien.

Livingstone Potato2
Livingstone Potato

Heute wird die Livingstone Kartoffel in Zimbabwe in Nyanga (1000 mm Jahresniederschlag), Makoni und Mutasa (750 bis 1000 mm Jahresniederschlag) sowie in wenigen Doerfern in Hwedza und Chiota (750 bis 1000 mm Jahresniederschlag) angebaut. Es werden ca. 30% der Ernte fuer den Eigenbedarf genutzt und 70% kommen auf die lokalen Maerkte. Man kann die Livingstone Kartoffeln auch auf den Maerkten ausserhalb des Anbaugebietes antreffen. Es gibt keine Statistiken die eine Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung ermoeglichen wuerden.

Eine andere wichtige Tatsache ist, dass die Pflanzen keinen Duengereinsatz erforderlich machen, ganz im Gegenteil der Einsatz von Duenger hat zu schlechteren Ernteergebnisse gefuehrt. In feuchteren Gegenden werden die Pflanzen in leicht erhoehten Beeten kultiviert und in trockeneren Gegenden sind die Beete nicht erhoeht.

Die Pflanzen brauchen ca. 6 bis 7 Monate bevor die Bestaende geerntet werden koennen. Zur Ernte werden die gesamten Pflanzen entnommen. Die Rhizome brechen leicht und muessen deshalb vorsichtig geerntet werden. Die groesseren Rhizome werden fuer den Verkauft bestimmt und die kleineren fuer den Eigenbedarf und als Start fuer die naechste Produktion. Man kann die Pflanzen alle gleichzeitig ernten, aber auch entsprechend dem Bedarf.

Die Rhizome werden entweder roh oder gekocht gegessen. Zum roh essen eignen sich die suesslich schmeckenden Sorten und die werden als Snack genutzt. Die Sorten mit einem hoeheren Staerkegehalt werden gekocht gegessen. Die gekochte Version ist besonders gut fuer Saeuglinge, aeltere und kranke Menschen wegen ihrer leichten Verdaulichkeit und ihres hohen Naehrstoffgehaltes. Es wird auch gesagt, dass der Verzehr von rohen Rhizomen die maennliche Potenz steigert und es wird deshalb gern von aelteren Maennern genutzt, die ihren ehelichen Pflichten mit ihren mehreren Ehefrauen nachkommen wollen.

Aus dem sehr interessanten Buch "Land, Labour and Die in Northern Rhodesia „ von Audrey Isabel Richards und Henrietta L. Moore habe ich den folgenden Text entnommen: “Ifibundu – Livingston Potato Gardens
The Livingstone potato is only frown in certain areas, in spite of being one of the oldest crops. I found it planted most extensively near Citimukulu’s village, whether because the soil was considered especially suitable, or because old customs linger in this area, I don’t know. The ifibundu beds are prepared in a more elaborate manner than any other Bemba garden-bed. Long grasses are first pulled up (ukuseba), and then the grass tussocks are broken up with a hoe (ukukontaula). After this comes the characteristic ifibundu process known as ukushima, which means ordinary hoeing followed by prodding the ground with the apex of the how to break it up, and scattering it until it forms a fine soil. Such beds are prepared in May or June, after the rains are over, but before the ground has become too hard. An improvident gardener may wait till later, but he will give himself hard work. The Mumbu are propagated by two methods – sowing the potato itself and striking cuttings from the plant. The seed potatoes are planted half at a time, and begin to sprout when the weather gets warm. They are not ripe for eating till the following rains, when the gardeners dig them up from time to time to test them.
The potatoes grown from cuttings are planted in September. About that time the natives cut off the leaves and stalks of the mumbu level with the ground, for fear that the potatoes already formed in the soil should begin to sprout again with the rains. But the shoots should not be thrown away. They will swell into roots like a pumpkin does and will begin to run out into the ground. The rest of the ifibundu bed, left vacant for the purpose is therefore re-planted with cuttings and the potatoes are ready to be dug in subsequent May.
Natives seem to consider that there is something romantic about the cultivation of mumbu and it is distinguished to have an ifibundu bed. Besides this, the potatoes ripen at the end of the rains, i.e. the time when supplies are shortest.”

Denis Februar 2009

Wer mehr ueber diese sehr interssanten Pflanzen erfahren moechte, dem sei das Buch: „Lost Crops of Africa – Volume II – Vegetables“ Hersgegeben vom NATIONAL RESEARCH COUNCIL OF THE NATIONAL ACADEMIES, Washington D.C. erschienen im Jahre 2006 sehr ans Herz gelegt.

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