Meine Reise zu den Wurzeln des Maises und den Maya
Vorgeschichte
Für 35 Jahre habe ich als Agrartechniker, speziell als Maiszüchter, an der Universität Hohenheim in Stuttgart gearbeitet und bin vor drei Jahren, mit 65 in Pension gegangen.
Wir haben am Anfang meiner Tätigkeit mit Cymmit einen Mais-Genpool für kältere Klimate aufgebaut. Cymmit ist ein internationales Institut für Weizen- und Maiszüchtung, mit Sitz bei Mexikocity. Dort arbeiten Wissenschaftler aus der gesamten Welt, um die eigenen pflanzlichen Ressourcen ihrer Länder zu verbessern. Es wird von Stiftungen, wie z. B. von Microsoft und anderen großen Konzernen unterstützt, sowie von den Universitäten der beteiligten Länder.
Der Auftrag
Ende des Jahres 2008 wurde ich gefragt, ob ich nicht nach Mexiko reisen wollte, um dort im Rahmen einer Doktorarbeit vor Ort das Zuchtmaterial einer deutschen. Doktorandin zu begutachten, ihr Hilfestellung zu geben und den dortigen Hilfskräften zu zeigen, was bei Züchtung von Linien zur Herstellung von Maishybriden, mit neuesten Methoden zu beachten ist.
Am 15.01.09 flog ich also nach Mexikocity. Es liegt auf 2.200 Metern Höhe, hat 8 Grad Celsius als Nachttemperatur und je nach Sonnenschein bis zu 25 Grad am Tag. Ich wurde in Empfang genommen und am nächsten Tag wurden die Aufenthaltsformalitäten erledigt. Den Rest des ersten Tages nutzte ich zu einem Spaziergang in die nähere Umgebung, erreichte ein Dorf und schaute mir das Geschehen dort an. Es war nicht so sauber und ordentlich, wie wir es gewöhnt sind, sonder staubig und sehr viele ärmliche Behausungen neben sehr schönen Gehöften, aber immer durch eine Mauer voneinander abgegrenzt. Aber überall blühende Büsche und Blumen.
Auffallend war eine sehr schöne Kirche, innen reichhaltig gestaltet. Ähnlich war es in einem anderen Dorf, welches ich am nächsten Tag besichtigte. Unterwegs hätte ich Pulque, ein alkoholisches Getränk aus dem Saft einer Agave, trinken können. Es ist bei den männlichen Mexikanern sehr beliebt.
Am Nachmittag dieses Tages wurde ich von der Doktorandin zu einer Hochzeit zwischen einem Mexikaner und einer Engländerin, die auch Mitarbeiter von Cymmit ist, mitgenommen.
Die Hochzeit fand auf einem terrassierten Gelände unter freiem Himmel statt. Gäste gab es natürlich sehr viele und international bunt gemischt. Der Ablauf der Zeremonie erfolgte aber nach mexikanischen Bräuchen. Ich selber, kein großer Fremdsprachenkünstler, filmte das ganze Geschehen mit einer Video Digitalkamera, um die Aufnahme dann dem Hochzeitspaar zu schenken.
Am Sonntag holte mich die Doktorandin zu einem Besuch von Teotihuacan, der Name stammt aus der Zeit der Azteken der Ort ist berühmt für den riesigen Komplex der Mond- und Sonnenpyramiden. Schon bei der Anfahrt war auf den Pyramiden ein Durcheinander von Menschen auf den steilen Stufen zu sehen. Von den Spitzen der Pyramiden konnte man sich gut vorstellen, wie es zu Zeiten der Erbauung ausgesehen haben mag.
Am darauf folgendem Tag ging es morgens um 5:30 zur 350 Kilometer entfernten Versuchsstation bei Poza Rica, am Golf von Mexiko. Die Tagestemperaturen liegen hier um die 30 Grad und nachts geht es auch nur auf 24 Grad zurück, und das im Winter. Aufgrund des milden Klimas kann hier der Mais zweimal pro Jahr angebaut und geerntet werden.
Lebensmittel wurden im 20 Kilometer entfernten Poza Rica eingekauft, und dort sah ich zum ersten Mal in Mexiko armselige Hütten und das Leben am Straßenrand, obwohl dort ja Rohöl gefördert wird und Arbeitskräfte gesucht werden.
Auf dem Weg von Mexico City nach Poza Rica. Gab es aber auch Schönes zu sehen, wie Tee-, Vanille- oder Orangenplantagen. Leider war die Zeit zu kurz, um in den Wäldern auf dem Weg zur Ebene Einkehr zu halten.
