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Da wechselt um die alten Inselränder

Von Feierabend-Mitglied 19.01.2025, 15:25

Da wechselt um die alten Inselränder

das winterliche Meer sein Farbenspiel

und tief im Winde liegen irgend Länder

und sind wie nichts. Ein Jenseits, ein Profil;


nicht wirklicher als diese rasche Wolke,

der sich das Eiland schwarz entgegenstemmt.

Und da geht einer unterm Insel-Volke

und schaut in Augen und ist nichts als fremd.


Und schaut, so fremd er ist, hinaus, hinüber,

den Sturm hinein; zwar manchen Tag ist Ruh;

dann blüht das Land und lächelt noch. Worüber?

Und die Orangen reifen noch. Wozu?


Was müht der Garten sich ihn zu erheitern

den Fremden, der nichts zu erwarten schien,

und wenn sich seine Augen auch erweitern

für einen Augenblick —: er sieht nicht ihn.


Wenn er vom Vorgebirge in Gedanken

des Meeres winterliches Farbenspiel

und in den Himmeln ferner Küsten Schwanken

manchmal zu sehen glaubt: das ist schon viel.

Reiner Maria Rilke 1875-1926

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