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Sehnsucht - Johann Jonsson

Von Feierabend-Mitglied Mittwoch 21.05.2025, 18:17 – geändert Mittwoch 21.05.2025, 18:20

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Wo haben die Tage deines Lebens ihre Farbe verloren und die Gedichte, die durch dein Blut rauschten von Traum zu Traum?
Wo wurden sie Beute der Winde, o Kind, das sich glaubte mit des Wunders ewigem Brunnen in seiner Brust geboren, wo?
Bei solch seltsamen Worten, die eine Stimme auf unserem Weg fallen läßt - oder, so scheint es, der Wind durch die Straßen weht, weicht uns, Schlafwandlern der Gewohnheit, oft einen Atemzug lang die Taubheit aus den erstarrten Gliedern.

Und das Spinnrad der Leere klingt leiser in unseren Ohren.
Und die Langeweile schläft ein in unserem ermatteten Herzen.
Und etwas haucht uns, gleichsam im Halbschlaf, aufs Auge,
wir richten eilends uns auf, und von Erkenntnis geschlagen ruft unsre Seele in vollem Bewusstsein: Wo?
Ach wo? Ist nicht verloren verloren?
Ist’s dem Vergang’nen nicht gleich, ob es Jahre, ob Ewigkeiten begraben? Vergönne mir doch den Moment des Gedenkens, Erinnerung, rufende Stimme, ach, bleib!
Doch ach, wer vermag dich mit Händen zu greifen, heilige Täuschung?

So wandern wir weiter, ein jeder auf seinem Irrweg,
ein jeder in seinem eigenen Leben verloren, ein Fremder,
und unsere Augen benommen und unsere Herzen verwirrt
aus alter Sitte und fester Gewohnheit, sich selbst zu Tode zu lügen….

Aber still, still, still - wie tief unser Bewusstsein schläft,
hören wir doch tagein und tagaus ein Summen im ruhelosen Ohr,
das klingt, als trüge der Wind Herbstklang herbei,
das klingt, als sänge unsere selige Mutter im Meeresrauschen, dem fernen.
Und von Einsamkeit schwer flüstert das Herz leise ins Blau:
Wo? - Ach wo?
- gelesen in „Isländische Lyrik“ - Insel Verlag -

Johann Jonsson hatte keine leichte Kindheit, in Leipzig erzählte er einem Freund aus seinen Kindertagen, von seinen Eltern, einfachen Fischersleuten, von dem abergläubischen Bauern, bei dem er als neunjähriger Knabe in Diensten stand und der ihn halbtot schlug, als er sich an einem heißen Tage in der Heuernte müde auf die Erde neben seinem Rechen hinwarf, dessen Zinken nach oben zeigten (Es ist ein alter Aberglaube, dass der Rechen in dieser Lage den Regen herbeizieht.), und dabei ausrief: ,Ach Gott, wenn es doch bald regnen wollte!’
Er hat auch von dem andern Bauern erzählt, der den damals Elfjährigen mitten in der Nacht wegen ein paar verlorener Schafe, die sich in den Steinöden von der Herde verirrt hatten, in die Wildnis hinausjagte und ihn mit dem Tode bedrohte, falls er unverrichteter Sache wieder zurückkehrte, er hat mir erzählt von seiner Flucht in dieser Nacht und am folgenden Tage durch die Einöden und den reißenden Strom nach dem rettenden Eltern­hause … In schweren Stunden zog er sich gerne in die Welt seiner Träume, der Literatur und der Musik zurück“.
Mehr unter:
repozytorium.amu.edu.pl/ ... /content

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