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Alte Liebe

Von Feierabend-Mitglied Samstag 01.11.2025, 11:22

Anna und Karl kannten sich, seit sie Kinder waren. Im Kindergarten saßen sie oft nebeneinander, teilten ihre Stifte, lachten über belanglose Dinge und verstanden sich ohne Worte. Damals ahnte niemand, dass diese kindliche Zuneigung ein unsichtbares Band knüpfte, das die Zeit überdauern würde.

Dann kam das Leben. Schule, Arbeit, Umzüge, Familien, all das zog sie weit auseinander. Beide lebten ihr Leben, reich an Momenten, mit Liebe, Verlust, und den Jahren, die schneller vergehen, als man denkt. Doch irgendwo tief im Herzen blieb die zarte Erinnerung an jene leuchtenden Tage der Kindheit.

Viele Jahrzehnte später, inzwischen im Ruhestand, fand das Schicksal einen stillen Weg, sie wieder zueinander zu führen. Es war ein Herbstnachmittag auf einem Dorffest. Karl stand an einem Süßwarenstand, als Anna ihn sah. Sie erkannte ihn sofort – sein Lächeln war dasselbe geblieben, nur von Falten eingerahmt. Ihre Blicke trafen sich, und ein Funken sprang über, als wäre keine Zeit vergangen.

Zunächst waren sie vorsichtig. Ein Kaffee, ein Spaziergang, ein Wiedersehen nach einem halben Leben. Doch die Gespräche wurden vertrauter, das Lächeln wärmer, und bald begannen die alten Gefühle in neuem Licht zu glühen. Sie gingen am Fluss entlang, Hand in Hand, während der Himmel sich über ihnen verfärbte. Kleine Gesten reichten aus, um zu spüren, dass sie sich nie wirklich vergessen hatten.

Eines Abends, als Regen gegen die Scheiben trommelte, saßen sie bei Anna, Wein im Glas, Stimmen gedämpft. Das Licht war weich und die Stille zwischen ihnen voller Spannung. Karl legte seine Hand auf ihre, und als ihre Blicke sich fanden, löste sich all das Zögern, das die Jahre aufgebaut hatten. Ihre Nähe war vorsichtig, fast ehrfürchtig – das sanfte Wiederfinden zweier Seelen, die wussten, was sie verloren hatten.

Von da an blieb Karl immer öfter bei ihr. Er brachte Blumen mit, las ihr vor, und sie lachten darüber, wie selbstverständlich ihr gemeinsames Leben sich anfühlte. Die Tage waren ruhig, erfüllt, und doch von jener leisen Freude begleitet, die nur späte Liebe kennt. An Sonntagen saßen sie auf der Bank im Garten, sahen den Wolken nach und hielten sich an den Händen, als müssten sie nichts mehr erklären.

Eines Abends, die Sonne neigte sich langsam hinter den Bäumen, sagte Karl: „Ich glaube, ich hätte dich nie vergessen können, selbst wenn wir uns nie wiedergefunden hätten.“
Anna lächelte. „Dann hättest du mich im Herzen behalten. Und das war vielleicht genug.“

Sie sahen sich an – zwei Menschen, die das Leben weit geführt und doch heimgebracht hatte. Kein Wort hätte das Gefühl beschreiben können, das sie verband: die Ruhe, das Staunen, die Dankbarkeit.

Als die Dämmerung den Himmel in sanftes Grau tauchte, lehnte Anna den Kopf an seine Schulter. Und in der stillen Gewissheit dieses Augenblicks wussten sie beide: Liebe vergeht nicht. Sie verändert nur ihre Gestalt – wird leiser, tiefer, klarer. Und manchmal braucht sie ein ganzes Leben, um anzukommen.

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