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Perfekter PC

Kolumne

Die Horrorvision vom perfekten PC

Seit Jahren wird mit jeder neuen Windows-Version der perfekte PC neu angekündigt, doch praktisch tut sich wenig bis gar nichts.

Den Beweis des Unterschiedes zwischen Ankündigung und Wirklichkeit erbrachte bereits Microsoft-Chef Bill Gates vor vielen Jahren. Das damals als Stabilitätswunder angepriesene Windows 98 stürzte ab als es der Maestro höchst selbst es in New York der Weltöffentlichkeit vorstellte.

Der NC, der so genannte Netz-Computer, sollte das Dilemma lösen, nur verkauft wurden die Dinger nicht. Die Idee: Wenn die Software nur noch im Netz ist hat man sie voll im Griff.
Google hat die Idee aufgegriffen. Chrome OS heißt so, weil damit ausgestattete Rechner sofort den Chrome-Browser starten. Der braucht natürlich eine Verbindung zum Internet. Fehlt die, hat man Pech gehabt. Eine Festplatte für lokale Programme auf dem Rechner hat dieser Net-Computer nicht.

Das "Zero-Administration-Kit" von Microsoft, also ein automatisch vom Server perfektioniertes Windows, wird kaum eingesetzt, schlicht weil kein Admin ein Tool kauft, das ihn dem Titel nach arbeitslos macht. Da nutzt er doch lieber SMS (System Management Service), um am Wochenende ein Update auf alle PCs im Netz zu verteilen, das dann -- weil fehlerhaft -- in der nächsten Woche auf jedem Platz einzeln deinstalliert werden muss. Das sichert Arbeitsplätze, womit wir beim eigentlichen Problem angelangt sind.

Stellen Sie sich vor, ein PC ließe sich intuitiv bedienen, etwa so, wie ein Fax oder ein Telefon. Oder man könnte ihn wie ein Auto nutzen, ohne wissen zu müssen, ob die Schwiegermutter im Fond kompatibel zu den Polstern ist. Die Folgen für den Arbeitsmarkt wären dramatisch.

Zuerst trifft es natürlich Feierabend. Nicht nur, dass die Einnahmen aus PC-bezogener Werbung kräftig schrumpfen würden, nein, noch schlimmer, im Thementreff „Computer & Internet“ müssten über 40 Artikel gelöscht werden.

Dann verlören Legionen von Lehrern in den Weiterbildungsstätten ihren Job, weil nicht mehr die Milliarden von den Arbeitsämtern fließen. Niemand würde mehr arbeitslosen Bauhilfsarbeitern in wochenlangen Kursen die Geheimnisse von Copy & Paste vermitteln und ihnen so eine berufliche Perspektive eröffnen.

Verlage müssten ganze Abteilungen schließen, Heerscharen von Autoren würden arbeitslos, denn wer kauft schon das große Buch zum Telefonbetriebssystem, das moderne Apparate übrigens haben, weiß nur keiner, und will auch keiner wissen.

Computer-Zeitschriften würden im Umfang schrumpfen oder ganz eingehen, gäbe es doch nichts mehr über Fehler und Schwachstellen zu berichten und einigen Blättern ginge es noch schlechter, speziell jenen, die das Hilfesystem in Portionen zerlegt als 1000 Tips und Tricks abdrucken, beim idealen PC so wertvoll, wie1000 Tips und Tricks zur Bedienung der Telefontastatur.

Sogar für zahlreiche Programmierer brächen schwere Zeiten an, leben sie doch nicht schlecht oder überhaupt von den Unzulänglichkeiten der existierenden Betriebssysteme und den schwachen Leistungen ihrer Kollegen. Ein OS, das Viren ungehindert eindringen läßt, ernährt gleich dutzendweise Anti-Viren-Anbieter.

Fehlende oder mangelhafte Deinstallationsroutinen von Programmen rechtfertigen zusätzliche Uninstaller, die allerdings auch ihre Macken haben, was wiederum Reparatur-Utilities einen Markt eröffnet.

Der Klopfer sind allerdings die in Windows eingebauten Programme Chkdsk und Defrag. Das heißt im Klartext, dass ein Hersteller erst Daten ins Nirwana schickt und Dateien sinnlos auf der Festplatte streut, um dann die User aufzufordern, mittels solcher Tools selbst für Ordnung zu sorgen. Das ist so, als ob VW einen wackligen Motor liefert, aber dafür die Werkzeuge samt der Aufforderung, regelmäßig Ventile und Zündung nachzustellen.

Das ideale Betriebssystem wird überhaupt keine Utilities benötigen, nur wie verscherbelt man dann die einst mühsam für Windows 95 entwickelten Programme auch heute noch? Ganz einfach, man verkauft sie für Handys. Da wirken sie zwar genau so wenig wie in Windows XP, 7, 8,9, aber solche banalen Fakten stören doch keine Werbeabteilung.

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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