Gräfin J. v. Brunsvik an Beethoven
Von Feierabend-Mitglied Samstag 04.05.2024, 11:35
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Der nähere Umgang mit Ihnen, lieber Beethoven, diese Wintermonate hindurch liess Eindrücke in meinem Gemüte zurück, die keine Zeit - keine Gegenstände tilgen werden. Ob Sie froh oder trauernd sind? - mögen Sie sich selbst sagen. - Auch - was Sie - in dieser Hinsicht, durch Beherrschung - oder freie Überlassung Ihrer Gefühle - dabei vermindern oder vermehren.
Meine ohnedies für Sie enthusiastische Seele noch ehe, als ich Sie persönlich kannte - erhielt durch Ihre Zuneigung Nahrung. Ein Gefühl, das tief in meiner Seele liegt und keines Ausdrucks fähig ist, machte mich Sie lieben; noch ehe ich Sie kannte, machte Ihre Musik mich für Sie enthusiastisch - die Güte Ihres Charakters, Ihre Zuneigung vermehrte es - dieser Vorzug, den Sie mir gewährten, das Vergnügen Ihres Umgangs hätte der schönste Schmuck meines Lebens sein können, liebten Sie mich minder sinnlich - dass ich diese sinnliche Liebe nicht befriedigen kann - zürnen Sie auf mich. -
Ich müsste heilige Bande verletzen, gäbe ich Ihrem Verlangen Gehör. - Glauben Sie - dass ich, durch Erfüllung meiner Pflichten, am meisten leide - und dass gewiss edle Beweggründe meine Handlungen leiteten.