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Käthe Kollwitz an ihren Sohn

Von Feierabend-Mitglied Dienstag 04.06.2024, 09:52

Käthe Kollwitz an Sohn Hans

(Auszug)
Sonntag, den 15. Oktober 1916

Mein Junge, was hab ich heute Vormittag für herrliche Musik gehört! Die Missa solemnis. Welche Gewalt! Das Credo mit den felsenfesten unerschütterlichen Eingangstönen und dem geheimnisvollen et incarnatus est de spiritu sancto ex Maria virgine et homo factus est. Dann das herrlich gelöste Sanctus und der Schluss: dona nobis pacem.

Neulich las ich, dass Beethoven wie ein Besessener oft außerhalb der Stadt herumgelaufen ist, laut singend, einmal direkt in ein Fuhrwerk herein und vom Kutscher grob ausgeschimpft wurde. Das glaube ich.

Trotz der intensiven Arbeit, die der Musiker leistet, hat man doch nur von den zwei Künsten, der Poesie und der Musik den Eindruck direkter göttlicher Eingebung und Offenbarung. Hat auf mich je ein Bild oder eine Plastik so gewirkt wie Faust oder die Neunte! Bei der Musik ist doch auch der Weg ein weiter von der ersten Konzeption bis zur Vollendung, die Mühe ist wohl mindestens dieselbe. Die Wirkung auf die anderen Menschen ist aber ungleich intensiver.

Deine Mutter

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