Zwölf Tage arbeitete ich also auf dem Feld mit, korrigierte und zeigte dort vor allem den Neulingen die Vorgehensweise. Ich selber konnte aber auch noch etwas von ihnen lernen, leider fehlte es an der Verständigung. Zum Abschied schenkte mir der Vorarbeiter einen kleinen abgeschabten Kopf aus gebranntem Ton und unbestimmtem Alter.
Zu erwähnen ist auch noch ein Besuch der präkolumbischen Stätte El Tajin. Sie ist bekannt durch ihre Nischenpyramide. Wahrscheinlich wurde die ursprüngliche Anlage in vorchristlicher Zeit von den Totonaken erbaut und um das Jahr 800 nach Christus von den Olmeken wiederbelebt. Es wurden in der Pyramide 365 Nischen gezählt und dies scheint mir ein deutlicher Hinweis auf die Zahl der Tage eines Jahres zu sein.
Kultur
Zurück in Mexikocity, traf ich am 30. Januar 2009 meine Frau, die aus Deutschland nachkam, auf dem Flughafen und wir flogen dann weiter nach Cancun, an der Spitze der Halbinsel Yucatán.
Zuvor schaute ich mir noch tagsüber Mexiko City an, leider zu kurz, um einen vollständigen Eindruck zu bekommen. Von der Kunst der Galerien und den geschichtsträchtigen Gebäuden habe ich einfach zu wenig gesehen. Eine interessante Krippenausstellung aus allen Landesteilen mit verschiedensten Materialien, naiv oder sehr kunstvoll, ist mir besonders im Gedächtnis geblieben.
In der Innenstadt ist kaum zu merken, dass es eine Stadt mit 25Millionen Einwohnern ist. Aber schon die Fahrt in der Metro zum Flughafen und zurück war ein Erlebnis für sich. Sie war überfüllt, aber alle Leute waren freundlich, und es gab immer noch Platz für musizierende Fahrgäste. Von den Problemen der Randbezirke war hier keine Spur zu erkennen.
In Cancun erreichten wir nach Mitternacht das Hotel in der Innenstadt, leider war es sehr laut mit seinen ganzen Klimaanlagen und Abluftgeräuschen. Cancun ist normalerweise das Mallorca Mexikos. Aber es war erstaunlich ruhig, und auch die Strände waren leer; es fehlten wohl bereits die Touristen aus den USA.
Nach zwei Nächten in Cancun ging es auf eine, bei DER gebuchte, siebentägige Tour in einem klimatisierten Reisebus.
Die erste Station war Chitzen Itza, eine durch den Kriegertempel, die Gruppe der tausend Säulen und den Ballspielplatz berühmte Stätte der Maya. Dann Weiterfahrt nach Merida, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Am Abend noch eine Innenstadtbesichtigung und eine folkloristische Aufführung auf dem Marktplatz, eine Fiesta de la Candelaria. Am nächsten Tag Besuch des anthropologischen Museums im Palacio Canton und Weiterfahrt nach Celestun und Besuch einer Lagune.
Mit Booten fuhren wir zu seichten Stellen, in der Tausende von Flamingos gründelten. Aber auch Kormorane und Pelikane waren zu sehen. Direkt neben der Lagune im Wald sprudelte eine Quelle und wir konnten kleine Vögel beim Fischen beobachten.
Der dritte Reisetag führte uns zu einer ehemaligen Hazienda, geschrumpft zu leeren Wohngebäuden und Werkhallen, denn in früheren Jahren wurde hier Agaven angebaut und zu Sisal verarbeitet, woraus Säcke hergestellt wurden. Danach Besuch der Beeindruckenden archäologischen Stätte von Uxmal mit der extrem steilen Pyramide des Wahrsagers. Die wesentlich kleinere Stätte der Maya von Kabah, mit dem Palast der Masken, war uns einen Besuch wert.
Danach steuerten wir dann das letzte Ziel des Tages, die Stadt Campeche am Golf von Mexiko an. Abends unternahmen wir noch einen Rundgang durch die Gassen der Altstadt und entlang der alten Befestigungsmauern. Am darauf folgenden Tag stand die Weiterfahrt nach Palenque an. Die Landschaft beeindruckte uns durch den hohen tropischen Regenwald, am Fuße eines Gebirgszuges.
