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Aus heiterem Himmel

Ich war immer der Ausdauertyp, Wanderungen von 25 - 50 km, Radtouren von 75 - 150 km, alles im Sauerland mit seinen Bergen und mit einem zertrümmerten Fersenbein links und einem gesplitterten Schienbeinkopf rechts. Mit 45 J. begann ich mit Skilanglauf, ohne Anleitung und Vorkenntnisse, Teilnahme an mehreren langen Volksläufen und bis auf ständige Schmerzen im Lendenbereich ging es mir relativ gut. Die Untersuchungen in der "Röhre" brachten keinen klaren Befund und nach Konsultation mehrerer Ärzte wurde eine Operation für nötig gehalten. In den Krankenhäusern von Siegen, Attendorn und Lüdenscheid-Hellersen stand ich auf der Warteliste. Eines Tages stellte ich beim Spazieren gehn fest, dass ich dem mäßigen Tempo meiner Frau nicht mehr folgen konnte. "Ras nicht so" war mein Ausspruch und die Sache gab mir zu denken. Ich bekam sehr kurzfristig einen OP-Termin für den nächsten Tag im Attendorner Krankenhaus.

Der dortige Chefarzt untersuchte mich (Kassenpatient) gegen 18.3O Uhr und schüttelte den Kopf. Der Neurologe, Belegarzt im Krankenhaus, wurde gerufen. Der untersuchte mich gegen 21.00Uhr ca. 1 Stunde und dann kam das Ergebnis: "Ich sage es ja nicht gern und kann es hier mit meinen Möglichkeiten nur antesten, aber es wird wohl Parkinson sein. Gehen Sie nach Bonn in die Uni-Klinik und lassen sie es genau feststellen". Das war im Mai 2001.

"Parkinson", im Sauerland "Datterich" genannt, dass waren in meiner Erinnerung alte ausgemergelte Männer mit zitternden Gliedern - aber i c h doch nicht. Damals begann meine linke Hand beim Essen zu zittern, Termin bei der Uni-Ambulanz Bonn gemacht, bei Dr. Wüllner, inzwischen Professor, später Einweisung in die Neurologie der Uniklinik, wo nach einer sehr gründlichen Untersuchung die Diagnose bestätigt wurde.

Eine Episode von der Anfahrt: Eigentlich war den Patienten die Einfahrt in den Klinikbereich nicht gestattet. Als ich beim Pförtner aus dem Auto stieg, sah der mich hinken und stellte fest: "Jung, du hast ja Parkinson, nimm dein Auto mit". Nach gut einer Woche habe ich mich nach Rücksprache mit dem Oberarzt selbst entlassen und meine Tablettenstartpackung zu Hause geschluckt. Einer Weniger auf der überfüllten Station.

Abgesehen vom psychischen Druck nach der Diagnose ging das Leben normal weiter. ich schlief seit Jahren sehr schlecht und jetzt nur noch ca.- 1 1/2 Stunde pro Nacht. Mit der Einnahme der Startpackung der Parkinsion-Tabletten verschwand das Zittern der linken Hánd. Natürlich habe ich weiter gearbeitet. Die nächsten Monate waren eigentlich die beste Zeit mit meiner Krankheit. Die Beweglichkeit ließ zwar etwas nach, die Zeiten teilweiser Unbeweglichkeit wurden länger aber es ging mi relativ gut und die Teilnahme am allgemeinen Leben war möglich.

Den Januar 2003 verbrachte ich in Bad Laasphe, in der Spezialklinik "Schloßberg Wittgenstein" die ich mit veränderter und verstärkter Tabletteneinnahme verließ. Das Stehen auf der Stelle bereitete mir große Probleme. Langsam, unmerklich beinahe, wurde mein Zustand schlechter. Die erreichbaren Wege reduzierten sich. Zwischendurch neuerliche Klinikaufenthalte in Bieskirchen und wiederum Bad Laasphe.
Im Sommer 2004 war mein Akku leer, es ging nicht mehr mit der Arbeit, zumal ich einen verantwortungsvollen Platz auszufüllen hatte. Trotz der entstehenden Rentenkürzung stellte ich Antrag auf totale Erwerbsminderung, der kurzfristig genehmigt wurde. Renteneinbuße schmerzlich, aber nicht zu ändern. Seit dieser Zeit bin ich fast immer im Haus bis auf die zahlreichen Arzt- und Behandlungstermine. Der Gehradius hat sich weiter reduziert, an manchen Tagen machen mir 5 Meter Mühe. Für Notfälle habe ich einen Rollstuhl.

Rudbeckia spec

Meine Zeit verbringe ich mit Lesen, Musik hören und fernsehen; der Fernsehapparat läuft Tag und Nacht. Ich sortiere meine Autogrammsammlung vom Radsport, die ich vor 5 Jahren begonnen habe.

Der Kopf reagiert unterschiedlich, manchmal überwiegt die Verzweiflung und das Leben kommt einem sinnlos vor, auch Tränen sind schon geflossen. Oft ist es aber auch erträglich., nicht zuletzt beim Gedanken an eine ferne Liebe, leider weit, weit weg, aber in Gedanken ganz nah...

Klaus „Gamsbart“

Autor: Gamsbart

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