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Heines Brief an Goethe

Von Feierabend-Mitglied Donnerstag 05.10.2023, 11:14

Mit diesem Schreiben, das Heine aufsetzte, als er am Ende seiner Harzwanderung nach Weimar kam, erbat er seinen Besuch bei Goethe am darauffolgenden Tag. Es ist der einzige überlieferte Brief, den er unmittelbar während seiner Reise schrieb.

Ew. Excellenz bitte ich, mir das Glück zu gewähren einige Minuten vor Ihnen zu stehen. Ich will gar nicht beschwerlich fallen, will nur Ihre Hand küssen und wieder fort gehen.
Ich heiße H. Heine, bin Rheinländer, verweile seit kurzem in Göttingen, und lebte vorher einige Jahre in Berlin, wo ich mit mehreren Ihrer alten Bekannten und Verehrern (dem seel. Wolf, Varnhagens & co) umging, und Sie täglich mehr lieben lernte. Ich bin auch ein Poet, und war so frey Ihnen vor Jahren meine »Gedichte« und vor anderthalb Jahren meine »Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo« (Ratkliff u. Almansor) zuzusenden.
Außerdem bin ich auch krank, machte deßhalb vor 3 Wochen eine Gesundheitsreise nach dem Harze, und auf dem Brokken ergriff mich das Verlangen zur Verehrung Göthes nach Weimar zu pilgern. Im wahren Sinne des Wortes bin ich nun hergepilgert, nemlich zu Fuße und in verwitterten Kleidern, und erwarte die Gewährung meiner Bitte, und verharre mit Begeistrung und Ergebenheit H. Heine.


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