Hölderlin an Louise Nast
Von Feierabend-Mitglied Donnerstag 15.02.2024, 13:34 – geändert Donnerstag 15.02.2024, 13:36
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Ab 1786 besuchte Hölderlin die Klosterschule von Maulbronn, dort lernte er seine Jugendliebe Louise Nast kennen. Die Beziehung scheiterte jedoch nach drei Jahren an seinem mürrischen, missmutigen und kränkelnden Wesen. Ende April 1788 schrieb er aus Maulbronn folgenden Brief an Louise Nast, der noch an keine Trennung denken ließ.
Was wir doch für Menschen sind – Liebe! Ich meine, dieser Augenblick, da ich bei Dir war, sei seliger gewesen als alle, alle Stunden, da ich bei Dir. Unaussprechlich wohl war mirs, als ich so oben am Berg ging, und Deinen Kuß noch auf meinen Lippen fühlte – Ich blickte so heiß in die Gegend, ich hätte die ganze Welt umarmen mögen – und noch, noch ists mir so! Deine Veilchen stehen vor mir, Louise! Ich will sie aufbewahren, so lang ich kann. Weil Du den Don Carlos liest, will ich ihn auch lesen, auf den Abend, wenn ich ausgeschafft habe.
Ich mache wirklich über Hals und Kopf Verse – ich soll dem braven Schubart ein Paket schicken. Auf meinen Spaziergängen reim ich allemal in meine Schreibtafel - und was meinst Du? – an Dich! an Dich! und dann lösch ich’s wieder aus. Dies hatt’ ich eben getan, als ich vom Berg herab Dich kommen sah.
O Liebe! An Gott und an mich denkst Du in Deinem Stübchen? Bleibe Du so, wann Du schon vielleicht die einzige unter Hunderten bist.
Kommt Deine Jfr. Schwester Wilhelmine heut? Hast Du ihr das Briefchen geschickt? Oder gibst Du es ihr erst? Ich höre, sie befindet sich besser. Ich soll Bilfingern auch ein Briefchen schicken – aber ich seh’, es ist unmöglich bis morgen.
Wann ich nur immer so zufrieden bliebe, wie ich jetzt bin. Doch – ich liebe Dich ja unter jeder Laune fort – mein Zustand ist also doch nicht der schlechteste. Denke recht oft an mich. Du weißt’s – ich bleibe unzertrennlich Dein Hölderlin
Bevor sich Hölderlin und Louise Nast trennten schrieben sie sich viele sehr innige Liebesbriefe. 1799 erwähnte er in einem Brief an seine Mutter den Bruch dieser Verbindung mit folgenden Worten:
Und daß ich von einer Person, die mir so teuer war, über meine Veränderung, die sie selbst für nötig einsah, und die mich tausend Kämpfe kostete, Vorwürfe hören muß, daß ich denken muß, du machst dem Mädchen traurige Tage – O liebe Mamma! So viel hab ich doch nicht verdient!! – Aber hab ich doch ein gutes Gewissen, und weiß mich unter meinen Büchern zu trösten, und das ist herrlich! Ich wäre vielleicht schon oft auf Irrwege gekommen, wenn mein Los nicht wäre, mehr zu dulden als andere.
(aus: „Behalten Sie mich immer in freundlichem Angedenken“ – Briefe von und an Friedrich Hölderlin)