Beethoven und die Schöpfung
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Feierabend-Mitglied
Samstag 18.05.2024, 08:23
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Auf einer Rasenbank sitzend, erklärt Beethoven dem Harfenisten Johann Andreas Stumpff während eines gemeinsamen Ausflugs ins Helenental im Jahr 1824 folgendes:
Hier, von diesen Naturprodukten umgeben, sitze ich oft stundenlang, und meine Sinne schwelgen in dem Anblick der empfangenden und gebärenden Kinder der Natur. Hier verhüllt mir die majestätische Sonne kein von Menschenhänden gemachtes Dreckdach, der blaue Himmel ist hier mein sublimes Dach. Wenn ich am Abend den Himmel staunend betrachte und das Heer der ewig in seinen Grenzen sich schwingenden Lichtkörper, Sonnen oder Erden genannt, dann schwingt sich mein Geist über diese soviel Millionen Meilen entfernten Gestirne hin zur Urquelle, aus welcher alles Erschaffene strömt und aus welcher ewig neue Schöpfungen entströmen werden.
Wenn ich dann und wann versuche, meinen aufgeregten Gefühlen in Tönen eine Form zu geben – ach, dann finde ich mich schrecklich getäuscht: ich werfe mein besudeltes Blatt auf die Erde und fühle mich fest überzeugt, dass kein Erdgeborener je die himmlischen Bilder, die seiner aufgeregten Phantasie in glücklicher Stunde vorschwebten, durch Töne, Worte oder Meißel darzustellen imstande sein wird.
(Ende)
Und genau das war Beethoven und nicht der Mensch, den man wegen seines grimmigen und oft ungehobelten Wesens so sehen möchte bzw. wie man ihn in der bildenden Kunst dargestellt hat. Seine Musik spiegelt sein reiches und tiefes Innenleben wider. Und obwohl er kein Kirchgänger oder religiöser Mensch im üblichen Sinne war, hatte er doch einen tiefen Glauben an den Schöpfer der Welt wie dies in der obigen Schilderung deutlich zum Ausdruck kommt.
Ich wünsche den interessierten Lesern ein frohes Pfingstfest!
Helga