Rom 1
Von Kloopatra Donnerstag 23.05.2024, 20:08
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Ich sitze im Zug und schaue gelangweilt aus dem Fenster. Die Landschaft rauscht vorbei. Das eintönige Fahrgeräusch macht mich irgendwie schläfrig. Nur Landschaft wirkt auf die Dauer langweilig. Mir werden die Lieder schwer. Langsam schlüpfe ich in einen Dämmerzustand zwischen Wachsein und schlafen. Im Halbschlaf fällt mir mein letzter Romurlaub ein.
"Rom die ewige Stadt". „Alle Wege führen nach Rom“ und was es sonst noch für Stereotypen gibt. Die Sonne brennt heiß auf die città wie es so schön im italienischen heißt. Der Asphalt flimmert, während sich die Hitze in den Straßen staut. Obwohl ich sommerlich angezogen bin, sind auf meinem T-Shirt schon großen Schweißflecken zu sehen. Vor mir ist der Trevi Brunnen. Leider befinden sich zu viele Touristen zwischen dem kühlen Nass und mir. Noch schnell ein paar Fotos, die restlichen Personen werde ich weg retuschieren. Plötzlich gibt die Reisegruppe vor mir den Blick frei. Sie folgt dem “guida turistica" zu neuen Ufern. Ich lass mich auf dem Rand der Mauer nieder, tauche die Arme ganz tief in die nasse Erfrischung. Ein tolles Gefühl von Kühle kommt in mir hoch. Die Unterarme sehen bleich aus, bedeckt mit vielen silbernen Perlen. Es ist einfach nur angenehm. So gut es mir auch tut, ewig kann nicht ewig so sitzen bleiben. Kühle Hände und Schweiß, der den Rücken runter läuft passen auf die Dauer nicht zusammen.
Ich breche meine Zelte ab, schlendere weiter und komme so zur Spanische Treppe. Früher konnte man hier Scharen von Hippies aus aller Länder der Welt antreffen. Es wurde musiziert, gekifft und sich dem dolce far niente hingegeben. Manchmal waren die Wolken so intensiv, dass man nur vom Stehenbleiben high wurde. Niente, nichts mehr ist von der Love and Peace Generation übriggeblieben. Ein paar dickbäuchige Touristen, welche die Aussicht auf die Sehenswürdigkeiten versperren, bevölkern die Stufen. Eine Weile schaue ich dem nicht mehr so bunten Treiben zu. Schnell wird es langweilig. Selbst Fotos schießen ist nicht mehr so wie früher. Jeder pocht auf das Recht am eigenen Bild, wenn er ein Objektiv sieht, welches auch nur entfernt in seine Richtung zeigt. Meist ist derjenige gar nicht auf dem fertigen Bild zu sehen. „Sie haben mich doch wohl nicht fotografiert“ ertönt der Standartsatz. Ich habe genug. Weiter geht`s. In einer Seitenstraße finde ich eine kleine Trattoria mit einem schattigen Hof. Erschöpft sinke ich in einen Stuhl und strecke die Beine weit von mir. Es sind nur wenige Gäste da. Ich winke dem Wirt, wie heißt der noch auf Italienisch? Egal er hat mich schon entdeckt. „Un caffè americano per favore“. Zu spät fällt mir ein, dass normaler Kaffee hier Espresso heißt.
Ich schau mir die Leute an. Durch die Hitze angegriffen sitzt ein Mann in der Ecke, starrt nur Löcher in die Luft. Unter dem Baum (was das wohl für einer ist?) eine nicht mehr ganz junge Frau. Sie trägt ein elegantes Outfit zur Schau. Tief hat sie in den Schminktopf gegriffen. Irgendwie hält sie sich an ihrer Zigarette fest. Ein Jüngling macht ihr schöne Augen. Offenbar hält er sie für ein leichtes Opfer seiner Verführungskunst. Sonst herrscht gähnende Leere.
Auf einmal kommt Bewegung in die „Menge“. Die Tür geht auf, und ein Sonnenstrahl taucht die hereinkommende Gestalt in einen Schleier aus flüssigem Gold. Plötzlich liegt Spannung in der Luft. Eine Frau mit einer solchen Ausstrahlung, die alle in Bann schlägt, schaut sich nach einem freien Platz um. Perfekte Figur mit langen, schlanken Beinen, High Heels in denen sie noch größer wirkt als sie ohnehin schon ist. Über der schlanken Taille eine helle, fast durchsichtige Bluse unter der ein perfekt geformter Busen nicht nur zu ahnen ist. Die Spitzen treten deutlich hervor. Einfach Erotik pur. Ich komme ins Schwärmen, was für eine Frau.
Der nächste Gedanken, die muss ich unbedingt kennen lernen. Der Gedanke war da, aber allein mir fehlt der Mut. Wie soll ich ihn ausführen? Ich bin eher der schüchterne Typ. Fremde Frauen an zu sprechen waren immer schon mein Problem. Gespannt warte ich auf ihre Reaktionen. Sie setzt sich an einen Tisch mir gegenüber. Dann kramt sie in den unergründlichen Tiefen ihrer Handtasche. Endlich gefunden entnimmt sie ihr eine altmodische Zigarettenspitze sowie eine Schachtel Gauloises.