"Ein Kanzler, der nichts zu bieten hat außer die Pose, greift zum ältesten Mittel der Manipulation: Er ruft die Krise aus. Nicht irgendeine Krise, sondern die letzte, die größte, die alles verschlingt, wenn er nicht sofort die Zügel strafft. Es ist die Schulung des rechten Propagandisten: Immer ist Krise, immer ist Alarm, immer ist alles kurz vor dem Untergang. Der Trick ist simpel und perfide zugleich. Wer die Gesellschaft permanent am Abgrund wähnt, kann behaupten, dass normale Regeln nicht mehr gelten. Demokratie wird zum Luxus erklärt, Verfahren zu Zeitverschwendung, Widerspruch zu Verrat.
So verwandelt sich das Kanzleramt in eine Sirenenfabrik. Kaum zurück aus dem Urlaub, erklärt er die Regierung unfähig und lädt zum Krisengipfel, als sei die Republik ein Patient im künstlichen Koma, der nur durch seine Schocktherapie überleben könne. Doch die einzige Krankheit liegt im Spiegel: das eigene Scheitern, maskiert als drohende Apokalypse. Der Kanzler braucht den Ausnahmezustand wie der Süchtige die Droge. Er lebt nicht von Erfolgen, sondern von Alarmstufen.
Das Kalkül ist durchsichtig. Wenn die Demokratie als permanent überfordert gilt, dann rechtfertigt man radikale Abkürzungen. Wer ständig das Bild des nahenden Untergangs malt, kann den Bürgern weismachen, dass es „ungewöhnlicher Mittel“ bedarf, um das Vaterland zu retten. Und so wird der Notstand zum Werkzeug, die Rechtsstaatlichkeit zu relativieren und das Politische in einen Bunker zu verlegen, in dem nur noch der Kanzler das Megafon hält.
Doch in Wahrheit ist das keine Rettung, sondern die Simulation einer Katastrophe, die nur dazu dient, eine wirkliche zu verhindern: die Katastrophe der eigenen Bedeutungslosigkeit. Dieser Mann ist nicht Architekt einer Zukunft, sondern Schauspieler einer Untergangsoperette. Seine Politik besteht aus Kulissen, aus dramatisch drapierten Schlagzeilen, aus dem ständigen „gleich ist es zu spät“, nie aber aus dem nüchternen „hier und jetzt tun wir es“.
Dabei hat er ein klares Feindbild: nicht die Armut, nicht die Ungleichheit, nicht die klimatische Verwüstung, sondern die Demokratie selbst, die ihn fesselt und ihn zwingt, Kompromisse einzugehen. Sein Hass auf das Verfahren ist der Hass auf die langsame, mühselige, aber notwendige Arbeit der Politik. Lieber erklärt er die Debatte zum Risiko und den Widerstand zum Verrat, als die mühselige Realität der Sozialpolitik oder den Ernst der Klimakrise zu bewältigen.
Die bittere Ironie ist, dass er die einzige wirkliche Katastrophe, die ökologische, verdrängen muss, weil sie nicht ins Drehbuch passt. Gegen Dürren und Brände hilft kein Krisengipfel, sondern nur Handeln. Doch Handeln kennt er nicht, er kennt nur Alarm. Also schreit er weiter, immer lauter, immer hysterischer, bis das Land glaubt, die Demokratie selbst sei ein Luxusgut, das man in schlechten Zeiten nicht mehr bezahlen könne. Und während er die Republik zur Bühne seiner Rhetorik macht, brennt die Wirklichkeit unbeachtet weiter."
Wemeze
Gerd Hans Sorgenfresser
"Ein Kanzler, der nichts zu bieten hat außer die Pose, greift zum ältesten Mittel der Manipulation: Er ruft die Krise aus. Nicht irgendeine Krise, sondern die letzte, die größte, die alles verschlingt, wenn er nicht sofort die Zügel strafft. Es ist die Schulung des rechten Propagandisten: Immer ist Krise, immer ist Alarm, immer ist alles kurz vor dem Untergang. Der Trick ist simpel und perfide zugleich. Wer die Gesellschaft permanent am Abgrund wähnt, kann behaupten, dass normale Regeln nicht mehr gelten. Demokratie wird zum Luxus erklärt, Verfahren zu Zeitverschwendung, Widerspruch zu Verrat.
So verwandelt sich das Kanzleramt in eine Sirenenfabrik. Kaum zurück aus dem Urlaub, erklärt er die Regierung unfähig und lädt zum Krisengipfel, als sei die Republik ein Patient im künstlichen Koma, der nur durch seine Schocktherapie überleben könne. Doch die einzige Krankheit liegt im Spiegel: das eigene Scheitern, maskiert als drohende Apokalypse. Der Kanzler braucht den Ausnahmezustand wie der Süchtige die Droge. Er lebt nicht von Erfolgen, sondern von Alarmstufen.
Das Kalkül ist durchsichtig. Wenn die Demokratie als permanent überfordert gilt, dann rechtfertigt man radikale Abkürzungen. Wer ständig das Bild des nahenden Untergangs malt, kann den Bürgern weismachen, dass es „ungewöhnlicher Mittel“ bedarf, um das Vaterland zu retten. Und so wird der Notstand zum Werkzeug, die Rechtsstaatlichkeit zu relativieren und das Politische in einen Bunker zu verlegen, in dem nur noch der Kanzler das Megafon hält.
Doch in Wahrheit ist das keine Rettung, sondern die Simulation einer Katastrophe, die nur dazu dient, eine wirkliche zu verhindern: die Katastrophe der eigenen Bedeutungslosigkeit. Dieser Mann ist nicht Architekt einer Zukunft, sondern Schauspieler einer Untergangsoperette. Seine Politik besteht aus Kulissen, aus dramatisch drapierten Schlagzeilen, aus dem ständigen „gleich ist es zu spät“, nie aber aus dem nüchternen „hier und jetzt tun wir es“.
Dabei hat er ein klares Feindbild: nicht die Armut, nicht die Ungleichheit, nicht die klimatische Verwüstung, sondern die Demokratie selbst, die ihn fesselt und ihn zwingt, Kompromisse einzugehen. Sein Hass auf das Verfahren ist der Hass auf die langsame, mühselige, aber notwendige Arbeit der Politik. Lieber erklärt er die Debatte zum Risiko und den Widerstand zum Verrat, als die mühselige Realität der Sozialpolitik oder den Ernst der Klimakrise zu bewältigen.
Die bittere Ironie ist, dass er die einzige wirkliche Katastrophe, die ökologische, verdrängen muss, weil sie nicht ins Drehbuch passt. Gegen Dürren und Brände hilft kein Krisengipfel, sondern nur Handeln. Doch Handeln kennt er nicht, er kennt nur Alarm. Also schreit er weiter, immer lauter, immer hysterischer, bis das Land glaubt, die Demokratie selbst sei ein Luxusgut, das man in schlechten Zeiten nicht mehr bezahlen könne. Und während er die Republik zur Bühne seiner Rhetorik macht, brennt die Wirklichkeit unbeachtet weiter."
Wemeze
Gerd Hans Sorgenfresser