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Die überschrittene Grenze

Von tastifix Mittwoch 01.08.2018, 19:18 – geändert Freitag 03.08.2018, 18:34

Es spielte sich während Angelikas Schulzeit ab. Ab Untertertia änderte sich etwas. Nicht allein, dass sie so allmählich in die Pubertät kam, widersprüchliche Gedanken und Fragen über sich selber in ihrem Kopf wirbelten, sondern sie, die eigentlich eine gute Schülerin gewesen war, verschlechterte sich unüblich schnell um zwei Noten. Ja, sogar in ihrem Lieblingsfach Deutsch erntete sie innerhalb von vier Monate statt einer Zwei eine Vier.

Zunächst schrieben es ihre Eltern der Pubertät zu, machten sich keine weitergehenden Gedanken deshalb. Die Noten würden wieder besser werden. Aber als sämtliche Beurteilungen äußerst negativ wurden, sorgten sie sich. Angelika bemühte sich sehr. Doch meldete sie sich, wurde sie von ihrer Klassenlehrerin einfach übersehen. Irgendetwas war da nicht in Ordnung. Angelika ahnte etwas und ihre Freundinnen genauso.

Als sie wieder einmal eine Klassenarbeit zurück erhielt, die wider Erwarten eine einigermaßen durchschnittliche Beurteilung erfahren hatte, setzte sich die Lehrerin auf Angelikas Pult und fragte, wer ihr bei der Arbeit geholfen hätte. Weil aber während der Klassenarbeiten die Pulte weit auseinander standen, war es gar nicht möglich, etwa zu mogeln. Darum verstand das junge Mädchen diese eigenartige Frage nicht und schwieg dazu. Doch die Lehrerin ließ nicht locker und machte ihr den Vorschlag, sie daheim zu besuchen, dann würde sie ihr helfen. Diese Bemerkung irritierte Angelika dann noch mehr. Selbstverständlich besuchte sie die Lehrerin nicht und daraufhin wurde alles nur noch schlimmer.

Und doch kam der Tag, an dem sich Angelika, sich dessen nur vage bewusst, an dieser Lehrerin rächte. Sie sollten eine Abhandlung über das Verhältnis Mann/Frau in der Weltgeschichte schreiben. Inzwischen war die vage Ahnung, die sie gehegt hatte, was hinter dem sonderbaren Verhalten der Lehrerin steckte, zur konkreten Vermutung geworden. Ihre Klassenkameradinnen hegten den gleichen Verdacht. Angelika schrieb wie immer ohne Vorschrift. Es wurden zwölf lange Seiten. Die Grundaussage war letztendlich ganz im Sinne der Lehrerin.
"Männer sind entsetzliche Wesen und zu meiden!"
Ein paar Tage später betrat die Lehrerin den Klassenraum, die Hefte unter dem Arm, setzte sich und kommentiert jede einzelne Arbeit.
"Es geschehen noch Wunder. A, hat eine Eins!"
Nur mit Mühe verkniff sich Angelika das Grinsen. Sie schaute zur Seite zu ihrer Freundin. Die Beiden sahen sich minutenlang an. Dann flüsterte ihre Freundin ihr zu:
"Der hast du es aber gegeben, endlich!!"
Irgendwie hatte Angelika das Gefühl, als ob ihr ein Felsklotz von der Seele gefallen wäre ...

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