VERTRAUE DICH
Von egalis Dienstag 28.01.2025, 12:47
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Vertraue dich dem Licht der Sterne,
Beschleicht dein Herz ein bittres Weh.
Sie sind dir nah' in weiter Ferne,
Wenn Menschen fern in nächster Näh';
Und hast du Tränen noch, so weine
O, weine satt dich ungesehn,
Doch vor dem Aug' der Menschen scheine,
Als wär' dir nie ein Leid geschehn.
Verdammt die Welt dich in Verblendung.
So such' auf stillem Waldespfad
Dir neuen Mut für deine Sendung,
Für starke Treu' und freie Tat;
Um vor dir selber zu bestehen,
Trägst du den Sieger in der Brust,
Doch nicht die Menschen lass es sehen,
Wie schweren Kampf du kämpfen musst
Ist dir ein schönes Werk gelungen.
So sei's zu neuem dir ein Ruf;
Hast du ein treues Herz errungen,
So denke, dass es Gott dir schuf;
Wenn deine süß entzückte Seele
Ganz voll von heil'ger Freude ist,
O, nicht den Neid der Menschen wähle
Zum Zeugen, dass du glücklich bist!
Verachte kühn der Selbstsucht Streben,
Wie oft sie dir Verfolgung schwur;
Vor keinem Throne steh' mit Beben,
Furcht hegt ein bös‘ Gewissen nur.
Demütig wirf in nächt'ger Stille
Vor deinem Gott dich auf die Knie
Und bete: «Es gescheh' dein Wille!»
Doch vor den Menschen beug' dich nie.
Und wenn dir Gottes Ratschluss sendet
Der schwersten Prüfung höchste Pein,
Dann hast du's ganz ihm zugewendet,
Mit ihm zu tun und dir allein;
Davon lass nicht die Lippe sprechen,
Ob dir das Herz auch brechen will,
Lass es in tausend Stücke brechen,
Doch vor den Menschen schweige still!
Friedrich Julius Hammer
Aus der Sammlung Heiße Tage
Julius Hammer (1810 - 1862), Friedrich Julius Hammer, deutscher Novellist, Komödienschriftsteller und Redakteur
Quelle: Hammer (Hg.), Leben und Heimath in Gott. Eine Sammlung Lieder zu frommer Erbauung und sittlicher Veredlung, hg. von Julius Hammer 1862. Aus: Schweige still!