Am nächsten Morgen Besuch des zehn Kilometer entfernten gleichnamigen ehemaligen Stadtstaates und einer ehemaligen Maya Siedlung, die sich über einen Radius von über acht Kilometern erstreckte. In der Pyramide der Inschriften entdeckte man den Sarkophag des Priester-Königs Pacal, einen der angesehensten Herrscher der Maya Dynastie von Palenpque. Erwähnenswert ist das Museum mit seinen zahlreichen Zeugnissen der Mayakultur.
Am Nachmittag Besuch des sehr reichhaltigen Museums und Fahrt zu dem Wasserfall von Misol-Ha, und eine weitere Übernachtung in dem sehr schön gelegenem Hotel Mission. Vom Zimmer aus beobachteten wir Brüllaffen, Kolibris und auch eichhörnchenähnliche Tiere beim Öffnen von Kokosnüssen.
Auf dem Weg nach Chetumal besuchten die im Rio-Bec und Chenes-Stil gehaltene Stätte der Maya von Chicanna mit ihren beeindruckenden Monstermasken. Einen weiteren Halt legten wir in Kohunlich ein, einer Mayaruine gelegen in der aus Corozo-Palmen bestehenden Vegetation. Das Besondere an dem Bauwerk ist, das es ursprünglich von den Olmeken errichtet, aber von den Mayas überbaut wurde. Am späten Nachmittag Ankunft in Chetumal an der Grenze zu Belize.
Am nächsten Morgen kurzer Halt an der Lagune Bacalar, die in den verschiedensten Blautönen schimmerte Der letzte Tag führte uns nach Tulum, zu der einzigen Ruine aus der Zeit der Maya direkt am Meer, mit wunderschönen Ausblicken über das Karibische Meer. Eine hohe Mauer war hier um den ganzen Komplex gezogen, wohl aus der Zeit, als sich die Mayakultur durch innere Kriege selbst zerstörte.
Von unserm Reiseleiter sollte auch noch die Rede sein, ein Deutscher, verheiratet in Mexiko. Neben seinem Job studierte er noch Anthropologie und Archäologie und konnte uns so die neuesten Erkenntnisse bei den Ausgrabungen der Mayakultur vermitteln. Er machte uns mit den Riten und Mythen, sowie mit den Glyphen auf den Ruinen bekannt, erzählte aber auch vom mexikanischen Alltag.
Mir wurde bewusst, dass die Mayas glaubten, aus dem Mais geschaffen worden zu sein, und so schließt sich wieder der Kreis mit meinen Leben. Ein Grund für das nicht überleben der Mayakultur war aber auch die Übervölkerung und der Mangel an genügend Mais für die Ernährung, zumal der Boden, durch Brandrodung gewonnen, nicht ertragreich genug war.
Auch der Kalender der Maya wurde uns sehr gut erklärt und zurzeit sehr aktuell, ihre Vorstellungen über Geburt, Leben, Tod und das Leben nach dem Tod in der Unterwelt um dann wiedergeboren zu werden, wurde behandelt. Mir kam es so vor, das es von dem christlichen Glauben gar nicht soweit entfernt ist.
Erholung
In Tulum verließen wir die Reisegruppe und wurden von dem Verwalterehepaar unserer Ferienwohnung abgeholt. Es war eine Neubausiedlung; Unter den Eigentümern gab es wohl sehr viele Amerikaner. Wir hatten die Wohnung über das Internet gebucht und eine gute Wahl getroffen. Im Hof hatte ein Leguanpärchen seine Erdhöhlenwohnung und im Haus hielt ein Gecko das Ungeziefer fern.
Zum Strand waren es wohl zehn Minuten Fußweg, der noch über eine Schnellstraße führte, aber dafür eine zwei Kilometer lange Uferzone mit höchstens 50 Besuchern. Der Strand war ein Naturschutzgebiet und dort graben Meeresschildkröten ihre Eier ein.
Der Sand war sehr fein und die Wellen nicht sehr stark, da ein Korallenriff der Küste vorgelagert war. Über uns schwebten die Pelikane und Fregattvögel auf dem Weg von und zu ihren Fischgründen.
Bei einer Wassertemperatur von 24 Grad Celsius, einer leichten Brise und stetigem Sonnenschein kann man den Urlaub genießen.
Ein Problem ist die Trinkwasserversorgung, wer es sich leisten kann, kauft es in 20 Liter Kanistern. Ein solcher Kanister reicht bei zwei Personen für drei Tage, und der Transport der Kanister ist ohne Auto schwierig.
Aber auch die schönste Küste wird einmal langweilig, da man in dem Strauchwald keine Spazier- oder Wanderwege findet und so freuten wir uns wieder auf die Heimreise, denn zu Hause ist es am allerschönsten.
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